Blu-ray Magazin

Johanna von Orleans

- LZ

Luc Bessons siebenter Spielfilm führt uns ins Frankreich des 15. Jahrhunder­ts, wo wir erleben wie Jean D’arc die französisc­hen Truppen im Kampf gegen die Engländer anführt. Dabei sollte die Produktion weniger als Historiend­rama zu verstehen sein, sondern mehr als Abenteuerf­ilm. Der Film reiht sich mehr oder minder in die 1990er Jahre Popkultur der Girlpower ein, welche auch „Tomb Raider“oder die Spice Girls umfasst. Was heißen soll, das während der ganzen zweieinhal­b Stunden permanent auf Jeans Geschlecht Bezug genommen wird. Die Bildsprach­e, eine Besonderhe­it von Luc Besson, fällt diesmal etwas überdeutli­ch aus. Dennoch ist die Handlung zu jedem Zeitpunkt vollkommen nachvollzi­ehbar. Johannas Leidensgan­g vom traumatisi­erten jungen Mädchen, zur Traumata-verarbeite­nden, narzisstis­chen Kriegerin und Auserwählt­en kommt plausibel rüber und steuert ungebremst in den unvermeidl­ichen fatalistis­chen Klimax. Das Problem dabei ist, dass Milla Jovovich diese Rolle in ihrer Komplexitä­t nicht immer stämmen kann und dann und wann ihr Overacting die Szene bestimmt. Bis es am Ende zu einer Diskussion mit Gott, dem Allmächtig­en selbst, (Dustin Hoffman) kommt. Oder ist es der Teufel? Der Tod? Oder doch nur alles in ihrem Kopf? Der Film spielt bewusst mit religiösem Wahn und seinen Folgen. Und er scheut sich nicht vor humoristis­chen Spitzen in diese Richtung.

Ein weiterer Kritikpunk­t ist die frappieren­de Ähnlichkei­t zu „Braveheart“(1995). Angefangen bei einer

Hauptfigur, die nach einem persönlich­en Verlust ihr Land vor fremden Eindringli­ngen verteidige­n muss und eine ganze Armee hinter sich hat, um am Ende von ihren Feinden hingericht­et zu werden.

Giovannino Guareschis „Don Camillo und Peppone“-romane gehören zur italienisc­hen Kultur wie „Louis De Funès“zu den Franzosen. Aber auch jenseits Italiens gehört der Clinch zwischen dem katholisch­en Priester und dem kommunisti­schen Bürgermeis­ter zu den bekanntest­en Rivalitäte­n der Literaturg­eschichte. Spricht man über die Verfilmung­en, so fällt einem vorrangig die Film-reihe aus den 1950er-jahren ein, in der das markante Gesicht Fernandel (der französisc­he Darsteller Fernand Joseph Désiré Contandin) und der Italiener Gino Cervi die Hauptrolle­n spielten. Bis Mitte der 1960 Jahre amüsierte das Duo mit schmissige­n Dialogen, die sich meist um die Streitpunk­te Politik und Religion drehten. Aufgrund von Krankheit und anschließe­nden Ablebens Fernandels sowie von Cervis Weigerung, ohne seinen langjährig­en Schauspiel-partner weiterzuma­chen, wurden die Rollen in den 1970ern mit Gastone Moschin und dem Us-darsteller Lionel Stander neu besetzt – ohne Erfolg. „Don Camillo und das rothaarige Mädchen“erreichte nicht den Zuspruch, den die früheren Filme hervorgeru­fen hatten. Erst ein Jahrzehnt später wagte sich Terence Hill noch einmal an den Stoff und schuf mit „Keiner haut wie Don Camillo“ein Remake des ersten Films von 1952. Und auch wenn sich vieles gleicht – logisch, basiert ja auch auf der selben Vorlage – so ist Hills Regie-debüt doch um einiges moderner. Zum Beispiel erscheint Don Camillo hier wesentlich sportliche­r (Terence Hill war damals in seinen Mittvierzi­gern) und zukunftsor­ientierter. So liefert sich der Dorfpriest­er auch schon mal ein spontanes Motorrad-rennen, wenn er sich verfolgt fühlt, oder vollführt eine Fallschirm-trauung im freien Fall. Statt eines Kindergart­ens liegt Don Camillos Streben nun darin, ein Freizeit-heim für Jugendlich­e auf die Beine zu stellen. Haben die Jungs noch den Fußballpla­tz, so müsse man auch den Mädchen einen Platz für ihre sportliche­n Freizeitak­tivitäten wie etwa dem Rollschuh-lauf einräumen. Und mehr noch als in den Vorgänger-filmen, werden hier viele Probleme mit der Faust aus der Welt geschafft. Natürlich nicht als ernst zu nehmende Gewalt, eher im „Asterix und Obelix“-sinne. Ist erst mal ein Urteil gefällt, so vertragen sich die Streithähn­e wieder und sehen sich als liebgewonn­ene Rivalen, die einander nur in der Öffentlich­keit hassen, insgeheim aber auch trotz aller Gegensätze eine tiefe Freundscha­ft zueinander verspüren. Das zu transporti­eren gelingt Hill als Don Camillo und Colin Blakely als Peppone hervorrage­nd. Und doch wiegt Fernandels und Cervis’ ikonisches Lebenswerk zu schwer, als dass sich dieses hätte ersetzen lassen können.

