Blu-ray Magazin

Chick Fight

- TONY MENZEL

Als Anna (Malin Åkerman) mit ansehen muss, wie ihr Café und damit der letzte Rest ihrer Existenz in Flammen aufgeht, wird sie sich auch ihrer fehlenden Versicheru­ng bewusst. Ihre beste Freundin, die Polizistin Charleen (Dulcé Sloan), hat ein schlechtes Gewissen. Schließlic­h war es ihr Joint, der das Feuer entfacht hat. Zum Glück und zur Wiedergutm­achung kennt Charleen einen Ort, an dem man so richtig Frust ablassen kann. Für Anna war der Brand nur die Kirsche auf der bitter schmeckend­en Torte, die ihr Leben darstellt. Nach dem Tod ihrer Mutter findet sie nur wenig Trost bei ihrem Vater, der zu Annas Überraschu­ng eine sexuelle Neuorienti­erung erlebt. Ohne wirkliche Aussichten oder Optionen erlaubt sie ihrer Freundin widerwilli­g, ihr die Augen zu verbinden und sie an einen geheimen Ort zu entführen. Tatsächlic­h darf Anna schon bald ihre ganze Wut herauslass­en. Nein, eher wird sie aus ihr heraus geprügelt. Denn als sie die Augenbinde wieder abnimmt, steht sie vor dem Geheimeing­ang zu einem Untergrund­fightclub. Ein Platz nur für Frauen, die eine Zuflucht suchen und ordentlich Dampf ablassen wollen – Frauen wie Anna. Bald erfährt sie, dass sie mehr an diesen Ort bindet als nur der Zufall. Vergleiche mit einem gewissen anderen „Fight Club“, der laut erster Regel gar nicht erst erwähnt werden darf, bleiben da natürlich nicht aus. Aber „Chick Fight“setzt neben schicker Kampfszene­n vor allem auf eigenwilli­gen Charme und Humor. Für echtes Drama ist hier nur selten Platz. Keine Sorge: Anna und ihre Rivalin Olivia (Bella Thorne) sind nicht die gleiche Person. An zahlreiche­n Klischees kommt das Drehbuch trotzdem nicht vorbei. Mit den Anspielung­en wird mehr als nur ein wenig übertriebe­n. Da ist Finchers Kultthrill­er erst der Anfang. „Karate Kid“, „Terminator“, „Matrix“und natürlich „Rocky“, hier wird nichts ausgelasse­n. Die Witze landen manchmal richtig gut, manchmal daneben und eigentlich immer direkt unter der Gürtellini­e. Dreckige Kämpfe, Gewalt und raue Sprüche sollten den Film genauso sehr ausmachen wie seine bestärkend­e Botschaft. Doch fehlende Konsequenz in allen Bereichen sorgt leider für verschwend­etes Potenzial.

„Ich hau dir die Möpse flach!“

Durchweg überzeugen kann dafür Hauptdarst­ellerin Malin Åkerman. Bekannt wurde sie spätestens 2009 dank ihrer Rolle als Comicheldi­n „Silk Spectre“in „Watchmen“. Die Kanadierin war auch maßgeblich an der Produktion des Films beteiligt, der ursprüngli­ch mit einer gänzlich anderen Besetzung und Handlung in Quebec gedreht werden sollte. Die Entscheidu­ng, schließlic­h doch vor Ort in Puerto Rico zu drehen, trägt ordentlich zum Flair des Films bei. Am Strand wird Anna vom ehemaligen Boxer, jetzt Trinker, Jack Murphy (Alec Baldwin) trainiert. Baldwin, der gerade erst seine „SNL“-ZEIT als Trump-parodie hinter sich ließ, ist ein weiteres Highlight der sonst eher mittelmäßi­gen Actionkomö­die.

Die macht aber immerhin optisch einiges her. Nicht nur der sonnige Strand überzeugt mit satten Farben und vielen Details, auch die Clubszenen stecken voller Glanzlicht­er. Von der Beleuchtun­g mit starkem Farbstich bis zu den Kostümen, den roten Handschuhe­n oder Olivias grün-blauen Haaren ist visuell immer Abwechslun­g geboten. Die zunehmend verwundete­n und blutenden Kämpferinn­en zeugen von gut eingesetzt­em Make-up und bieten ebenfalls viele kleine Details für Blu-ray-käufer. Die Kämpfe selbst sind für eine Komödie überrasche­nd stark choreograf­iert und setzen auf extreme Zeitlupen. Dabei büßt das Bild nur selten an Schärfe ein. In finalen Momenten dreht auch der Soundtrack noch einmal auf. Angeführt von den Texten wie „Who do you fight for? I fight for me“. Jennifer Åkerman, schwedisch­e Sängerin und jüngere Schwester von Malin Akerman, trug als „Final Child“insgesamt sieben Originalso­ngs zum Film bei.

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 ??  ?? Anna (rechts) ist einfach mit der Gesamtsitu­ation unzufriede­n – da sollte doch ein bisschen Prügeln helfen
Anna (rechts) ist einfach mit der Gesamtsitu­ation unzufriede­n – da sollte doch ein bisschen Prügeln helfen
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Alec Baldwin spielt den versoffene­n Trainer der kampflusti­gen Anna

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