Emanuelle – sinnliche Rache
Rape-and-revenge-filmen hängt aufgrund der sexuellen Gewalt stets etwas Unmoralisches an, das man nicht mal mit der Pinzette anrühren möchte. Umso überraschender ist es, dass ein Film unter dem Namen „Emanuelle“, der in den 1970ern für eine Reihe italienischer Softcore-produktionen verwendet wurde, nun Elemente dieses Genres aufnimmt und daraus eine „sinnliche“Erfahrung machen möchte. Um den Skandal-charakter abzuschwächen, werden Vergewaltigung und spätere sexuelle Begegnungen hauptsächlich angedeutet. Aber es ist von Anfang an klar, das es ein unentschuldbares Verbrechen gab, das nun gerächt werden soll. Der narzisstische Übeltäter ist ein wohlhabender Geschäftsmann mit Dutt, der stets jenem Rockzipfel nachjagt, den er nicht kriegen kann. War es vor einem Jahr das inzwischen verschwundene Fotomodel Francesca (Ilaria Loriga), ist es nun die Schriftstellerin Emanuelle (Beatrice Schiaffino), die sein besitzergreifendes Interesse weckt. Letztere schreibt ein Buch über die Psychologie der Opferbereitschaft für etwas, das man haben will. Natürlich ist das erotische „Katz-und-maus-spiel“Teil eines ausgeklügelten Racheplans. Doch ein chirurgischer Eingriff in die Physiognomie liegt hiert nicht vor … Und ganz so drastisch wie in einem „I Spit On Your Grave“-streifen oder im „Audition“-finale wird es ebenfalls nicht. Außerdem gibt es hier unter den Schönen und Reichen keinerlei Sympathieträger, weshalb ein kathartisches Gefühl bem Vollzug der Rache ausbleibt. Und doch ist die „Revenge“mit allerlei nackter Haut verbunden, die das Wort „sinnlich“rechtfertigt. Das Drehbuch stammt u.a. von Monica Carpanese, die ihre Schauspielkarriere in den 90ern mit Erotik-thrillern begann und mit dem vorliegenden Film ihr Regie-debüt gibt.