Wilde Dynastien II
Der erste Teil von „Wilde Dynastien“2018 präsentierte als Alleinstellungsmerkmal unter den Natur-dokus, dass die Narrative der einzelnen Episoden etwas dramatischer, spannender und romantischer ist. Dafür werden einzelnen Alpha-tieren Namen gegeben, erhabene Kameraperspektiven gewählt, Adelstitel wie „König“oder „Königin“verliehen, epische Musik eingespielt und eine vermenschlichte Handlung dargeboten, die aus einem Shakespeare-stück stammen könnte. Nach den Schipansen, Kaiserpinguinen, Löwen, Wildhunden und Tigern der ersten Staffel, gesellen sich nun Geschichten über nachlässige Erdmänncheneltern, Elefantenzwillinge, mutige Pumamütter, Baby-klauende machthungrige Berberaffenmännchen, brünstige Hyänen und erziehende Gepardinnen hinzu. Spektakuläre Aufnahmen und die sanfte Erzählerstimme des „Picard“-sprechers Christian Schult lassen fast vergessen, zu hinterfragen, wie legitim eine solche Art der Anthropomorphisierung der Tiere überhaupt ist. Der Schnitt lässt rätseln, ob die eingefangene Szene tatsächlich so stattgefunden hat, oder ob z. B. die Hyäne, nicht doch einfach willkürlich als potenzielle Bedrohung in die Erdmännchen-folge hinein geschnitten wurde? Ansonsten werden sich die Tiere wohl kaum ihrer von Menschenhand angedichteten royalen Abstammung bewusst sein, die ausschließlich der Unterhaltung dient. Anders als beim Original gibt es diesmal keine Uhd-blu-ray. Das fürs Fernsehen produzierte 1080i25 Bild (25 Halbbilder mit 1080 Pixeln pro Zeile) liefert nicht selten flackernde Kanten bei Panorama-einstellungen oder auch beim filigranen Fell.
Anfang der 2000er Jahre war DIE Zeit für den chilenischen Drehbuchautor, Regisseur und Komponisten Alejandro Amenábar. Tom Cruise kaufte die Rechte an seinem „Abre Los Ojos“(1997), um daraus „Vanilla Sky“(2001) zu machen. Zugleich finanzierte Cruise Amenábars erste Hollywood-produktion „The Others“mit und spielte das Drehbuch an seine damalige Nochehefrau Nicole Kidman, die den Hauptpart übernahm. „The Others“besitzt dabei die gleichen Qualitäten wie das erstgenannte Werk. Wieder geht es um unterbewusste Prozesse, wieder scheint die Erzählerin unter einer verfremdeten Wahrnehmung zu leiden. Erneut beginnt der Film mit einem kafkaesken Erwachen. Zunächst erscheint unklar, aus welcher Richtung die Bedrohung kommt. Ist es die Erzählerin, kontrollsüchtige, katholische Mutter zweier unter Lichtempfindlichkeit leidender Kinder? Ist es das Haus samt ehemals Nazi-besetzter Inselumgebung? Sind es die drei Neuankömmlinge, die sich als Bedienstete ausgeben? Oder die Kinder, die über fremde Bewohner sprechen, als wären sie real? Der Deutungsansätze gibt es viele, weshalb die Auflösung, erneut ein riesiger Twist, so ein rundes Bild ergibt. Die Uhd-blu-ray würdigt „The Others“mit einem bahnbrechenden 4K-antlitz, das eine unglaubliche Schärfe bietet. Das gleichermaßen präsente wie filigrane Korn bewegt sich sehr natürlich. Durch die Kerzenbeleuchtung und das generell recht dunkle Szenario würde sich HDR förmlich anbieten, jedoch gibt es keinen erweiterten Kontrastumfang, was der exzellenten Bildqualität aber keinen Abbruch gibt. Der DTS-HD-MA-5.1-SOUND projiziert die unheimlichen Geräusche direkt in den Raum.