The Knocking
(Mediabook)
Mystery-Drama
OT: Koputus L: FN J: 2022 V: Pierrot Le Fou B: 2.39 : 1 T: DTS-HD MA 5.1 R: Joonas Pajunen, Max Seeck D: Inka Kallén, Saana Koivisto, Pekka Strang LZ: 89 min FSK: 16 W-cover: ja
VÖ: 28.07.23 ×2 Extras: 4/10
Wer sich bei der schwedischen Mystery-serie „Jordskott – Die Rache des Waldes“noch nicht genug vor Pflanzenwesen gegruselt hat, wird sich über den finnischen Versuch eines ähnlichen Öko-horrors zunächst freuen. Doch Vorsicht: Es handelt sich um das Drehbuch und Regie-debüt von Joonas Pajunen und Max Seek, die zuvor höchstens im Roman-sektor Erfahrungen sammeln konnten. Das Gefühl für die Erzählzeit mussten sie sich also während des Drehs von „Koputus“, so der finnische Originaltitel dieses Films, erst aneignen. Und das ist ihnen leider nicht geglückt.
„The Knocking“soll laut dem zweiminütigen Interview-featurette auf der Disc in erster Linie ein Familiendrama sein, über das eine Krimistruktur gelegt und die mit Horror-motiven angereichert wurde, welche eine Öko-botschaft in sich tragen. Puh! Ganz schön viel für 89 Minuten Laufzeit und ein ziemlich weit ausholender Erzählbogen. Dann schaut man sich den Film an und denkt: Eigentlich findet der Horror nur im letzten Filmviertel statt. Und das auch noch mit erhobenem moralischen Zeigefinger. Vorher wird nur ganz seicht angedeutet, manchmal auch lediglich mit einem eingeblendeten Zeitungsartikel ein Hinweis gegeben – eben ganz im Stile von „Jordskott“. Das Lesen von Baumringen durch Dendrochronologe Mikko (Pekka Strang) ist dabei noch der interessanteste Aspekt. Bis der aber das erste Klopfen im Wald hört, sind bereits 50 Filmminuten vergangen. Zusammen mit seinen Schwestern Maria (Inka Kallén) und Matilda (Saana Koivisto) begibt sich dieser nämlich zum alten Wohnsitz ihrer verstorbenen Eltern mitten im Wald, den sie zum Teil mitgeerbt haben. Nun wollen sie das Grundstück bestmöglich veräußern, ohne Rücksicht auf baumreiche Verluste. Wen interessiert schon, welches Industrie-unternehmen nach ihnen alles platt walzt? Den Wald natürlich! Aber das ist erst einmal überhaupt nicht das Thema des Films. Stattdessen müssen alte Traumata aus der Versenkung geholt werden, die mit der Immobilie bzw. den Eltern der drei zusammen hängen. Und das ist bereits starker Tobak. Auch hier wird viel angedeutet, was alles unter der gutbürgerlichen Fassade brodelt.
Viel Folklore, viel Atmosphäre
Der Hauptteil dreht sich dabei optisch und inhaltlich im Kreis, was dem Publikum übermäßig viel Geduld abverlangt. Kommt es schließlich zur Personifizierung des Horrors dieses Films, wird das Bild mutigerweise ein „Kapitel“lang in rote Farbe getaucht. Das Nachspiel und die Midcredits-szene sollen dabei wohl den Kreis des Mysteriums schließen. Blöderweise erscheint beides unlogisch, letzteres sogar mehr als die abstrahierte Ursache des Klopfens, die ja auch im Laufe des Films mehr oder weniger offensichtlich erklärt wird. Folgt man dem Interview im Mediabook, so soll die Mid-credits-szene die nächste Generation andeuten, was aufgrund des gleichen, nicht gealterten Notars und auch wegen der Geschehnisse am Ende Fragen aufwirft. Aber mit etwas Fantasie lassen sich diese scheinbar beabsichtigten Logik-lücken auch noch kitten, selbst wenn das Finale jetzt aus moralischer Sicht nicht direkt mit dem Familiendrama zu tun hat, welches ja insgesamt den Hauptbestandteil des Filmes bildet und größtenteils mit einem ungeborenen Kind zusammenhängt.
Das Mediabook birgt die Blu-ray- und Dvd-fassung, ein Poster und ein 24-seitiges Booklet. Darin wird das Werk in den Kontext des finnischen Horrorfilms gestellt und die Herangehensweise der Filmemacher an den Genre-mix und an den Aufbau der Atmosphäre beleuchtet. Am Ende wird noch mit großen Regisseuren verglichen und ein Interview mit Joonas Pajunen und Max Seek geführt, wobei einiges in den Fragen wiedergekäut wird, was zuvor teils sogar mit gleichem Wortlaut schon beantwortet wurde.