The Forgiven
Der Film beruht auf dem von Michael Ashton verfassten Bühnenstück „The Archbishop And The Antichrist“aus dem Jahr 2012. Im Zentrum der Handlung steht der Erzbischof Desmond Tutu (Forest Whitaker), der nach dem Ende der Apartheid die Wahrheits- und Versöhnungskommission (Truth And Reconciliation Commission, kurz TRC) in Südafrika leitet. Sein Charakter beruht auf der gleichnamigen realen Persönlichkeit, die auch gegen die Apartheid und für Menschenrechte tätig war. Die Rolle des Antagonisten übernimmt die fiktive Figur Piet Blomfeld (Eric Bana), in der sich quasi mehrere Personen und reale „Vorbilder“vereinen. Der für Mord verurteilte Blomfeld sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis und ruft Erzbischof Desmond Tutu zu sich, in der Hoffnung, dass sich sein Fall für die TRC eignet und er eine mildere Strafe bekommt. Der ehemalige Erzbischof erhört den Ruf des Gefangenen und lässt sich inmitten von gefährlichen Kriminellen aller Art auf eine zum Nachdenken anregende und lebensverändernde Auseinandersetzung ein.
Autobiografische Einflüsse
Die Inspiration zu dieser Geschichte nahm Autor Michael Ashton nicht nur von seinem eigenen Aufenthalt im Gefängnis und den Gesprächen seiner Mitinsassen, sondern auch von den Aussagen ehemaliger Gefangener, die vor der TRC vorgesprochen hatten. Bei seiner Recherche fiel ihm der Fall eines Gefangenen besonders auf, den er als regelrechte Vorlage für Piet Blomfeld nahm. Diesem wurde die Amnestie der Kommission versagt und er wurde später zu einer Haftstrafe von 222 Jahren verurteilt. Seine Rechtfertigung der Apartheid faszinierte Ashton, sodass er dies in den Charakter Blomfeld einfließen ließ. Die immer tiefer gehenden Gespräche zwischen dem Erzbischof und dem Mörder gehen nicht nur dem Publikum unter die Haut, sondern auch den Charakteren, denn langsam aber sicher wird zumindest ein kleiner Wandel in dem Verbrecher sichtbar, aber auch den Priester lässt dieser Fall nicht mehr los. Die Haupthandlung der beiden Männer wird eingebettet in die verzweifelte Odyssee einer Mutter, die ihre seit drei Jahren vermisste Tochter sucht. Ebenso skizzieren Einblicke in den knallharten Gefängnisalltag der Gang „28“sowie die Machenschaften korrupter und gewaltbereiter Polizisten das soziale Umfeld, in dem sich die Handlung abspielt.
Vergeben und Vergessen?
Während der Film mit seinem Inhalt und seinen absolut aktuellen Themen punkten kann, müssen leider kleine Abstriche bei Bild und Ton gemacht werden. Der Ton weist zwar eine gute Klangqualität sowie Abmischung auf, aber die Räumlichkeit lässt etwas zu wünschen übrig und eine Dynamik wird erst gegen Ende des Films spürbar. Was die Defizite des Bildes anbelangt, betrifft das hauptsächlich die Farbqualität und den Kontrast, der besonders im Gefängnis etwas blass wirkt. Im harten Gegensatz dazu stehen der Kontrast und die satten Farben in der Gewandung des Erzbischofs. Was als Makel interpretiert werden kann, könnte womöglich aber auch ein gezielt eingesetztes stilistisches Mittel sein, um die unterschiedlichen Welten, in denen Tutu und Blomfeld leben, noch schärfer voneinander abzugrenzen. Leider gibt es abgesehen von einer Trailershow kein Bonusmaterial, obwohl an dieser Stelle Interviews und Berichte vom TRC spannend gewesen wären. Inhaltlich überrascht und rührt der Film an so mancher Stelle und gibt tiefe Einblicke, nicht nur in die Geschichte Südafrikas und seinen Gefängnisalltag, sondern vor allem in die menschliche Psyche. Vorrangig regt „The Forgiven“zum Nachdenken an über Vergebung, Hoffnung und Verantwortung, aber vor allem auch über den immer noch gegenwärtigen Rassismus.