INTERVIEW MIT MAX HUANG (KUNG LAO)
Hallo Max, wann und warum hast du deine Martial-arts-karriere begonnen?
Ich begann meine Kampfsportkarriere mit elf Jahren. Da ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, gab es bei uns keine Kampfsportschulen in der Nähe. Aber glücklicherweise fand ich einen Ort, an dem ich trainieren konnte. Mein erster Kampfstil war Wing Chun. Das habe ich so ein Jahr lang gemacht. Von da aus entwickelte ich mich weiter und lernte noch andere Kungfu-stile, nahm an nationalen und internationalen Wettbewerben teil. Da ging es hauptsächlich ums Kämpfen. Später ging ich an einen Shaolintempel. Dort kam dann die Performance-seite der Martial Arts ins Spiel. Diese ist sehr schön, ästhetisch, schnell, was sehr gut für Filme geeignet ist. Der Grund, weshalb ich die Performancekunst der Martial Arts lernen wollte, war, dass ich schon seit frühester Kindheit den Traum verfolgte, ins Filmbusiness einzusteigen, um meinen Vorbildern Bruce Lee, Jackie Chan und Jet Li nachzueifern. Der Höhepunkt war dann, dass ich dem nationalen Wushu-team beitreten durfte. Das dürfte so 2015 gewesen sein. Wir gingen zu den Weltmeisterschaften und mir wurde die Ehre zuteil, dass ich Deutschland repräsentieren durfte. Das war richtig cool. Und ja, ich bin nach wie vor am trainieren und lernen. Es ist eine niemals endende Herausforderung.
Und seit wann arbeitest du für das Jackie Chan Stunt Team?
Das passierte 2010 und ist auch eine interessante Geschichte. Jackie kam nach Berlin zur „Karate Kid“-premiere. Und ich war einfach ein Junge bzw. ein Fanboy. Zu der Zeit habe ich aber auch schon Stunts für Filme gemacht. Irgendwie habe ich es geschafft, Jayden Smith, dem Sohn von Will Smith, mein Showreel in die Hand zu drücken. Überraschenderweise nahm er es an. Das nächste, was geschah, war, dass ich eine Mail vom Jackie Chan Stunt Team erhielt. Sie fragten, ob ich bei ihrem nächsten Projekt mitmachen wollte, weil Jackie mein Video mochte. Und so ging es los. Bis heute bin ich Teil des Teams. Ich begann als Stunt-performer vom Basis-level aus und bin dann ein Stunt-koordinator geworden.
Musstest du beim „Mortal Kombat“-casting zeigen, welche Kampffertigkeiten du besitzt?
Der Casting-prozess war verrückt, weil … Es begann, als ich zum ersten Mal in meinem Leben nach Amerika gereist bin. Ich glaube, dass war 2019. Vorher machte ich ausschließlich Stunts, weshalb ich mich nun weiterentwickeln und ein ernsthafter Schauspieler werden wollte. Zuerst ging‘s nach London, um dort einen Abschluss in Schauspielerei zu machen. Dann entschied ich mich, nach Hollywood zu gehen. Die erste Reise war nur ein Zweiwochen-tripp. Ich hatte das große Glück einen Vertrag mit einem Management zu bekommen. Und nachdem ich wieder nach
Hause geflogen bin, schickten sie mir das Angebot zum Vorsprechen zu. Ich selbst nahm es dann zuhause in Deutschland auf Video auf. Das hat mich, glaube ich, drei Tage gekostet. Ich sah es als eine echte Chance. Für jemanden, der Martial Arts seit so langer Zeit ausübt, ist „Mortal Kombat“wie das ultimative Ding, weil es all die Kampfsportelemente besitzt. Also steckte ich meine ganze Energie in dieses Casting-video. Als sie wieder auf mich zukammen, passierte folgendes: Ursprünglich habe ich für Liu Kang vorgesprochen. Sie sagten, „Wir mögen deine Performance, aber wir haben dafür jemand anderes im Auge.“Zwei Monate später kamen sie allerdings noch einmal auf mich zu. Da habe ich schon gar nicht mehr daran gedacht. Und sie sagten mir, dass sie mich gerne als Kung Lao besetzen würden. Ich war so glücklich und vergoss Freudentränen. (lacht)
Gibt es größere Unterschiede zwischen den Arbeitsmethoden chinesischer und amerikanischer Produktionsteams?
Ja, es gibt aus verschiedenen Gründen größere Unterschiede. Zum einen kulturelle. Ich denke, generell arbeiten die Leute in Asien bzw. China ganz anders als die Leute im Westen. Es ist etwas spontaner. In China haben wir das Privileg, dass wir die Action spontan verändern dürfen, wenn wir eine andere Idee vor Ort haben. Wenn wir denken, dass diese besser funktioniert, dann nehmen wir diese Option. Im Westen wiederum hält man an dem fest, was geplant ist bzw. in der Vorproduktion entwickelt wurde. Oftmals gibt es dort so etwas, was wir „Previz“, Vorschau nennen. Das kann etwas sein wie ein Video, welches wir mit einer kleinen Kamera gefilmt haben und das wir dann dem Regisseur zeigen, um ihm zu verdeutlichen, was wir vorhaben. Das funktioniert also als eine Art Storyboard. Es ist sehr unterschiedlich, aber beide Wege haben ihre Vor- und Nachteile. In meinen Augen wäre der beste Weg vermutlich, beides zu kombinieren. Das ist übrigens auch genau das, was wir meiner Meinung nach bei „Mortal Kombat“gemacht haben.
