Holy Spider
Ali Abbasis Thriller ist nicht der erste Film über den Serienkiller Saeed Hanaei, der zwischen 2000 und 2001 mindestens 16 Frauen in der iranischen Stadt Maschad tötete. Nach der Doku „And Along Came A Spider“(2003) und dem Thriller „Killer Spider“(2020) ist „Holy Spider“(2022) bereits das dritte Werk, das den Mörder eingehend betrachtet. Perspektivgeberin ist in dieser Interpretation die fiktive Journalistin Rahimi (Zar Amir Ebrahimi), deren Recherche nach dem sogenannten „Spinnenmörder“von einem aus Männern bestehenden Machtapparat regelrecht sabotiert wird. Nicht die Krimi-handlung ist es, die zu einem runden Ende führt. Der weibliche, aufgeklärte Blick auf die Welt der Männer ist das eigentliche Augenmerk des Films. Der gesellschaftliche Umgang mit dem Fall nimmt einen großen Teil des Dramas ein und schockiert fast genauso wie die Morde selbst. Wie in oben genannter Doku, für die die Familie interviewed wurde, ist das Fazit äußerst
besorgniserregend. Eigentlich nur als Casting-director vorgesehen, übernahm Zar Amir Ebrahimi („White Hell“) die Hauptrolle aus der Not heraus selbst, nachdem ihre Darstellerin abgesprungen ist. Für ihre Performance erhielt sie 2022 den Best Actress Award von Cannes, während Regisseur Abbasi für die goldene Palme nominiert wurde. Ebrahimis toughe Rolle verkörpert sowohl die reale Person, welche den Mörder zu Fall brachte, als auch im allgemeinen die gebildete Frau im Iran, die sich u.a.
mit der Sittenpolizei konfrontiert sieht. Zudem ist der Film selbst dann spannend, wenn man die politische Komponente ausblendet oder den Verlauf dieses Falls bereits aus den Medien kennt.