Warner Bros.
Die Warner Brothers (heute „Warner Bros. Entertainment“) sind seit den frühesten Anfängen der Filmgeschichte als Major-studio mit dabei. Zum aktuell hundertjährigen Jubiläum lockt nicht nur die Rückschau auf einen Reigen prägender Kinoklassiker. Warner hat auch ein paar neue Schmankerl zu diesem feierlichen Anlass im Gepäck.
Das Portfolio der Warner-studios ist wahrlich reich an aberhunderten Filmklassikern, vielen größeren und kleineren Perlen der Kinohistorie. Ein Rückblick auf hundert Jahre Firmenbestehen ist hier zwangsläufig ein Gang durch die Zeit- und Filmgeschichte. Dabei existiert das Unternehmen eigentlich sogar noch um einiges länger als hundert Jahre. Bereits im Jahr 1903, bevor es überhaupt richtige Kinos in den USA gab, präsentierten die ursprünglich aus Polen stammenden und jüdisch verwurzelten Warner-brüder Harry, Albert, Jack und Samuel mit einem der allerersten Filmprojektoren (dem Edison-kinetoskop) die Attraktion der Bewegtbilder auf Jahrmärkten. Dabei zeigten sie dem staunenden Publikum einige der allerersten Stumm-kurzfilme der Geschichte wie „Life Of An American Fireman“und „The Great Train Robbery“(unter letzterem Titel wurden in späteren Jahrzehnten übrigens noch diverse Filme gedreht, u.a. 1978 mit Sean Connery und Donald Sutherland in den Hauptrollen). Das Geld dafür hatten die Brüder ihrem Vater abgerungen, der dafür ein Pferd und eine goldene Uhr versetzte. Und wie die Geschichte zeigt, hat sich diese Investition eindeutig gelohnt. Die Umsätze dieser ersten Jahre bildeten das Fundament für die spätere Gründung ihrer Filmgesellschaft. Eigene Filmproduktionen starteten die Warners schon während des Ersten Weltkrieges. 1923 war es dann offiziell soweit mit der Auferstehung von „Warner Brothers Pictures, Inc.“und dem ersten eigenen Filmstudio auf dem Sunset Boulevard in Hollywood.
Pioniere des Tonfilms
Kurioserweise war einer der allerersten Topfilmstars der frisch gegründeten „Warner Brothers Pictures“ein struppiger Vierbeiner. Der deutsche Schäferhund Rin Tin Tin wurde von einem amerikanischen Soldaten in Frankreich auf einem Schlachtfeld des Ersten Weltkrieges aufgelesen und dort vor dem Tod gerettet. Für Warner wurde besonders der dritte Stummfilm des Kläffers, „Where The North Begins“, 1923
zum Kassenschlager. Ebenso wichtig: Die Verpflichtung des in Deutschland geborenen Erfolgsregisseurs Ernst Lubitsch sorgte in den 1920er Jahren für weitere Erfolge. Außerdem angelten sich die Warner-brüder schon früh diverse beliebte Broadway-stars für ihre Filme. Das alles machte sie bereits Ende 1924 zum erfolgreichsten Independent-filmstudio in Hollywood, das mehr und mehr in Konkurrenz zu den damals ganz Großen wie Paramount Pictures und Metro-goldwyn-mayer trat. Der Gang an die Wall Street und ein großes Darlehen von Goldman Sachs spülte schließlich noch mehr Geld in die Kassen. Warner nutzte diese neuen Mittel für weitere Pioniertaten. So brachten die Brüder mit „The Jazz Singer“1927 quasi den allerersten richtigen Tonfilm mit gesprochenen Dialogen heraus – damals war das eine absolute Sensation. Jeder weiterer Tonfilm aus ihrem Hause wurde daraufhin zu einem Erfolgsgarant, sodass sich Warner Bros. nun endgültig in der Riege der ganz großen Filmstudios einen festen Platz sichern konnte. Durch Warner wurde der Tonfilm auch schnell zum neuen Standard für das Kino. In Folge expandierte das Unternehmen immer mehr und baute sich schrittweise noch größere Studios.