Wie sah das in der Praxis aus? Konntest du in „Mortal Kombat“auch eigene Ideen in deine Kampfchoreografie mit einbringen?
Definitiv! Zunächst einmal muss ich sagen, dass das Stunt-team dieses Projektes einfach nur unglaublich war. Kyle Gardiner war der Stunt-koordinator und Chan Griffin der Kampfchoreograf. Sie haben einfach nur fantastische Arbeit geleistet. Zugleich haben sie mir bei meinen Szenen viele Freiheiten eingeräumt, auf diese Weise konnte ich mit den Bewegungen spielen und meine Ansichten mit einbringen, wenn ich dachte, dass es so passt. Es war ein sehr kooperatives Arbeitsumfeld.
Kung Lao trägt diesen krassen Hut. Ließen sich damit tatsächlich Äpfel schneiden?
Ich denke, Kung Lao und sein Hut haben eine sehr starke Verbindung zueinander. In erster Linie ist es natürlich sein Erkennungsmerkmal. Es erinnert mich an Westernfilme. An Cowboys, die ihren Hut so tragen, dass man ihre Augen nicht so richtig sieht. Das ist sowohl extrem cool als auch sehr mysteriös. Weil sich Kung Lao die meiste Zeit über sehr tough gibt und seinen Hut trägt, wird auch er zum Mysterium. Und das war etwas, was ich genauer ergründen wollte. Hinter dieser Toughnes verbirgt sich eine Verletzbarkeit. So ist er möglicherweise gar nicht dieser toughe Typ. Und der Hut unterstützt ihn darin, der zu sein, der er gern sein möchte. Man kann ihn also auch als eine Art Schild sehen. Zugleich aber auch als Waffe. Wenn mich jemand während einer Kampfsequenz performen sah, sagte er meistens: „Oh, die Bewegungen sehen aber scharf aus!“. Es ging immer um die Schärfe, diese zackigen Bewegungen. Das war genau das, was ich vermitteln wollte – Dem Charakter diese Scharfkantigkeit zu geben.
Vielen Dank für das Gespräch.
Geneigte Fans kostengünstiger Action erhalten hier genau das, was sie sich von dem Werbe-slogan „Martial Arts. Aliens. Nicolas Cage“erhoffen. Na gut... wenn man es genau nimmt, handelt es sich nur um EIN Alien, alles andere ist aber absolut korrekt. Die Geschichte beginnt mit einem Mann (Alain Moussi), der von computergenerierten Wurfsternen durch den burmesischen Dschungel bis an eine steile Klippe gejagt wird, die er herab stürzt. Aufgrund seines angeschlagenen Kopfes verliert er sein Gedächtnis. Die amerikanische Spionageoffizierin Myra (Marie Avgeropoulos), die ihn verhört, hat bei ihm dementsprechend keinen Erfolg, doch ihre Zeit ist ohnehin knapp. Schließlich ist Martial-arts-ikone Tony Jaa („Ong-bak“) als Sondereinheitsmitglied Kueng auf dem Weg, um seinen Kumpel vor den Amerikanern (die kurioserweise eher wie burmesische Stuntmen aussehen) zu retten.
Jäger und Gejagte
Doch was ist mit dem versprochenen Außerirdischen? Die Erklärung ist einfach: Aller 6 Jahre taucht ein tödlicher Alienkrieger auf und kämpft gegen neun Erdenkrieger, bevor er sich wieder verzieht oder besiegt wird. Die Comic-komponente des Films ist eine ganz pfiffige Art, den gezeigten Edeltrash als Kult zu verkaufen bzw. zu suggerieren, dass es eine Comic-vorlage dazu gibt. Die existiert eigentlich auch, nur mit dem Unterschied, dass sie parallel zum Film entstand und Hollywood-veteran Dimitri Logothetis („Mike Hammer“, „Kickboxer“) zusammen mit seinem langjährigen Drehbuchautoren Jim Mcgrath die Geschichte dazu entwarf. Und wo kommt darin nun Nicolas Cage vor, der hiermit sein Martialarts-debüt feiert und im Film lange Haare trägt, damit sein Action-double besser getarnt an seiner Stelle kämpfen kann? In einer Höhle haust der Oscar-preisträger als (natürlich) durchgeknallter Hippie-einsiedler Wylie, der Jake nicht nur an seinen fragwürdigen Küchenweisheiten teilhaben lässt, sondern später auch mit den besagten Erdenkriegern mitziehen und -kämpfen wird. Zur pausenlosen Action (keine Konversation ohne Kampf) gesellt sich eine ganz angenehm eingepegelte Humornote, die den Film zu einem augenzwinkernden Martial-arts-spaß macht. Und der sieht gar nicht mal so übel aus. Das Alienkriegerkostüm ist klasse designt. Günstige Cgieffekte werden leider übermäßig häufig genutzt wie künstlich wirkendes Compositing und seltsam unspektakuläre Cgi-explosionen. Wessen Herz im Takt rostigen Action-trashs schlägt, darf aber ruhig einen Blick riskieren – und wird dank großer Kampf-action auch nicht enttäuscht werden.