Chick Fight
Als Anna (Malin Åkerman) mit ansehen muss, wie ihr Café und damit der letzte Rest ihrer Existenz in Flammen aufgeht, wird sie sich auch ihrer fehlenden Versicherung bewusst. Ihre beste Freundin, die Polizistin Charleen (Dulcé Sloan), hat ein schlechtes Gewissen. Schließlich war es ihr Joint, der das Feuer entfacht hat. Zum Glück und zur Wiedergutmachung kennt Charleen einen Ort, an dem man so richtig Frust ablassen kann. Für Anna war der Brand nur die Kirsche auf der bitter schmeckenden Torte, die ihr Leben darstellt. Nach dem Tod ihrer Mutter findet sie nur wenig Trost bei ihrem Vater, der zu Annas Überraschung eine sexuelle Neuorientierung erlebt. Ohne wirkliche Aussichten oder Optionen erlaubt sie ihrer Freundin widerwillig, ihr die Augen zu verbinden und sie an einen geheimen Ort zu entführen. Tatsächlich darf Anna schon bald ihre ganze Wut herauslassen. Nein, eher wird sie aus ihr heraus geprügelt. Denn als sie die Augenbinde wieder abnimmt, steht sie vor dem Geheimeingang zu einem Untergrundfightclub. Ein Platz nur für Frauen, die eine Zuflucht suchen und ordentlich Dampf ablassen wollen – Frauen wie Anna. Bald erfährt sie, dass sie mehr an diesen Ort bindet als nur der Zufall. Vergleiche mit einem gewissen anderen „Fight Club“, der laut erster Regel gar nicht erst erwähnt werden darf, bleiben da natürlich nicht aus. Aber „Chick Fight“setzt neben schicker Kampfszenen vor allem auf eigenwilligen Charme und Humor. Für echtes Drama ist hier nur selten Platz. Keine Sorge: Anna und ihre Rivalin Olivia (Bella Thorne) sind nicht die gleiche Person. An zahlreichen Klischees kommt das Drehbuch trotzdem nicht vorbei. Mit den Anspielungen wird mehr als nur ein wenig übertrieben. Da ist Finchers Kultthriller erst der Anfang. „Karate Kid“, „Terminator“, „Matrix“und natürlich „Rocky“, hier wird nichts ausgelassen. Die Witze landen manchmal richtig gut, manchmal daneben und eigentlich immer direkt unter der Gürtellinie. Dreckige Kämpfe, Gewalt und raue Sprüche sollten den Film genauso sehr ausmachen wie seine bestärkende Botschaft. Doch fehlende Konsequenz in allen Bereichen sorgt leider für verschwendetes Potenzial.
„Ich hau dir die Möpse flach!“
Durchweg überzeugen kann dafür Hauptdarstellerin Malin Åkerman. Bekannt wurde sie spätestens 2009 dank ihrer Rolle als Comicheldin „Silk Spectre“in „Watchmen“. Die Kanadierin war auch maßgeblich an der Produktion des Films beteiligt, der ursprünglich mit einer gänzlich anderen Besetzung und Handlung in Quebec gedreht werden sollte. Die Entscheidung, schließlich doch vor Ort in Puerto Rico zu drehen, trägt ordentlich zum Flair des Films bei. Am Strand wird Anna vom ehemaligen Boxer, jetzt Trinker, Jack Murphy (Alec Baldwin) trainiert. Baldwin, der gerade erst seine „SNL“-ZEIT als Trump-parodie hinter sich ließ, ist ein weiteres Highlight der sonst eher mittelmäßigen Actionkomödie.
Die macht aber immerhin optisch einiges her. Nicht nur der sonnige Strand überzeugt mit satten Farben und vielen Details, auch die Clubszenen stecken voller Glanzlichter. Von der Beleuchtung mit starkem Farbstich bis zu den Kostümen, den roten Handschuhen oder Olivias grün-blauen Haaren ist visuell immer Abwechslung geboten. Die zunehmend verwundeten und blutenden Kämpferinnen zeugen von gut eingesetztem Make-up und bieten ebenfalls viele kleine Details für Blu-ray-käufer. Die Kämpfe selbst sind für eine Komödie überraschend stark choreografiert und setzen auf extreme Zeitlupen. Dabei büßt das Bild nur selten an Schärfe ein. In finalen Momenten dreht auch der Soundtrack noch einmal auf. Angeführt von den Texten wie „Who do you fight for? I fight for me“. Jennifer Åkerman, schwedische Sängerin und jüngere Schwester von Malin Akerman, trug als „Final Child“insgesamt sieben Originalsongs zum Film bei.