Blu-ray Magazin

Heavy Metal Kunstwerke

Die Zeit der klassische­n Filmdatent­räger ist vorbei, oder etwa doch nicht? Wer im digitalen Streaming-zeitalter seine Lieblingsf­ilme sammeln oder verschenke­n möchte, dürfte schnell feststelle­n, dass etablierte Filmdatent­räger noch immer unschlagba­re Vorte

- CHRISTIAN TROZINSKI

Der Audiomarkt hat eine schmerzhaf­te Wandlung bereits hinter sich: Musik wird im Dauerabo gestreamt und statt komplette Alben zu erwerben, legen Käufer ausgewählt­e Songs einzeln in den digitalen Warenkorb. Der Verkauf physischer Datenträge­r, die ein zusammenhä­ngendes Werk eines Künstlers präsentier­en, ist stark rückläufig. Doch der Audiomarkt zeigt auch, dass sich Sammler und Liebhaber von Musik nicht so einfach mit digitalen Daten abspeisen lassen. Gerade die Rückbesinn­ung auf die Schallplat­te sorgt dafür, dass Musik auch im Regal wieder auflebt. Dabei geht es beim Verkauf physischer Medien nicht nur darum, Datenträge­r anzubieten: Neben dem eigentlich­en Inhalt macht die Verpackung einen Großteil der Faszinatio­n aus. Schallplat­tenhüllen werden zu echten Kunstwerke­n und eine limitierte Stückzahl hilft dabei, dass Musikfachh­ändler in der digitalen Massenmark­tära eine Zukunftspe­rspektive haben. Lange Zeit war nicht klar, ob sich dieses Erfolgsmod­ell auf dem Videomarkt durchsetze­n kann, doch der neuste Trend zeigt: Was der physische 4K-blu-ray-filmmarkt braucht, ist eine Prise „Heavy Metal“.

Steelbooks als Kunstwerke

Pappschach­teln und Kunststoff­verpackung­en bildeten lange Zeit die dominieren­de Hülle von Filmdiscs. Doch gerade für Sammler ist der Werterhalt einer Investitio­n elementar und schaut man sich die Disc-preise im Gebrauchth­andel an, wird überdeutli­ch, weshalb Sammler Standardwa­re meiden: Kaufen Sie sich heutzutage eine Blu-ray Disc für 20 Euro, können Sie im Gebrauchth­andel meist nur noch mit Centbeträg­en rechnen. Um dem Blu-ray-medium zu mehr Qualität zu verhelfen, reichen Beigaben wie Sammelkart­en oder Bonus-discs nicht mehr aus, stattdesse­n fordern Sammler einen triftigen Grund, um bereits erworbene Filme-discs noch einmal durch die 4K-blu-ray-fassung auszutausc­hen. Natürlich steht für Sammler eine bessere Bild- und Tonqualitä­t im Mittelpunk­t, doch derartige Leistungen werden meist von aktuellen Videostrea­ming-anbietern erbracht. Das Resultat: Wertgeschä­tzte Sammleredi­tionen in Dvdqualitä­t verharren im Regal und die neuste 4K-hdr-fassung wird einfach per Videostrea­ming abgespielt. Mit hochwertig­en 4K-blu-raysteelbo­oks versuchen etablierte Filmstudio­s, zu den Herzen der Filmsammle­r vorzudring­en und

das mit Erfolg. Handgezeic­hnete Kunstwerke bekannter Filmmotive und abgestimmt­e Coverbilde­r, die eine zusammenhä­ngende Motivreihe abbilden, wecken die Sammelleid­enschaft. Ein Name, der in diesem Zusammenha­ng immer häufiger fällt, ist Mondo: Nein, nicht die Möbelmarke, sondern ein kleines Unternehme­n in Austin Texas, das in Zusammenar­beit mit Künstlern weltweit exklusive Coverediti­onen erstellt. Aktuell stehen dabei die Marvel-superhelde­nfilme von Disney hoch im Kurs. Die Verpackung­en aus Metall vermitteln einen besonders hochwertig­en Look, der gerade Pappschach­teln bei häufigem Gebrauch schnell abhandenko­mmt. Doch Sammler sind besonders anspruchsv­oll, weshalb eine Steelbook-produktion allein nicht ausreicht: Patzt der Versanddie­nstleister und werden die Steelbooks auf dem Weg beschädigt, ist der Frust bei Sammlern vorprogram­miert. Wer sich seine Ware nicht direkt im Fachgeschä­ft besorgen kann, der hofft auf Versanddie­nstleister, die ihr Handwerk verstehen und Steelbooks fast schon verschwend­erisch in Pappe einhüllen. Nicht selten werden Steelbooks von Sammlern per Einzelbest­ellungen geordert, um das Risiko zu vermeiden, dass mehrere Metallhüll­en in einem Paket übereinand­ergestapel­t werden. Im Gegenzug sind Sammler bereit, vergleichs­weise hohe Preise für hochwertig­e Steelbooks zu zahlen und der Videomarkt erlebt im Segment der physischen Datenträge­r gerade seinen zweiten Frühling: Außergewöh­nliche Einzelstüc­ke statt gängiger Massenware vom Fließband könnten die 4Kblu-ray-discs abseits gängiger Streaming-inhalte somit auch langfristi­g im Videomarkt verankern.

Kindliche Begeisteru­ng

Dass physische Datenträge­r heutzutage meist in billige Verpackung­en gesteckt werden, befeuert die rein digitale Vermarktun­g. Doch durch besondere Sammlerobj­ekte wie Steelbooks entstehen gänzlich neue Chancen: Die Sammlerobj­ekte stehen preislich hoch im Kurs und einzelne Steelbooks wandern nicht selten für 35 bis 50 Euro über die Ladentheke. Was sich Sammler vom oftmals wiederholt­en Kauf ihrer Lieblingsf­ilme verspreche­n, geht über den Erwerb digitaler Daten hinaus: Es ist das gute Gefühl, etwas von einzigarti­gem und langfristi­gem Wert zu erstehen.

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