A Quiet Place 2
Im Jahr 2018 überraschte der kleine Horrorfilm „A Quiet Place“mit seiner, für das Genre, ungewohnt ruhigen Tonart. Da die Kreaturen im Film auf jedes laute Geräusch reagieren, waren die Protagonisten darauf angewiesen, mit Bedacht und in aller Stille zu handeln. Die meisten Szenen wurden in den recht kurzen 85 Minuten auf ihre rein bildliche Erzählung reduziert. Schauspieler, Autor und Regisseur John Krasinski ist mit diesem Monsterfilm ein Kleinod der (Horror-) Filmgeschichte gelungen. Auch wenn nicht jede Entscheidung im Drehbuch immer die logischste bedeutete. Einiges fühlte sich sehr aufgesetzt an. Nach zwei Jahren ist Krasinski als Regisseur und Autor mit der Fortsetzung zu „A Quiet Place“zurück. Doch betonte er im Vorfeld in jedem Interview, dass er nie vor hatte, ein Franchise aus dem Stoff zu basteln. Leider merkt man diesen Umstand „A Quiet Place 2“an. Die detailverliebte postapokalyptische Welt ist in diesem Teil sehr generisch ausgefallen. Wo im ersten Part noch das Familienleben in aller Stille gezeigt wurde und dem Zuschauer die Kompromisse mittels Bildsprache präsentiert wurden, gleicht das Leben in der trostlosen Welt in „A Quiet Place 2“sehr ähnlichen Produktionen. Da gibt es verwahrloste, haarige Einsiedler und bösartige, kompromisslose Redneck-banden. Es ist leider kein Gespür mehr für das kreative, problemlösende Alltagsleben im Umgang mit auditiv überlegenen Monstern übrig. Stattdessen wird von Ort zu Ort gezogen. Schade!
Gleiche Spannung – mehr Monster!
„A Quiet Place 2“ist in Sachen Produktionsaufwand dem ersten Teil weit überlegen. Der Fortsetzung stand im Vergleich zum 17 Mio. Us-dollar teuren Vorgänger ein dreimal so großes Budget zur Verfügung. Dieses Merkmal zeigt sich schon in der Eröffnungssequenz. Da wird das Sequel kurzum zum Prequel. In einer spektakulären parallelen Montagesequenz erleben wir Tag 1 des Endes der Menschheit. Was im Vorgänger nur angedeutet wurde, da viele Informationen nur auf den Zeitungsausschnitten im Hintergrund in Erscheinung traten, wird hier visuell bestätigt. Die Monster kommen mittels Meteoriten aus dem All auf unsere Erde. Gleichzeitig erleben wir den ersten Überlebenskampf von Evelyn (Emily Blunt) und Lee Abbott (John Krasinski in einem 7-Minütigen Cameo-auftritt), bei dem beide versuchen, ihre Kinder zu schützen. Der Rest der Handlung spielt nach dem ersten Teil und scheint fürs erste ziellos nirgendwo hinzuführen.
Im Vordergrund steht die Entwicklung der Kinderfiguren, deren Reise Krasinski als eine Reise des Erwachsenwerdens inszeniert. Gegen Ende des Films nehmen Regan (Millicent Simmonds) und Marcus Abbott (Noah Jupe) die Zügel selbst in die Hand. Regan wird eine neue Vaterfigur in Gestalt des Einsiedlers Emmett (Cillian Murphy) von Krasinski zur Seite gestellt, um ihre Entwicklung von der Schülerin zur Meisterin zu verdeutlichen. Auf der anderen Seite muss sich Emmett als neue Vaterfigur gegenüber Regan erst einmal beweisen. So hat jeder Charakter seine eigene, ganz persönliche Reise.
Trotz des höheren Budgets und der damit verbundenen erhöhten Anzahl an monströsen Begegnungen,
setzt der Film vermehrt auf wirksame Spannungssequenzen im Stile von Teil 1. Aus „A Quiet Place 2“wird zwar nicht „A Quieter Place“, dennoch ist die Spannung in vielen Szenen so gut gelungen wie im Vorgänger. Letztendlich macht die Fortsetzung alles richtig, was ein spektakuläres Sequel nun mal braucht. „A Quiet Place 2“verhält sich zum Vorgänger wie „Aliens - Die Rückkehr“(1986) zu „Alien“(1979). Es ist eine spannungsgeladene, intensive Achterbahnfahrt, die von Anfang bis Ende unterhält. Das ist es zwar nicht, was Teil 1 ausgemacht hat, da aber von Anfang an keine Forstsetzung geplant war, kann man sich getrost mit dem zufrieden geben, was man bekommen hat.