Five Senses Of Eros
Beziehungs-anthologien wie „Tatsächlich Liebe“(2003) haben den Vorteil, dass sich ihre episodenhaften Einzeldramen auf das Wesentliche konzentrieren können: Spielarten der Liebe in der heutigen Zeit. Der 2009 produzierte koreanische Film „Five Senses Of Eros“berief fünf Regisseure zu jeweils einer rund 20- bis 25-minütigen komplett eigenständigen Episode. Zusammengeschnitten zu einem themenkohärenten Werk birgt der Streifen unterschiedlichste Perspektiven auf das Beziehungsthema, die trotz der ganzen Unabhängigkeit der einzelnen Filmemacher doch überraschende Ähnlichkeiten aufweisen. Die erste Episode „His Concern“zeigt eine „Before Sunrise“-ähnliche Situation, bei der ein Geschäftsreisender die Frau in der Bahn kennenlernt und die beiden irgendwo zwischen Arbeit und Feierabendverkehr ihr erstes Date miteinander verbringen. Äußerlich ziemlich kalt und oberflächlich bricht die innere Stimme der beiden Protagonisten das Eis und die Zuschauer hören witzigerweise, was sie wirklich denken. Episode 2 „Ich bin da“stellt zunächst das Versteckritual eines Liebespaares vor, wenn der Mann von der Arbeit nach Hause kommt. Der Kurzfilm spielt dabei bewusst mit der An- und Abwesenheit der Partnerin, mit der schwindenden Lust, sie zu suchen und der großen Angst des Verlustes. Wer bislang den Sex vermisste, wird zu Beginn des dritten Kurzfilms „Der 33. Mann“mit eben jenem überrascht. Mitten im Akt taucht ein Geist auf, durchbohrt das Herz des Mannes und jagt der fliehenden Frau hinterher – CUT! Die Handlung spielt am Set eines Horrorfilms, bei dem die ältere Darstellerin der jüngeren Geistmimin erst noch erklären muss, wie der Hase wirklich läuft – und das nicht nur in Bezug auf ihre schauspielerische Qualität. Die Diva besitzt nämlich ein eigenes kleines Geheimnis, wie sie ihr jugendliches Äußeres aufrecht erhält. Nicht ganz so blutig, aber dennoch übernatürlich geht es im vierten Kurzfilm „La Fin Et Le Debut“weiter. Auch in dieser geisterhaften Geschichte geht es um den Verlust des Partners, der anscheinend eine Affäre mit einer jüngeren Frau hatte. Diese besteht nach seinem Ableben darauf, im Haus der Protagonistin und ihres verstorbenen Partners zu leben – wobei „leben“nicht zwingend der richtige Ausdruck dafür ist. Die letzte Episode „Believe In The Moment“zeigt drei Liebespaare, die ihre Partner wechseln, um sich über ihre Gefühle mit ihren richtigen Partnern klar zu werden. Wer herausfindet, wer hier mit wem zusammen ist, bekommt am Ende den Hauptgewinn der Erkenntnis.
Ernste Dramen
„Five Senses Of Eros“ist eine Sammlung intelligenter Visionen und wertvoller Erfahrungen in Beziehungsfragen. In drei der fünf Episoden geht es um die Trennung bzw. darum, Abschied zu nehmen. In zweien um das Kennenlernen bzw. das richtige Bezirzen. Interessant ist auch, dass über die Hälfte der Geschichten mit Elementen aufwarten, die als übernatürlich interpretiert werden können. Und jede der fünf Pointen geht auch tatsächlich auf. Während westliche Beziehungsanthologien also zum Wohlfühlen einladen und fast ausschließlich die aufregende, emotionsreiche Kennenlernphase thematisieren, ist dieses koreanische Exemplar mutiger und springt auch schon mal augenzwinkernd über die Genregrenzen hinaus in die Gefilde des Geisterfilms. Ernst bleiben die Themen dennoch in allen Kurzfilmen und behandeln allesamt Tropen, die das gegenwärtige Leben bestimmen – ein Leben für die Arbeit, in dem Liebe und Romantik meist zu kurz kommen.
Fast alle Kurzfilme spiegeln visuell die blasse Alltagswelt wider, zeigen also viel künstliches Licht ohne kräftige Kontraste. Die Schärfe lässt ebenfalls zu wünschen übrig, dafür gibt es keinerlei Bildfehler.