Clown Motel
Nein, hier lockt kein Tobin Bell im Clownskostüm seine Motel-gäste durch ein Dutzend tödliche Fallen. Es marodieren auch keine Hinterwäldler-clowns durch ein „Haus der 1000 Leichen“. In diesem Film geht es eher um einen alten indianischen Fluch, der einen Rachegeist in Stephen-king-manier über die ahnungslosen Gäste kommen lässt. Und dieser Schauplatz des berühmt berüchtigten Clown Motels in Tonopah, Nevada, ist hier tatsächlich deutlich wichtiger als die Opfer selbst. An diesem Ort entstand schon eine ganze Reihe von Horror-filmen fragwürdiger Qualität. Bei so vielen günstigen Produktionen sticht Asif Akbars und Lance Kawas ebenfalls überschaubar budgetierter Film mit seiner Starbesetzung fast als „Blockbuster“heraus. So lässt sich Randy Couture in einigen Rückblenden dabei beobachten, wie er als Kommandant einer Us-militäreinheit im 19. Jahrhundert den Überfall auf ein Lager der Greasewood-ureinwohner leitet und ein blutiges Massaker anrichtet. Als er am Abend danach seine Schuld im Alkohol ertränkt, betritt ein Chindi-rachegeist den Raum und ermordet fast alle weißen Lokalbesucher mit einem elektrisierten Säbel.
Tobin Bell spielt in der Gegenwart den Motelbesitzer Mr. Wilson, welcher seit über einem Jahrzehnt den Laden mit online gestellten Horror-geschichten am Laufen hält. Das zwielichtige Image sorgt für ständigen Kundenneuzufluss, weshalb er das angefragte Gespräch mit der indianischstämmigen Antropologie-studentin Alma Perez (Juliana Destefano) begrüßt. Es könnte ja eine neue Grusel-story für ihn rausspringen, die er noch nicht gepostet hat. Und tatsächlich legt ihm die Mittzwanzigerin einen historischen Kontext dar, dessen übernatürlicher Racheaspekt eine packende Geistergeschichte hergibt. Dort, wo nun das Motel steht, wurde im Namen einer (nie gebauten) Eisenbahnstrecke ein ganzer Stamm ausgelöscht. Um aus dem Motel eine Gedenkstätte zu machen, benötigt Alma jedoch Beweise, welche sie sich in Dokumentform in einer Kellerkiste erhofft. Jene kennt sie noch aus ihrer Kindheit, die sie an diesem Ort verbracht hat. Ob Wilson ihr einfach so den Schlüssel zu seinem wirtschaftlichen Untergang überlässt, ist fraglich.
Las Vegas, Baby!
Derweil bereiten Almas Angehörige der dort ansässigen „Church Of Chindi“-sekte ein mysteriöses Ritual vor, um sich das ihrem Volk zustehende Land mit Gewalt zurück zu holen. Hierfür packt der ominös in schwarz gekleidete Motelangestellte Stewart (1980er-ikone Richard Grieco) einen noch ominöseren Säbel aus. Parallelen zu bekannten Stephen-king-stories wie „Friedhof der Kuscheltiere“und „Brennen muss Salem“sind sicherlich gewollt. Der von Menschenhand herbeigeführte Fluch gehört auch sonst zu den klassischsten aller Horror-motive. Auch die seltsame Gemeinde und der brodelnde soziale Unmut passen zum Charakter einer King-hommage. Entgegen aller Erwartungen kommt bis auf einen tänzerischen Gastauftritt und ein kurzes „Zuständigkeitsproblem“kein einziger Horror-clown im Film vor. Die elektrisierenden Chindi-auftritte können sich vom Makeup und den Effekten her aber ebenfalls sehen lassen. Nur inszenatorisch sind die Horror- und Splatter-szenen talentfrei gestaltet. Hier hätte das Regieduo wesentlich (!) besser mit der Perspektive, der Dynamik und dem Schnitt arbeiten müssen. Auch für das effektivere Auftreten des Monsters müssten die Filmschaffenden nochmal einen Horror-kurs belegen. Erscheint der Großteil der Besetzung fast schon genretypisch laienhaft, zeigt sich Tobin Bell von seiner besten Seite. Glücklicherweise gab man ihm einen tragenden Part. Wer also schon die anderen „Clown Motel“-inkarnationen – welche bis auf den Handlungsort nichts mit diesem Film gemein haben – überstanden hat, findet hier sogar eine gehobene Variante.