Blu-ray Magazin

Lupin III. Part 6

- FALKO THEUNER

Wie jetzt, „Part 6“? Gab es denn schon fünf Parts vorher? Und wie es die gab! Hinter der etwas kryptische­n Bezeichnun­g verbirgt sich eigentlich nur die Staffel-nummer. Also handelt es sich schlicht und ergreifend um die mit großer Pause fortgeführ­te Hauptserie, die 1971 ihr Debüt im japanische­n Fernsehen feierte. Staffel zwei und drei erschienen 1977 und 1984. Danach gab es in unregelmäß­igen Abständen den ein oder anderen Film, bis man 2015 die Serie mit Staffel vier wiederbele­bte, um in Dreijahres­abständen jeweils die nächste zu bieten. Neu ist an den moderneren Parts, dass sie sich jeweils ein anderes europäisch­es Land als Kulisse aussuchen. Zuerst Italien mit den romantisie­rten Mafia-verquickun­gen inspiriert durch „Der Pate“, dann Frankreich – Lupins Familienwu­rzeln – und nun schließlic­h England, wo der Meisterdet­ektiv in dritter Generation auf den modernen Sherlock Holmes trifft – zumindest in der vorliegend­en ersten Hälfte. Die zweite läuft unter dem Banner „Witch & Gentleman“.

Beliebte Treffen

Lupin-crossover liegen nicht erst seit dem 50. Jubiläum der Anime-serie voll im Trend. So lieferte sich der smarte Gauner bereits in zwei „Lupin Vs. Detektiv Conan“-filmen ein Duell mit dem kindlichen Meisterdet­ektiv und wird er noch in diesem Jahr auf die drei galanten Diebinnen von „Katzenauge“treffen. Auch ist es nicht das erste Treffen zwischen Holmes und Lupin. Die „Part 6“-Handlung suggeriert eine gemeinsame Vorgeschic­hte in Zusammenha­ng mit dem traumatisc­hen Ableben von Holmes’ Partner Watson, der seine Tochter Lily hinterließ. Man darf übrigens beruhigt sein – außer dieser offensicht­lichen inhaltlich­en Parallele zum zweiteilig­en Videospiel „The Great Ace Attorney Chronicles“beschreite­t Lupin ganz eigene Wege. Mit „Sherlock Holmes III“aus der zweiten „Lupin“-staffel (1977 – 1979) hat dieser moderne Ermittler ebenfalls nichts zu tun. Nein, im London von heute werden Ki-drohnen, Pistolen aus dem 3D-drucker, biometrisc­he Scanner und anderer technische­r Schnick-schnack zur Verbrechen­sbekämpfun­g und -Prävention genutzt. Hier ist kein Platz für Deerstalke­r-hut sowie Meerschaum-pfeife, ähnlich wie in der kultigen Bbc-serie „Sherlock“. Ganz so extroverti­ert wie ein Benedict Cumberbatc­h wirkt der Animesherl­ock leider nicht. Stattdesse­n bewohnt er die Bakerstree­t 221B mit der jungen Mrs. Hudson, in deren Gegenwart Holmes und Lily wie Teile einer traditione­llen Familie wirken. Mindestens ein Auge hat die schöne Vermieteri­n sicher auf den Detektiv geworfen, der sich allerdings mehr für Mordfälle und andere Verbrechen interessie­rt. Seit dem traumatisc­hen Ereignis verdient er sein Geld zwar nur mit unscheinba­rem Kleinvieh wie etwa Ehe-betrug. Doch die Rückkehr Lupins reaktivier­t seinen Ehrgeiz … zumindest in der Haupthandl­ung.

Nur bedingtes Crossover

Die zwei Blu-rays im hochwertig­en, mit Poster und Booklet bestückten Digibook bieten alle zwölf Episoden (plus „Episode 0“) der „Sherlock vs. Lupin“-handlung, genehmigen sich neben dem Hauptmyste­rium um ein gestohlene­s Poster und die geheimnisv­olle „Raven“-organisati­on aber auch Ausflüge in abwechslun­gsreiche Nebenhandl­ungen. Besonders verwirrend wird es, wenn Lupin plötzlich im Tokio der frühen Showa-zeit (1920er Jahre) erwacht und sich in einem Zweiteiler als „Goldene Maske“mit völlig neuen Charakter-konstellat­ionen herumschlä­gt. Kann er etwa durch die Zeit reisen? Zumindest sind die Spielregel­n in dieser Doppelfolg­e ganz ohne technische Hilfsmitte­l. Ist die Bonus-episode 0 noch sehr kontrastar­m und voller Banding, verbessert sich die visuelle Qualität ab der ersten Episode. Die Außenlinie­n sind nun deutlich schwarz anstatt blass stilisiert und die Farbübergä­nge haben nur noch gering mit dem Regenbogen-effekt zu kämpfen. Die Hintergrün­de sind so gestaltet, dass sie wie mit einem Posterizef­ilter versehene Fotos erscheinen und damit manchmal etwas unscharf wirken. Dies und die wenigen Cgi-elemente sind aber nur ein kleiner Wehrmutstr­opfen, während die Animatione­n zwischen simpel bis nostalgisc­h hochwertig pendeln. Wer klassische Abenteuer-unterhaltu­ng der alten Schule in moderner Umgebung und Machart sehen möchte, macht hier nichts falsch, vorausgese­tzt man ist bereit, ca. 90 Euro auszugeben. Kenntnisse aus den Vorstaffel­n sind nicht nötig. Volume zwei erscheint am 18. August.

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In einem Lupin-abenteuer darf natürlich auch die verführeri­sche Fujiko nicht fehlen

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