Von Gangstern und Sittenwächtern
Auch im Bereich des Farbfilms preschte Warner voran. Ab 1929 und in den frühen 1930ern wurde eine Reihe an kolorierten Filmen in die Kinos gebracht (mal wieder die ersten der Kinogeschichte). Diese waren nicht minder gewinnträchtig als die ersten Tonfilme – die meisten davon waren Musicals. Doch ab 1931 bekamen die erfolgsverwöhnten Warner-brüder erstmals auch die Auswirkungen der großen Wirtschaftskrise zu spüren, die mit dem Börsenkrach am schwarzen Freitag 1929 ihren Anfang nahm. Zudem verloren Musicals mehr und mehr an Popularität beim Publikum. Nach einem finanziellen Auf und Ab und dem mehrmals drohenden Bankrott wechselte „Warner Brothers Pictures“vom seichten Musical-genre in einer 180-Grad-kehrtwende zu düsteren Gangster-geschichten mit Crime-action-streifen wie „Little Caesar“, „The Public Enemy“oder „Baby Face“, was der Firma den neuen Spitznamen
„Gangster-studio“einbrachte. Die Einführung des Hays-code in Hollywood ab 1935 und die damit beginnende Ära der Zensur im Dienste der „Moral“(in die Wege geleitet von erzkatholischen Sittenwächtern, die jeglichen Bruch mit den Vorgaben der Bibel als unverzeihliche Sünde betrachteten) erforderte von Warner aber schon wenige Jahre später ein erneutes inhaltliches Umschwenken. Statt anstößigen Verbrecher-orgien verlegte sich das Studio nun auf harmlosere Romantik-dramen und leicht verdauliche Abenteuerfilme. Einer der damals beliebtesten Stars brachte Warner Bros. in einer der teuersten Produktionen jener Zeit einen dreifachen Oscar-erfolg ein: 1938 sorgte Errol Flynn in „Robin Hood, König der Vagabunden“für proppenvolle Kinosäle. Im romantischen Bereich wurde Betty Davis zum absoluten Topstar für das Studio. Und noch ein weiterer Emporkömmling eroberte ab Ende der 1930er bzw. Anfang der 1940er immer mehr Zuschauerherzen: der schneidige Draufgänger Humphrey Bogart („Die Spur des Falken“, 1941).
Ein Abstieg und ein Neuanfang
Was bisher übrigens völlig unerwähnt blieb, aber bis heute absolut untrennbar mit dem Namen Warner Bros. verbunden ist: Die Looney Tunes natürlich. Schweinchen Dick, Daffy Duck, Bugs Bunny, Tweety, Sylvester und noch viele mehr – sie alle erblickten in den 1930ern und 1940ern zum ersten Mal das Licht der Welt. In den dunklen Jahren des Zweiten Weltkriegs drehte Warner allerdings auch viele hochkarätige politische Filme. Der bekannteste ist zweifellos „Casablanca“(1942), der Humphrey Bogart endgültig zum Weltstar machte. In den Friedenszeiten nach 1945 rückten dann Blondinen wie Lauren Bacall und Doris Day in den Vordergrund. Die späten 1940er wurden allerdings auch von der öffentlichen Kommunistenjagd in den USA überschattet, die nicht selten Künstler, Schriftsteller und Filmschaffende traf – so auch bei Warner. Eine viel entscheidendere Entwicklung geschah allerdings mit den beginnenden 1950er Jahren: Die Verbreitung des Fernsehens in den heimischen Wohnstuben sorgte erneut für rapide finanzielle Verluste. Folglich stieg Warner selbst schrittweise ins Tv-geschäft ein, u. a. mit Western- und Krimiserien unter dem Label „Warner Bros. Television“. Ebenso wurden 1958 die „Warner Bros. Records“gegründet.
