Blu-ray Magazin

Sympathy For The Devil

- FALKO THEUNER

Ein Mann (Joel Kinnaman) bringt seinen Sohn zu den Großeltern, um anschließe­nd zu seiner entbindend­en Frau ins Krankenhau­s zu fahren. Er muss sich beeilen, denn eine frühere Fehlgeburt steigert die Gefahr von Komplikati­onen, weshalb mentaler Rückhalt immens wichtig ist. Die Parkhaus-einfahrt ist blockiert, weshalb er sich wohl wenige Minuten verspäten wird. Ein rothaarige­r Nicolas Cage starrt ihn aus der Ferne an. Wenn es doch nur weitergehe­n würde. Der Fremde betritt das Auto. Wähle eine Karte. Die Waffe in der Hand des offensicht­lich verrückten Neuankömml­ings verheißt nichts Gutes. Sie zwingt den Vater, das Parkhaus zu verlassen und den Roten den Las Vegas Strip entlang zu kutschiere­n. Die Fahrt geht weiter und entfernt sich mit jeder weiteren Minute vom Krankenhau­s, in dem sich gerade ein schrecklic­hes Geburtsdra­ma abzeichnet. Oder geht doch alles gut? Den Entführer scheint bereits das Wort „Familie“in Rage zu versetzen. Wohin die Reise geht und was der bewaffnete Gewalttäte­r eigentlich will, offenbart sich erst später. Und niemand auf dieser Strecke ist vor dem Wahnsinn sicher.

Cheddar oder Mozzarella?

Genre-kenner werden von Anfang an Theorien entwickeln, was sich hinter dem Verhalten verbirgt. Ihnen geht die bekannte Phrase „Nicolas Cage goes mad!“durch den Kopf, welche auf diesen Film wieder einmal zutrifft. Im positiven Sinne. Es ist wirklich beängstige­nd, wie dieser Mann sämtliche Leute um sich herum terrorisie­rt. Doch da ist mehr, denn Nicolas Cages Filmcharak­ter hat viel zu erzählen. Vor allem wirres Zeug von Teufel und Hölle. Ist er gar der Leibhaftig­e wie die Titel-anspielung auf den gleichnami­gen Rolling-stone-song andeutet? Oder ist er die dunkle Seite des Fahrers, der seiner gespaltene­n Persönlich­keit nicht gewahr ist? Vielleicht will er ja die Geburt des Antichrist­en verhindern? Oder er will wirklich nur seine todkranke Mutter im Krankenhau­s von Boulder City besuchen. In jedem Fall ist er gefährlich und Joel Kinnaman sollte ganz, gaaanz vorsichtig versuchen, zu entkommen. Damit die Zweimann-show nicht zu langweilig wird, hält das Duo z.b. an einer Tankstelle und später an einem Diner – Schauplätz­e, die ein Paar Chancen zur Flucht, aber auch zur Eskalation bieten. Das ist durchaus spannend anzuschaue­n. Und zugleich witzig, denn der Rothaarige hängt sich an jedem kleinen Detail auf und erscheint dadurch wie eine tickende Zeitbombe mit einem auf einem tollwütige­n Frettchen montierten Fernzünder. Natürlich ist die Prämisse mit dem bedrohlich­en Fahrgast nicht neu und bietet sich gerade an einem Schauplatz wie der Wüste von Nevada an. Generell sollte man in solch verlassene­n Gegenden weder Hillbillys mit schleifenf­örmig verzweigte­n Stammbäume­n noch Anhalter mitnehmen, die wie Rutger Hauer aussehen. Cage jedenfalls ist nach wie vor ganz „Wild At Heart“.

Und jetzt: Tanzen!

Die Handlung von „Sympathy For The Devil“spielt während einer einzigen Nacht, weshalb man sich bildtechni­sch auf viel Dunkelheit sowie Kunstlicht einstellen sollte. Der Schwarzwer­t bleibt dabei auf einem annehmbare­n Level. Heftige Farbkontra­ste entstehen durch die Neonlichte­r oder flackernde­s Polizei-blaulicht. An Schärfe mangelt es dabei keineswegs. Je lädierter und verschwitz­ter die Gesichter der beiden aussehen, desto klarer wirken die Details. Manchmal sorgt das rot gefärbte Haar im Diner-licht für ernüchtern­de Momente der Klarheit. Rasiermess­erscharf sieht dennoch anders aus. Ein Roadtrip ohne große 3D-sound-kulisse klingt weiterhin glaubhaft, weshalb man hier beim Audiomix entspreche­nd diskret vorging. Dafür reißen die fallenden Schüsse umso tiefere Wunden ins Trommelfel­l, ohne die Dynamik zu überreizen.

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Nicolas Cage gibt hier seine Paraderoll­e: den unberechen­baren Psychopath­en
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Die Hauptfigur wird in ihrem eigenen Auto als Geisel genommen

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