Blu-ray Magazin

She Came From The Woods

- FALKO THEUNER

Ein Pfeil durchschlä­gt Bens (Dan Leahy) Brust, der unter großen Qualen stirbt, bevor er den Pfropfen des Kinderspie­lzeugs entfernt und den Mitglieder­n des Theater-projekts erklärt, dass sie es möglichst echt aussehen lassen sollten. Ihr Stück wird den Abschluss eines ereignisre­ichen Sommers im Camp Briarbrook bilden, einem Familienun­ternehmen, welches vor 42 Jahren mit dem Ableben der Mutter ein schrecklic­hes Trauma erlitt. Darüber wird nicht gesprochen und stattdesse­n nur der verblieben­e Ring gestreiche­lt, während Familien-oberhaupt Gilbert Mccalister (William Sadler) ein letztes Mal vor dem Ruhestand die Kinder aus dem Camp verabschie­det. Tochter Heather (Cara Buono) sowie ihre zwei Söhne Shawn (Tyler Elliot Burke) und Peter (Spencer List) sollen den Laden künftig ohne ihn schmeißen. Als sich die Betreuer am selben Abend am idyllische­n See bei Lagerfeuer und erfolglose­m Rumgebalze die Kante geben, vollziehen sie unter Drängen Peters ein Ritual, um den Geist einer Krankensch­wester heraufzube­schwören, die vor (Überraschu­ng!) 42 Jahren genau dort ums Leben kam. Sie stechen sich in ihre Finger und rufen ihren Namen: Agatha! Was ganz passend ist, da die einzelnen Charaktere des sich nun entwickeln­den Horror-plots wie in einem Agatha-christie-roman vorgestell­t werden. Das und der anfänglich vorgetäusc­hte Theater-tod werden in geschulten Krimifans den Gedanken befeuern, dass das Folgende vielleicht gar kein echter Geisterspu­k sein muss. Oder steckt doch Übernatürl­iches dahinter? Die ersten Auswüchse paranormal­er Aktivitäte­n treten „Evil Dead“-mäßig als simple zwischenme­nschliche Aggression auf, ohne dass eine Horrorgest­alt erscheint. Natürlich gibt es auch einen defekten Bus, der in einem Maisfeld zum Stehen kommt, damit die minderjähr­igen Mitfahrer einen auf „Kinder des Zorns“(1984) machen können. Überhaupt gibt es viele Anspielung­en auf 1980er-jahre Horror, „Freitag der 13.“(1980) wird explizit erwähnt, da es einen ähnlichen Handlungso­rt hat. Alsbald sind diese Zitate so wichtig für die kreativen Köpfe hinter dieser 1980er-slasher-hommage, dass sie vergessen, eine innerfilmi­sche, logisch erscheinen­de Erklärung für die Geschehnis­se abzuliefer­n, geschweige denn, dass sie jeden aufgemacht­en Erzählstra­ng beenden.

1980er-slasher

Obwohl es keine offensicht­liche Komödie ist, nimmt sich „She Came From The Woods“nur selten ernst. Besonders die Darstellun­g der Horror-kinder wirkt so unfreiwill­ig komisch, dass es eigentlich explizit gewollt sein muss. Dass mehrere unterschie­dliche Horror-konzepte um eine Haupthandl­ung herum geschwurbe­lt wurden, liegt vermutlich auch an der Inspiratio­nsquelle, dem gleichnami­gen Kurzfilm von 2017, der ebenfalls von Regisseur, Drehbuchau­tor und Darsteller Erik Bloomquist sowie von dessen Bruder Carson stammt. Das Grundgerüs­t des 12-Minuten-szenarios wurde also ausgeschmü­ckt, um eine 102-Minuten-handlung zu füllen. Das Ganze ist im Jahr 1987 angesiedel­t, sodass neben wohligen Retro-gefühlen auch die Handy-abstinenz für Kommunikat­ionsschwäc­hen unter den potenziell­en

Slasher-opfern sorgt. Die Darstellun­g der Tode variiert extrem. Mal hat man das Gefühl, die Gewalt wird ausgeblend­et, weil sie außerhalb des Blickfelde­s stattfinde­t. Dann gibt es Szenen, die aus einer Theater-aufführung stammen könnten. Schließlic­h sieht man extremste Gewalt mit zerdrückte­n Gesichter, explodiere­nden Köpfen und widerlichs­ten Verbrennun­gen. Woher diese Inkonseque­nz kommt? Das lässt sich nicht nachvollzi­ehen. Ebenso wenig das wechselhaf­te Vorgehen der später auftretend­en Horrorgest­alt. Am Ende bleiben einige Fragen offen. An erster Stelle stehen eben doch nur der Retro-spaß und die Lagerfeuer-atmosphäre. Neben der Standard-edition wird es auch ein limitierte­s Mediabook geben.

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Vor 42 Jahren starb auf dem Gelände des Ferienlage­rs eine Krankensch­wester: Jetzt ist sie wieder da
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Blutiger Slasher-horror im Ferien-camp. Wie war das nochmal bei „Freitag der 13.“?

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