Der Krieg der Welten: Der Angriff
H. G. Wells veröffentlichte seinen Sciencefiction-roman bereits vor 125 Jahren im Jahr 1898 und lieferte damit eine Vorlage für filmische Adaptionen, die sich seither großer Beliebtheit erfreut. Der Grundtenor ist der, dass Marsianer in hochbeinigen Kriegsmaschinen – sogenannten Tripods – die Erde angreifen, ausgehend von ihrem Landungspunkt im Vereinigten Königreich. Sämtliches Militär ist dem Untergang geweiht und völlig machtlos gegen die extraterrestrische Bedrohung. Die Menschen werden entweder direkt mit einem Laserstrahl vaporisiert oder später zu Futter verarbeitet. Bis die Erde von der damals (1898) kleinsten bekannten Lebensform gerettet wird: Den Bakterien. Da die außerirdischen Immunsysteme nicht an die irdischen Bedingungen angepasst sind, erliegen sie der Infekt-krankheit in kürzester Zeit. In Anbetracht der Tatsache, dass „The War Of The Worlds“ursprünglich als Satire angedacht war, in der die „fleißigen“Kolonisten des Vereinigten Königreichs auch einmal die Opferrolle einnehmen konnten, ist der Machtvergleich zwischen Bakterium und Militär natürlich besonders blamabel.
Eine Syfy-version?
Noch vor den ersten Verfilmungen stach Orson Welles bekanntes Radio-hörspiel heraus, das am 30. Oktober 1938 erstmals im Raum New York gesendet wurde. Da das Hörspiel den Eindruck einer tatsächlichen Berichterstattung erweckte und nur am Anfang auf dessen fiktive Natur hingewiesen wurde, brach landesweit – so lautet der Mythos – eine regelrechte Hysterie aus. Ob diese Massenpanik aber wirklich so stattgefunden hat oder nicht vor allem eine Erfindung der sensationsheischenden Tagespresse war, steht heute stark in Frage. 1953 folgte dann der erste Film. Allerdings wurden hier statt der Tripoden untertassenförmige Flugobjekte genutzt. Steven Spielbergs Blockbuster-version von 2005 mit Tom Cruise in der Hauptrolle ist wiederum in den USA angesiedelt. Obwohl es sich dialogtechnisch relativ nahe an der Romanvorlage orientiert, stand es vor allem wegen seiner „Krieg dem Terror“-rhetorik in der Kritik. Spielberg nutzte den Film zudem, um Motive des Holocausts darin zu verarbeiten. Spektakulär waren hier vor allem die Tripods inszeniert.
Eine britische Indie-produktion
Einige weitere Adaptionen später wagte sich 2023 nun Junaid Syed, welcher 2012 für die visuellen Effekte der „Total Recall“-neuverfilmung mitverwantwortlich war, an den Stoff. Die Handlung ist nun wieder im Vereinigten Königreich angesiedelt. Perspektivgeber sind hier drei Astronomie-studenten, die den Absturz eines vermeintlichen Kometen bezeugen. Eine genauere Untersuchung ergibt, dass dieser jedoch ein Raumschiff ist. Wie auch im Original staksen die Außerirdischen in dreibeinigen „Fighting Machines“ durch die Lande und behandeln Menschen wie Schlachtvieh. Die drei Protagonisten sind in der beliebten Ratio zwei Herren und eine Dame aufgestellt, die stellenweise eher den Eindruck eines Pärchens und eines fünften Rades vermitteln. Aber gerade dadurch entsteht eine sympathische Dynamik, die dem ernsten Geschehen ein emotionales Gegengewicht vermittelt. Die Effekte sind für eine Indie-produktion ordentlich gelungen, hätten jedoch effektiver eingesetzt werden können, um eine dichtere Atmosphäre zu erschaffen. So erzielte beispielsweise Gareth Edwards in seinem Alien-invasions-fiim „Monsters“(2010) mit selbstgemachten Cgi-effekten damals eine weitaus größere Wirkung. Inhaltlich bleibt diese Neuverfilmung der Romanvorlage von H.G. Wells treu. Offensichtliche Unterschiede sind, dass die Handlungszeit in der heutigen Gegenwart spielt, dass die drei smarten Helden eine neue Tonalität mitbringen sowie der generell leichtfüßige britische Charme.