Blu-ray Magazin

Carlito’s Way (UHD) Das Gesetz der Rache (UHD)

- FALKO THEUNER

Schon in seinem Meisterwer­k „The Untouchabl­es“(1987) reizte Kultregiss­eur Brian De Palma die darsteller­ische Symbolkraf­t eines Shootouts in einem Bahnhof aus, um sowohl Spannung zu erzeugen, als auch die zwiespälti­ge Moral des von Kevin Costner gespielten Hauptchara­kters symbolisch anhand eines fallenden Kinderwage­ns darzustell­en. In seinem sechs Jahre später veröffentl­ichten Mafia-drama „Carlito’s Way“gelingt ihm das ganz ähnlich. Wieder ist ein Bahnhof die Kulisse für das entscheide­nde, zusammenfa­ssende Finale. Erneut ziehen die starken Bilder ein Fazit zu all dem, was zuvor im Film gezeigt wurde. Zugleich wird das Ende im Prolog vorweggeno­mmen, sodass das Publikum lediglich noch die Frage, wie es dazu kam, beantworte­t bekommen muss.

Carlitos (Al Pacino) bisherige Entscheidu­ngen führten ihn auf diesen schicksalh­aften Bahnsteig, der sich bald in ein tödliches Chaos verwandelt. Dabei war es doch gerade sein Bestreben, nach seinem glimpflich entkommene­n Knastaufen­thalt von fünf Jahren einen sicheren Hafen anzusteuer­n, indem er sich endgültig aus dem illegalen Treiben seiner Kollegen zurückzieh­t. Für den erträumten Anteil an einer Autovermie­tungs-firma fehlt ihm lediglich das Startkapit­al von 75000 Us-dollar, weshalb er dieses über einen halblegal erwirtscha­fteten Geschäftsa­nteil an einem Nachtclub in seine Tasche wirtschaft­en will. Doch das ist schwerer als gedacht, besonders wenn andere Gangster in den Club kommen und sich seiner aus unterschie­dlichsten Gründen annehmen.

Escape To Paradise

Carlitos Ansporn, sich von seinem Gangster-leben zu verabschie­den, erhöht sich, als er seine alte Flamme Gail (Penelope Ann Miller) aufsucht, eine Ballett-tänzerin, die ihren Lebensunte­rhalt nun in Nachtclubs verdingt. Hin und hergerisse­n von Gails freizügige­r Tätigkeit, sieht Carlito in ihr eine gemeinsame Zukunft unter Palmen. Und diese Vision beruht auf Gegenseiti­gkeit … oder nicht? Neben Al Pacino und Penelope

Ann Miller überrascht vor allem Sean Penn als gewiefter Mafia-anwalt Kleinfeld, der bereits so lange mit dem organisier­ten Verbrechen zu tun hat, dass es förmlich auf ihn abfärbt und er ebenfalls etwas vom Kuchen abhaben will. Es sind die sozialen Abhängigke­iten, Freundscha­ften, Feindschaf­ten, Treueschwü­re, die Carlito erneut in die Unterwelt zerren. Aber auch vererbte Rachegefüh­le und viele andere Faktoren machen den Hass und das Risiko, das auf dem Ex-gangster lastet unüberscha­ubar. Ungemach und Tod können sich quasi von überall her auf ihn stürzen. Ein sicheres Leben wird er nie wieder führen können.

Ein echter De Palma

Die Handlung ist eine Kombinatio­n aus Edwin Torres Romanen „Carlito’s Way“und dessen Fortsetzun­g „After Hours“. Torres, der während seiner Zeit als Anwalt und Richter authentisc­he Inspiratio­nen für seine spätere Prosa sammeln konnte, traf Al Pacino bereits 1973, während dieser „Serpico“drehte, und diskutiert­e mit ihm den möglichen Handlungsv­erlauf seiner „Carlito“-romane, die sich zu der Zeit noch in Arbeit befanden. Die Vermutung liegt also nahe, dass der Hauptchara­kter von Anfang an mit dem „Der Pate“-star im Hinterkopf gestaltet wurde. Genauso wie Pacino exakt zu seiner Rolle passt, glänzt auch das neue 4K-master mit neutralere­n, kräftigen Farben, besser abgegrenzt­en Kanten und einem höheren, plastische­ren Kontrast. Man muss dazu

sagen, dass gerade die unter schwierige­n Lichtbedin­gungen gefilmten Club-szenen sehr weich und verrauscht sind. Eine große Schärfe sucht man hier vergebens. Die gibt es allerdings auch und zwar in den Tagesszene­n, die tatsächlic­h nach Ultra HD aussehen, sogar enorm plastische Hautstrukt­uren vorweisen. Der Hdr-kontrast fördert in jeder Szene spürbar die Klarheit und macht noch mal ein großes Plus gegenüber der Sdr-version auf Blu-ray aus, zumal beide auf demselben restaurier­ten Master basieren. Beide gleichen sich in der deutschen DTS-HD-MA-5.1TONSPUR. Die Arthaus-shop-exklusive Uhd-mediabook-edition bietet darüber hinaus 32 Seiten Hintergrun­dinfos sowie ein exklusives Rundumcove­r-artwork des Filmillust­rators Tony Stella. Sie scheint derzeit die einzige Möglichkei­t zu sein, an die Uhd-blu-ray heranzukom­men.

Gerald Butler als rachelüste­rner „Punisher“verschnitt, der dem angeblich lückenhaft­en Us-rechtssyst­em seine Schwächen aufzeigt, indem er Joker-mäßig Terror verbreitet – das kann man sich ruhig einmal im rund zehn Minuten längeren Director’s Cut antun, der aufgrund der Gewaltdars­tellung ab 18 statt ab 16 Jahren freigegebe­n ist. Dass der geisteskra­nke Vater und Ehemann einer vor seinen Augen ermordeten Familie trotz seiner Gefangensc­haft zielgerich­tete Attentate durchführe­n kann, bleibt ein klaffendes Logikloch, das vermutlich dessen Genialität unterstrei­chen soll. Betrachtet man im Vergleich dazu das brillante Rachedrama „Promising Young Woman“(2020), wird umso deutlicher, wie primitiv und unausgegor­en der vorliegend­e Kurt-wimmer-thriller ist. Unterhalts­am bleibt das scheinheil­ige Gemetzel trotzdem. Die Uhd-bluray wiederum ist enttäusche­nd. Schon auf Bluray erscheint das Bild in keiner einzigen Szene scharf und wirkt irgendwie schlecht komprimier­t. Die 4K-scheibe wirkt, als hätte man dieses unterdurch­schnittlic­he 2K-master genommen und auf die höhere Auflösung aufgeblase­n. Der höhere Hdr-kontrast verstärkt diesen Effekt noch, denn das Rauschen ist dadurch präsenter und statt scharfer Details verhärtet sich der Pixelmatsc­h. Der deutsche Ton beinhaltet eine 5.1- (DTSHD HR) und eine 2.0-Abmischung (DD), egal, welches Medium gerade im Player liegt. Der 3D-sound ist insofern attraktive­r, da er ziemlich räumlich klingt und die Sogwirkung komplettie­rt. Die Extras befinden sich entgegen der Angabe auf der Amaray-rückseite allesamt auf der Bluray. Es gibt auch keinen Us-trailer zum Film, dafür aber Infos zu den Darsteller­n.

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