Das Goldene Zeitalter Hollywoods war aber nun endgültig im Sinkflug und die roten Zahlen nahmen weiter zu. Ein erster Lichtblick nach vielen verlustreichen Jahren war dann 1964 das Musical „My Fair Lady“(1964) mit Audrey Hepburn,
dessen Soundtrack sich über das hauseigene Platten-label ebenso gut verkaufte wie der Film selbst die Kinosäle füllte. Und jetzt begann Warner auch wieder von einem weiteren Wandel zu profitieren, nämlich von der aufkommenden Ära des „New Hollywood“. Einer der ersten großen Erfolge in dieser neuen Ausrichtung war 1966 „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“mit Elizabeth Taylor und Richard Burton. 1967 sorgte dann „Bonnie und Clyde“für eine filmische Revolution – Die Zeit der sittlichen Moralisten und Zensoren war mit dieser schonungslosen Gangster-ballade endgültig besiegelt und Warner machte endlich wieder nachhaltige Profite.
Das moderne Warner Bros.
In den 1970ern hatten Warner Bros. wieder eine Menge zugkräftiger Stars unter Vertrag genommen: Darunter Paul Newman, Robert Redford, Barbara Streisand und Clint Eastwood. In diese Zeit fallen auch unvergessliche Warner-klassiker wie Stanley Kubricks „Uhrwerk Orange“(1971) und William Friedkins „Der Exorzist“(1973). Außerdem begann in den 1970er Jahren auch die erste Welle der Comic-verfilmungen bzw. Tv-serien mit Superman, Batman und Wonder Woman. In den 1980ern gelang dem Studio ein interessanter Spagat zwischen anspruchsvoller Kunst, wie beispielsweise Spielbergs „Die Farbe Lila“(1985) oder Kubricks „Full Metal Jacket“(1987), und daneben einer Menge spaßigem Unterhaltungskino mit unter anderen „Gremlins“(1984), „Die Goonies“(1985) und Tim Burtons „Beetlejuice“(1988). Nicht vergessen werden dürfen natürlich die spektakulären Batman-abenteuer mit Michael Keaton, ebenfalls unter der Regie von Tim Burton.
Man könnte diese Liste nun über die 1990er, 2000er und 2010er Jahre bis heute noch ewig so weiterführen und ein filmisches Highlight an das nächste reihen. Dazu gehört der Kulthit unter den Kulthits: „Matrix“aus dem Jahr 1999. 2001 startete für Warner dann bereits die „Harry Potter“- und die „Der Herr der Ringe“-ära, im Rahmen derer bis heute zahlreiche Erfolgsfilme entstanden. Zudem läutete Christopher Nolan mit seiner „The Dark Knight“-trilogie ab 2008 eine neue Periode der Dc-verfilmungen ein, die sich aber in den darauf folgenden Jahren oft schwer tat, gegen die Dominanz des konkurrierenden Marvel-kinofranchise unter Disney anzukommen. Trotzdem gab es auch hier kleinere und größere Leuchtfeuer wie „Wonder Woman“(2017), „Aquaman“(2018) und „Joker“(2019). Warner Bros. Entertainment hat das Dc-universum für das Kino auf jeden Fall noch nicht aufgegeben. Davon zeugen allein in diesem Jahr „The Flash“, „Blue Beetle“sowie „Aquaman And The Lost Kingdom“. Ein besonderer Höhepunkt für Cineasten war in jüngster Zeit mit „Dune: Part One“(2021) ebenfalls dabei, welcher dieses Jahr im November endlich mit „Dune: Part Two“fortgesetzt wird. Zudem warten weitere Kinoschmankerl wie „Wonka“auf das Publikum, weshalb selbst zu Streamingzeiten das Warner-schild-logo stets mit einem Hauch von Popcorn-aroma versehen ist.