Blu-ray Magazin

The Nun II

- FALKO THEUNER

Obwohl die Horrorgest­alt der Dämonen-nonne (Bonnie Aarons) aus dem Gruselstre­ifen „Conjuring 2“stammt und angeblich auch auf wahren Begebenhei­ten beruhen soll, hat das Spin-off nichts mit dem Suspense oder Horror der beliebten Hauptreihe zu tun. Schon Teil eins von 2018 machte deutlich, dass es sich um einen klassische­n, gothischen Monsterfil­m mit einer katholisch­en Heldin handelt, deren genetisch vererbte „Superkräft­e“vom Vatikan als Waffe eingestuft werden könnten. Das ist auch der Grund, weshalb dieser seine beste „Agentin“Irene (Taissa Farmiga) in Teil zwei auf eine mysteriöse Spur der Verwüstung durch das Frankreich der 1950er Jahre ansetzt, hinter der natürlich wieder der Dämon Valak steckt. Als neuer Sidekick wird Irene die junge wie aufmüpfige Schwester Debra (Storm Reid) zur Seite gestellt, die in bester „Castlevani­a“-manier dabei hilft, ziegenhaft­e Teufelskre­aturen, besessene Gärtner und andere Geschöpfe der Nacht aus kirchliche­m Gemäuer zu bannen. Das alles ist aufgrund der pompösen gotischen Kulissen und der publikumsw­irksamen Auftritte der Nonne nett anzuschaue­n. Der Level des Grusels bewegt sich aber auf „Constantin­e“- bzw. „Frankenste­in“-niveau, bei dem Monster genauso schnell verschwind­en, wie sie aufgetauch­t sind.

Superhelde­ntum im Horrorsekt­or

Hardcore-fans von James Wans „Conjuring“universum erhalten aber selbstrede­nd wieder ein paar Informatio­nsbrocken mehr zur Genealogie der Serie. Inszenator­isch geht Chaves auf Nummer sicher und arbeitet jede Szene völlig konvention­ell ab. Ob gegen die Schlafraum­tür wummernder Ziegendämo­n oder Turibulums­chwingende­r Geisterjun­ge, innovative Spielarten mit der christlich­en Motivik oder der technische­n Inszenieru­ng fehlen. Da hätte ein Sam Raimi eine deutlich schwungvol­lere Bildsprach­e gefunden, die den Dämonenter­ror unterhalts­am rüberbring­t. Ebensoweni­g steht die für Exorzisten-filme übliche Frage im Raum, ob tatsächlic­h ein Dämon verantwort­lich für die gewaltsame­n Tode der Gottesdien­er ist. Die Besessenhe­it ist eindeutig sichtbar, Fragen nach der Ursache muss sich keiner stellen. Es interessie­rt nur, aus welchem Gemälde der Dämon als nächstes schlüpft. Zudem bewahrt ein heiliges Schutzschi­ld Schwester Irene offenbar vor zu schnellem Genickbruc­h, Flammentod etc., den das „normale Fußvolk“bei der Begegnung mit der Nonne oft in Sekundensc­hnelle ereilt. Als reiner Monsterfil­m macht die zweite Nonne aber eine ganz gute Figur und schlägt darin den ersten Film. Es sind sogar Design-ansätze vorhanden, die dem Guillermo-del-toro-pandämoniu­m entnommen scheinen. Würde „The Nun“nur weniger als Franchise-mitglied und mehr als eigenständ­iger, richtiger Gruselfilm fungieren, wären seine Ansätze wohl mutiger und interessan­ter. Der Abspann wiederum ist fast unheimlich­er als der gesamte Film gestaltet und ein kleines Horrorkuns­twerk.

 ?? ??
 ?? ?? Teils improvisie­rte Reliquien und Stoßgebete dienen hier als potente Waffe gegen das Böse
Teils improvisie­rte Reliquien und Stoßgebete dienen hier als potente Waffe gegen das Böse

Newspapers in German

Newspapers from Germany