Blu-ray Magazin

Bloody Hell – One Hell Of A Fairy Tale

- LARS ZSCHOKE

Rex (Ben O’toole) hat sicherlich mehrere Probleme im Leben, aber da gibt es das eine große Problem: Seit seinem Afghanista­n-einsatz ist er mit psychische­n Störungen geplagt. Diese äußern sich in einem instabilen Geist und in Form einer Projektion seiner selbst, mit der er sich unterhält und die nicht immer die besten Entscheidu­ngen für ihn trifft. Man könnte sagen, diese Projektion ist sein kleines Teufelchen, nur dass es nicht auf seiner Schulter sitzt. Eine der schlechtes­ten Entscheidu­ngen, die „Evil-rex“trifft, ist in einem Banküberfa­ll zu intervenie­ren. Zuerst läuft alles glatt, doch am Ende gibt es Verluste unter den Geiseln und Rex wird der Fahrlässig­keit mit Todesfolge angeklagt. Nach acht Jahren Gefängnis will er nach Finnland auswandern. Hätte er bloß gewusst, dass dort eine Familie voller Kannibalen auf ihn wartet.

Die Idee zu dieser Groteske kam Autor Robert Benjamin nach eigenen Aussagen am Flughafen, wo ihn eine ausländisc­he Familie permanent anstarrte. Er hat sich vorgestell­t, dass sie ihn verspeisen wollten. Das macht den erfahrenen Filmeditor­en Benjamin entweder zu einem Menschen mit sehr viel Fantasie oder zu einem Rassisten. „Bloody Hell“ist sein erstes eigenes Spielfilmd­rehbuch. Leider kann man nicht so richtig sagen, ob der ganze Blödsinn nun ernst gemeint ist oder nicht. Die Horrorfilm­elemente überwiegen. Auch die Banksequen­z, die aus einem erstklassi­gen Action-reißer stammen könnte, wird mehrmals im Film verwendet. Ebenso ist die Figur des Rex dem typisch muskulösen, amerikanis­chen Heldenfigu­ren nachempfun­den. Tiefe Stimme, vor dem Sprechen erst mal Luft holen und an den richtigen Stellen eine Pause lassen. Hin und wieder bricht der Film aus seinen etablierte­n Genres aus, um die ein oder andere spaßige Pointe abzufeuern. Leider besitzt Rex kein so gutes Timing wie beispielsw­eise Spider-man oder Deadpool. Und warum überhaupt Finnland? In „Brügge sehen und sterben“wird die Stadt selber inszeniert und in die Handlung integriert. Hier sieht man nichts von Helsinki. Auf diesem Fundament eine Geschichte aufzubauen, ist schon sehr wackelig. Dazu gesellt sich noch der Fakt, dass die finnische Kannibalen-familie von australisc­hen Darsteller­n gespielt wurde.

Protagonis­t und Regie reißen es raus

Alles Positive bei dem Streifen liegt im optischen Segment. Regisseur Alister Grierson ist ein erfahrener Mann seines Fachs. Er hat unter anderem den hübsch anzuschaue­nden Film „Sanctum“von 2011 in Szene gesetzt, welcher von James Cameron produziert wurde. Da das Drehbuch von „Bloody Hell“sich nicht wirklich einig ist, welchem Genre der Film angehören soll, inszeniert Regisseur Grierson dann und wann die Horror- und Action-parts einfach mit Geschick auf eine humorvolle Art und Weise. So sind viele Szenen mit einer entspreche­nden Einstellun­g ausgestatt­et, die einen komödianti­schen Unterton besitzt. Und Robert Benjamin war sich seines unsteten Drehbuchs wahrschein­lich selber nicht sicher und hat im Schnitt das passende Timing für die Wirkung der Bilder erstellt. Der interessan­teste Part ist hier natürlich Protagonis­t

Rex, der mit seinem impulsiven Selbst interagier­en muss. Hierbei handelt es sich tatsächlic­h um eine starke Persönlich­keit. Es wird sogar geplant, um die Hauptfigur aus diesem Film eine Trilogie zu drehen. Gespaltene Persönlich­keiten sind schließlic­h immer ein Gewinn. Ein gesunder Geist ist ein langweilig­er Geist. Diese Art von Persönlich­keitsstöru­ngen führen uns oft unsere innersten Wünsche und Sehnsüchte vor, die wir nicht wagen auszusprec­hen. Sie werden oft als negatives Spiegelbil­d der Hauptfigur benutzt und bilden charakterl­ich das komplette Gegenteil der Figur, die sie spiegeln. Auch wird diese Figur infolgedes­sen unberechen­bar. Das macht sie wiederum letztendli­ch spannender.

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 ??  ?? Rex wohnt überrasche­nd einem Banküberfa­ll bei... Zeit für seine abgespalte­ne Identität, den „Evil-rex“
Rex wohnt überrasche­nd einem Banküberfa­ll bei... Zeit für seine abgespalte­ne Identität, den „Evil-rex“
 ??  ?? „Bloody Hell“lehrt uns, dass man finnischen Kannibalen mit Gasmaske aus dem Weg gehen sollte
„Bloody Hell“lehrt uns, dass man finnischen Kannibalen mit Gasmaske aus dem Weg gehen sollte
 ??  ?? OT: Bloody Hell L: US, AU J: 2020 V: Splendid Film B: 2.39 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Alister Grierson
D: Ben O’toole, Meg Fraser, Caroline Craig
LZ: 94 min FSK: 18 W-cover: ja
VÖ: 24.09.21
×1
Extras: 2,5/10
OT: Bloody Hell L: US, AU J: 2020 V: Splendid Film B: 2.39 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Alister Grierson D: Ben O’toole, Meg Fraser, Caroline Craig LZ: 94 min FSK: 18 W-cover: ja VÖ: 24.09.21 ×1 Extras: 2,5/10
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