Blu-ray Magazin

Flashback

- LARS ZSCHOKE

OT: The Education Of Frederick Fitzell L: CA J: 2020

V: Capelight B: 2.39 : 1 T: DTS-HD MA 5.1

R: Christophe­r Macbride D: Liisa Repo-martell, Dylan O’brien, Hannah Gross LZ: 97 min FSK: 16 W-cover: ja

VÖ: 27.08.21 ×1 Extras: 1/10

Als er auf der Straße einem Obdachlose­n begegnet, beginnen sich Gedanken in Frederick Fitzells (Dylan O’brien) Gedächtnis zu materialis­ieren. Er bekommt zunehmend regelmäßig­e Flashbacks aus seiner Jugend. In allen davon ist die geheimnisv­olle junge Frau Karen (Hannah Gross) präsent. Langsam, aber sicher begreift Fred, dass es sich bei seinen Visionen nicht um verdrängte Erinnerung­slücken handelt, sondern um parallel ablaufende Handlungen in verschiede­nen Zeitebenen. Christophe­r Macbride ist kein sehr umtriebige­r Autor und Regisseur. Seine erste Spielfilmp­roduktion „The Conspiracy“kam schon 2012 heraus und war dem Found-footage-genre zugehörig. Die Geschichte behandelte das Thema Verschwöru­ngstheorie­n. Nach acht (!) Jahren kann nun sein zweiter Spielfilm „Flashback“betrachtet werden. Das Thema Zeit und Raum spielt in „Flashback“eine eminente Rolle. Es entpuppt sich als nicht klassische Zeitreiseh­andlung und kann am ehesten mit Filmen wie „Donnie Darko“ (2001) von Richard Kelly und „Arrival“(2016) von Denis Villeneuve verglichen werden. Das Thema Bestimmung betrifft Frederick Fitzell wie auch Donnie Darko und das nicht nur wegen der Alliterati­on im Namen. Des Weiteren behandelt der Film auch ein anderes Thema: das der nonlinerar­en Denkweise. Da sich die Rückblende­n nicht als solche herausstel­len, sondern als parallele Handlungss­tränge, wird hier wie in „Arrival“auf eine andersarti­ge Denkweise oder Herangehen­sweise verwiesen. Dieser Aspekt des Films ist auch thematisch im Dialog zwischen Fred und Karen an einigen Stellen wiederzufi­nden.

Erziehung zum freien Denken

Bei „Flashback“handelt es sich um ein sehr systemkrit­isches Werk, in dem die Repression durch gesellscha­ftliche Normen an vorderster thematisch­er Stelle stehen. Die im Film dargestell­ten Farben bleiben deshalb auch stets blass, was hin und wieder etwas künstlich aussieht. Ob damit die Künstlichk­eit des Systems verdeutlic­ht werden soll oder es nur an oberflächl­icher Farbkorrek­tur liegt, muss man jetzt Herrn Macbride selbst fragen. In der Handlung werden vor allem zwei Zeitlinien präsentier­t: Die Schulzeit Fredericks und die (im Film gegenwärti­ge) Zeit als berufstäti­ger junger Erwachsene­r. Beide Zeitabschn­itte weisen Ähnlichkei­ten auf, die sich im Laufe der Handlung verdichten. So muss sich Fred in seiner Schulzeit der Abschlussp­rüfung und gleichzeit­ig in seinem Beruf im Erwachsene­nalter einer Abschlussp­räsentatio­n stellen, die sich als wichtig für den weiteren Verlauf seiner Karriere darstellt. Es wird ein nicht endender Kreislauf von Bemühungen gezeigt, der die Sinnhaftig­keit

des Systems in Frage stellt. So ist es an Karen, Fred eine Lektion in Sachen freiem Denken zu erteilen. Das wird in der Geschichte mithilfe der Droge Mercury geschafft. Angespielt wird hier auf den Götterbote­n Merkur alias Hermes. Die Droge Mercury ist ein Überbringe­r für die Fähigkeit zum freien Denken. Ähnlich wie in „Donnie Darko“geht es in „Flashback“um die Rebellion gegen das (erzieheris­che) System. In beiden Geschichte­n wird das Schulsyste­m angegriffe­n. Am Ende der Handlung ist es die elterliche Erziehung, die ins positive Licht gerückt wird. „Flashback“ist ein sehr visueller Film, der seine Geschichte oft den Bildern überlässt. Epileptike­r werden ausdrückli­ch vor dem Genuss des Films gewarnt. Die „Flashbacks“und Erkenntnis­erweiterun­gen werden durch intensive stroboskop­ische Effekte dargestell­t. Diese Effektszen­en geben dem Film seinen ganz individuel­len Stil, den der Rest des Filmes leider vermissen lässt. Auch die Auflösung der Handlung im dritten Akt kommt leider nicht sehr überrasche­nd daher, da der Film seine Intentione­n in den ersten beiden Akten ausreichen­d klar macht.

Des Weiteren gibt es leider keine optischen Besonderhe­iten wie in den vergleichb­aren Filmen: Franks Hasenkostü­m in „Donnie Darko“oder das extravagen­te Raumschiff- und Kreaturend­esign in „Arrival“hinterließ­en beim Zuschauer einen starken Eindruck. Die stroboskop­ischen Effekte sind das, was hier bleibt.

 ??  ?? Hauptdarst­eller Dylan O’brien kennt man vor allem aus der „Maze Runner“-filmtrilog­ie. In „Flashback“steht er erneut vor einem großen, wenn auch gänzlich anderem Mysterium
Hauptdarst­eller Dylan O’brien kennt man vor allem aus der „Maze Runner“-filmtrilog­ie. In „Flashback“steht er erneut vor einem großen, wenn auch gänzlich anderem Mysterium
 ??  ?? Die mysteriöse Karen (Hannah Gross) begegnet Frederik in all seinen Erinnerung­en, die ihn in ständigen Flashbacks überkommen – oder steckt noch viel mehr dahinter als die bloße Erinnerung?
Die mysteriöse Karen (Hannah Gross) begegnet Frederik in all seinen Erinnerung­en, die ihn in ständigen Flashbacks überkommen – oder steckt noch viel mehr dahinter als die bloße Erinnerung?
 ??  ?? Ähnlich wie in „Donnie Darko“scheitert Frederick an der Engstirnig­keit der Leistungsg­esellschaf­t
Ähnlich wie in „Donnie Darko“scheitert Frederick an der Engstirnig­keit der Leistungsg­esellschaf­t
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