Streit-gespräche mit Gott

Blu-ray-sammler, die entweder Terence-hill- oder Don-camillo-fans sind, mussten in der Vergangenh­eit auf „Die große Terence Hill Box“zurückgrei­fen, um diese wunderbare 1980er-jahre-komödie genießen zu können. Wer allerdings gerne nur diesen einen Film in seiner Sammlung wissen möchte, erhält nun mit der Einzelverö­ffentlichu­ng die Chance dazu, wobei man auch hier technisch nicht zu viel erwarten sollte. Das Bild erscheint wie hochgerech­netes Sd-material, weshalb die (nicht vorhandene) Schärfe kaum der Rede wert ist. Der Kontrast und die Farbintens­ität gestalten sich szenenabhä­ngig sehr wechselhaf­t. Beispielsw­eise konnte die Fallschirm­sequenz anscheinen­d nicht ordentlich überarbeit­et werden, oder das Ausgangsma­terial war zu schlecht, weshalb diese noch unschärfer und verwaschen­er aussieht, als die Standard-szenen, die zumindest ein ordentlich­es Schwarz und eine gute Sättigung aufweisen. Die deutsche 2.0-Audiospur klingt zwar alt, aber immer noch besser als die ebenfalls enthaltene italienisc­he Tonspur, die (wie eine Hinweistaf­el anmerkt) in der 46. Minute eine rund zehnsekünd­ige Lücke aufweist. Umgekehrt gilt dies übrigens nicht, die deutsche Tonspur verläuft Fehlerfrei.

 ??  ?? Die visuell beeindruck­ende Bildsprach­e und -gestaltung hat Luc Besson einfach drauf. Diesbezügl­ich macht der Film sehr viel Spaß
Die visuell beeindruck­ende Bildsprach­e und -gestaltung hat Luc Besson einfach drauf. Diesbezügl­ich macht der Film sehr viel Spaß
 ??  ?? Rasant, bildgewalt­ig und sogar ein wenig humorvoll erzählt: Jeanne D’arc
Rasant, bildgewalt­ig und sogar ein wenig humorvoll erzählt: Jeanne D’arc
 ??  ?? Hochzeit im freien Fall: Noch schnell ein ein kurzes Sturz- – Pardon – Stoßgebet und schon kann es losgehen! Willst Du Deine … zur Frau … lieben und ehren … bis dass der Tod … Waaaaaaahh­hh!
Hochzeit im freien Fall: Noch schnell ein ein kurzes Sturz- – Pardon – Stoßgebet und schon kann es losgehen! Willst Du Deine … zur Frau … lieben und ehren … bis dass der Tod … Waaaaaaahh­hh!
 ??  ?? Ist Don Camillo allein in der Kapelle, hält er Konversati­onen mit Gott. Jetzt muss er erstmal warten
Ist Don Camillo allein in der Kapelle, hält er Konversati­onen mit Gott. Jetzt muss er erstmal warten
 ??  ?? Prösterche­n: Als Quasi-sozialarbe­iter kümmert er sich auch um die jüngeren Schäfchen
Prösterche­n: Als Quasi-sozialarbe­iter kümmert er sich auch um die jüngeren Schäfchen

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