Captain Tsubasa
(2018, Vol. 1)
Nachmittags aus der Schule kommen, die Flimmerkiste anschmeißen und „Die tollen Fußballstars“schauen – das ist eine Kindheitserinnerung, die nicht nur die Generationen der 1980er und 1990er Jahre miteinander teilen. Ganze fünf Anime-serien erhielt Yōichi Takahashis Manga-reihe „Captain Tsubasa“bislang, was den immensen internationalen Erfolg des Fußball-dramas widerspiegelt. Zur bekannten Tvserie „Die tollen Fußballstars“(1983-1986) gesellten sich die Ova-serie „Shin Captain Tsubasa“(1989 – 1990) sowie die Tv-serien „Captain Tsubasa J“(1993–1995) und „Super Kickers 2006 – Captain Tsubasa“(2001–2002), die anlässlich der Fußballweltmeisterschaft 2002 produziert und erst viel später in Deutschland herausgebracht wurde. Waren die oben genannten Serien Fortsetzungen der Ursprungsreihe, in denen der Titelheld Tsubasa zu einem Mann heranreifte und an Spielen der Erwachsenenliga teilnahm, ist die passend zur Fußballweltmeisterschaft 2018 produzierte Serie „Captain Tsubasa“eine Neuauflage der bekannten Handlung, beginnend mit seinem Umzug und dem Wechsel zur Nankatsu-schule. Dank neuester Animationstechnologie sieht die Welt des 12-jährigen Tsubasa Ozora betörend gut aus. Die Geschichte wurde zudem um einige neue Perspektiven und kleinere Nebenhandlungen bereichert, die den Anime näher an den Manga heranrücken. So zieht sich beispielsweise das Duell um den Trainingsplatz zwischen den Nankatsu-sportlern und dem Shutetsu-torwart Genzo Wakabayashi geringfügig weiter in die Länge, während der spätere Nankatsu-trainer Roberto Hongo erst auf Tsubasa aufmerksam wird, als dieser seine
Herausforderung Richtung Wakabayashis Villa schießt. Der rote Faden hingegen bleibt gleich. In den 14 Folgen des ersten Volumes (die erste Staffel besteht aus 28 Episoden) trifft Tsubasa auf Wakabayashi, gründet mit Taro Misaki das „Goldene Duo“, lernt seinen großen Rivalen Kojiro Hyuga kennen und bereitet er sich auf die nationale Jugend fußball meisterschaft vor.
Augenzucker
Da sich die visuelle Qualität stark gesteigert und die narrative Gewichtung sowie die Action-regie zum besseren geändert haben, ist die Serie sowohl für Fans des Originals als auch für jüngere Zuschauer die reinste Freude. Die Kamera folgt dem Ball nun dynamischer. Wo es früher noch viele Schnitte mit statischen Perspektivwechseln gab, verweilt der Blick nun häufiger auf der Action. Auch wurde dem Grundton der Serie ein wenig Aggressivität genommen, ohne der Dramaturgie zu schaden. Im Zentrum steht wie immer Tsubasas optimistischer Spieltrieb und die Liebe zum Sport. Das Salz in der Suppe sind neben den Freundschaftsspielen und Turnieren jedoch die großen Dramen, bei denen es häufig um Krankheiten oder Verletzungen geht, die die
Fußballstars möglicherweise für immer vom Feld holen könnten. Das ist auch der große Unterschied zu vielen anderen Sportdramen im Anime-sektor, die bei all der Energie, welche in den stufenweise durchgeführten Aufbau ihrer Helden gesteckt wird, die realistischen Rückschläge vergessen. Wenn sich hier ein Spieler während einer Turnierrunde schwer verletzt, behindert ihn dies auch in den nächsten Runden, vielleicht sogar für den Rest des Lebens. Wo andere Serien Extreme verfolgen und maximal tödliche Krankheiten bemühen, sind es hier – wie im echten Leben auch – meist Behinderungen, mit denen die Charaktere leben müssen. Stilecht liegt der Blu-ray ein Stickeralbum mit den ersten acht Charakter- und Szenenaufklebern bei. Der Episoden-guide und der Schuber adeln die durchweg gelungene Blu-ray-veröffentlichung. Man muss also kein Fan von Animes oder Fußball sein, um diese großartige Serie zu lieben. Ansonsten ist „Captain Tsubasa“sowieso ein Pflichtkauf.