The Last Of Us (Staffel 1) (UHD)
Was war noch mal „The Walking Dead“? – Hört man sich überlegen, während Joel seinen Bruder Tommy anbellt, die Menschenmenge vor ihm zu überfahren. In der gleichen Plansequenz schleudert ein explodiertes Flugzeug Teile gegen das Vehikel und die atemlose Action hört erst auf, wenn auch noch der letzte Fluchtweg versperrt ist.
Kann man sich der Sogwirkung dieser neuen Zombie-serie entziehen? Vielleicht, wenn man Mykologie studiert hat und es leid ist, ein pilzgesteuertes Ameisen-hirn mit dem des Menschen gleichgesetzt zu sehen. Vielleicht, wenn man die beiden gleichnamigen Playstation-spiele in- und auswendig kennt, obwohl die Serie inhaltlich noch so viel mehr zu bieten hat (Episode 3 ist exemplarisch). Oder man ist dermaßen von der Zombie-welle der 2010er übersättigt, dass man keiner weiteren Verfilmung dieses Themas standhält. Ok, bei solchen Ermüdungserscheinungen ist definitiv eine Pause angesagt! Alle anderen dürfen sich auf die beste, schönste, charakter-getriebendste, dramatischste und spannendste Zombie-apilzalypse freuen, die sie jemals gesehen haben.
Cordyceps Fungus
Die Erderwärmung hat 2003 für eine Mutation einer parasitären Pilzsorte gesorgt. Von da an kann sie die menschliche Körpertemperatur überleben und breitet sich rasend schnell aus. 20 Jahre später kämpft Joel Miller (Pedro Pascal) in einer alternativen Gegenwart nur bedingt enthusiastisch ums Überleben, denn im Prinzip hat er schon alles verloren und der totalitäre Staat motiviert auch nicht gerade zum Weitermachen. Doch sein Bruder Tommy (Gabriel Luna) scheint noch irgendwo zu existieren. Leider ist die Funk-verbindung zu ihm abgebrochen. Genau deshalb macht sich Joel auf den Weg zu ihm, wobei ihm eine entwendete Autobatterie und ein ominöses Mädchen im Weg stehen. Die Widerstandsbewegung „Firefly“will Ellie (Bella Ramsey) aus zunächst unbekanntem Grund an einen bestimmten Ort bringen, wobei ihnen Joel helfen soll. Erfüllt er die Mission, winkt ihm potente Ausrüstung, mit der er Tommy tatsächlich erreichen könnte. Nun haben wir in der letzten Ausgabe bereits intensiv über die Handlung und deren Qualität geschrieben, weshalb es diesmal primär um die Technik gehen soll. Wer eine Uhd-version der Serie haben möchte, kann sich zwischen zwei Editionen entscheiden: Das Steelbook sieht schöner aus, enthält aus Platzgründen aber ausschließlich die vier Uhd-blu-rays. Die standardverpackte Alternative weist zusätzlich noch die vier Blu-rays auf, ist also abwärtskompatibel. Außerdem macht der silberfolierte, geprägte Schuber ebenjener auch so einiges her. Letzteres trifft übrigens ebenfalls auf die schmalere 4-Disc-blu-ray-edition zu, deren Covermotiv durch die Prägung leicht dreidimensional wirkt.
Letztlich zählen aber hauptsächlich innere Werte: Ähnlich der „Game Of Thrones“-uhd-blu-rays scheint „The Last Of Us“keinen sichtbaren Schärfegewinn vorzuweisen. Zu diffus wirken die Kanten in Nachtsequenzen (z. B.: 21. Min. der ersten Episode) zu flackernd sind die filigranen Gitterstrukturen (z. B. 35. Min. der ersten Episode). Dass es sich um eine höhere Auflösung handelt, kann aber an den Tagessequenzen gesehen
werden. So ist das Fell der erjagten Karnikel in Episode sechs auf der Blu-ray mit klareren Treppchen versehen als auf der Uhd-scheibe. Ebenso wirken die Details der anschließend durchwanderten Winterlandschaft weniger komprimiert. Wer die durch die Hochrechnung entstehende Gefahr von Nachzieheffekten verringern möchte, sollte definitiv zur Uhd-version greifen. Was noch erheblicher für ein klareres Bild sorgt, ist der HDR- bzw. Dolby Vision-kontrast, der z. B. Sarah Millers (Nico Parker) Lockenpracht eine unglaubliche Detailliertheit und Plastizität verleiht. Das insgesamt dunklere, gesättigtere, kontrastreichere Bild bringt dem HBO-HIT echtes Kinoflair ein (man vergleiche hierfür beispielsweise die Wirkung der indonesischen Stadt-impressionen zu Beginn der zweiten Episode) und das nicht nur in den wirklich brillanten hellen Szenen. Schwindet das Tageslicht, liefert die HDR- bzw. Dolby-vision-version ein tieferes Schwarz als die Blu-ray. Unkenntlicher wird durch die krassere Dunkelheit nichts. Spitzlichter wie etwa ein Lagerfeuer, das in die Hütte dringende Tageslicht oder Explosionen erscheinen heller. Das Gesamtbild ist also markanter und hochwertiger. Die Kodierung des Sounds ist bei allen Editionen gleich. Eine Dolby-digital-5.1-abmischung mag auf dem Papier zwar altbacken wirken, doch der Soundmix besitzt eine solch gute Signalortung, dass die Stimmen mit der Kamera- bzw. Charakterposition wandern. Das hat die Abmischung mit dem englischen Dolby-atmos-track gemein. In den Action-sequenzen sorgt die ansprechende Dynamik für anhaltende, atemlose Spannung. Dauert die Pilotfolge noch rund 81 Minuten, pegeln sich die anderen acht Episoden zwischen 45 und 58 Minuten ein. Das Bonusmaterial ist über die je vier UHD- bzw. Standard-blu-rays verteilt und beugt Spoilern durch Episoden-bezogenheit vor. Zwei Stunden Extras klären dabei über die filmische Portierung auf und zeigen einmal mehr, weshalb „The Last Of Us“die derzeit beste Videospielverfilmung ist – ganz einfach, weil es auch ohne Hintergrundwissen zu den Playstation-exklusiven Zombie-dramen als extrem hochkarätige Serie durchgeht.