Babylon Berlin
Der Schrecken gleich zu Beginn sitzt tief: Kommissar Gereon Rath nimmt in der braunen Uniform der SA an einem Treffen der Nazi-schläger teil und beteiligt sich alsbald auch an den Ausschreitungen der Braunhemden am Berliner Kuhdamm. Seine Kollegin und Partnerin Charlotte Ritter ist entsetzt, als sie auf Nachfragen nur hasserfüllte Phrasen und Parolen von ihm zu hören bekommt. Die Zeichen stehen schlecht, nicht nur für die langsam knospende Beziehung der Beiden, sondern auch für Deutschland in der Endphase der Weimarer Republik. Die Wirtschaftskrise hat das Land im Würgegriff, Monarchisten und Faschisten setzen sich über die demokratischen Regeln dreist hinweg, zwischen den Berliner Gangsterbanden bricht ein blutiger Krieg aus, und ein Beamter wird mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden. Die Suche nach Mörder und Motiven ist nicht das einzige Problem, das es in Staffel 4 zu lösen gilt. Charlottes Schwester befindet sich auf der Flucht vor der Polizei, ein kostbarer Edelstein der Nyssens wird gestohlen und ein reaktionäres Schattengericht macht Jagd auf Arme und ehemalige Verbrecher. Das sind keineswegs die einzigen Handlungsstränge der vierten Staffel, die tatsächlich ein paar Baustellen zu viel aufmacht. Der zentrale Fall erscheint oft unbedeutend im Vergleich zu dem üppig wuchernden Gesellschaftspanorama, das die Balance zwischen Krimi, Politthriller und persönlichem Drama zwar letztlich immer noch meistert, aber etwas weniger souverän als die voran gegangenen Staffeln. Eine Klasse für sich – nicht nur für eine deutsche Serie – stellen allerdings wieder Darstellerleistungen, Schauwerte und Atmosphäre dar.