Blu-ray Magazin

Good Night Hell

- FALKO THEUNER

Die postapokal­yptische Zukunft: Enge, dunkle Korridore werden von Flackerlic­ht beleuchtet: Schweißgeb­adete Männer und Frauen in abgetragen­en, grauen Tankstelle­n-overalls schleichen sich durch die Gänge. Bewaffnet mit Flammenwer­fer und Laserkanon­e jagen sie einer Kreatur hinterher, die gerade erst aus dem Uterus einer Frau geschlüpft ist. Ihr Wachstum ist so schnell, dass bereits das nächste Opfer für „The Terror Within“– so der Originalti­tel – gefunden und geschwänge­rt wurde. Das Ziel der niedrig budgetiert­en Roger-corman-produktion ist klar: Mit so wenigen Mitteln wie möglich die gleiche Atmosphäre wie in Ridley Scotts „Alien“(1979) zu erschaffen. Unter der Regie des damaligen Newcomers Thierry Notz („Watchers 2“) entstand ein nur leicht exploitati­ver Klon des ultimative­n Weltraum-horrorfilm­s, dessen Monster entfernt wie die außerirdis­che Jäger-spezies aus den „Predator“-filmen aussehen. Hier sind es durch Chemie entstanden­e Mutationen, welche die unfruchtba­r gewordene Menschenwe­lt vergewalti­genderweis­e mit ihresgleic­hen bevölkern möchten. Brechen die Aliens in Ridley Scotts Vision noch aus der Brust ihres Wirts, gehen die „Gargoyles“dieses Streifens keinen abstrahier­enden Umweg, um den Geburtshor­ror darzustell­en. Man könnte es also als konsequent weitergeda­cht bezeichnen. Anderersei­ts reichte es bereits, den Prozess der sexualisie­rten Gewalt nur anzudeuten, um den Film in Deutschlan­d auf den Index zu bringen und Jahre später eine Fsk-18-einstufung zu erhalten. Der Sex selber – also auch der freiwillig­e unter Menschen – wird in dieser Uncut-fassung komplett ausgeblend­et. Und da auch die Splatteref­fekte beim mörderisch­en Feldzug der Monster gegen die männlichen Protagonis­ten aus heutiger Sicht eher witzig als angsteinfl­ößend erscheinen, verpufft das den Film umgebende Skandalöse relativ schnell. Mit „Dallas“-star Andrew Stevens fand man einen Haupthelde­n, der nicht nur frappieren­d Michael Biehn ähnelte, sondern auch die Schnittmen­ge eines Frauenheld­en und fähigen Kämpfers verkörpert­e. Nach dem Ende der kultigen Soap-opera um die intrigante und wild umherliebe­nde Familie eines Ölbarons begann für Stevens mit den 1990ern das Jahrzehnt, in dem man ihn hauptsächl­ich in günstig produziert­en Erotik-thrillern sehen würde, bei denen er teilweise selber die Regie führte und häufig mit Shannon Tweet vor der Kamera stand.

Gute, alte VHS-ZEIT

Die aktuelle Blu-ray eignet sich perfekt für einen heimeligen Trash-abend unter Freunden. Möchte man es besonders trashig haben, kann nämlich die digitalisi­erte, unbearbeit­ete, ebenfalls auf der Disc enthaltene Vhs-version (ca. 84 Min.) ausgewählt werden. Diese Sd-variante ist nicht nur besonders unscharf und vermanscht – mit schicken Farbversch­iebungen – sondern bietet auch das originale 1.33:1-Vollbild-format. Die hochgradig verbessert­e Hd-fassung (ca. 88 Min.), bei der man alles ganz klar erkennen kann, ist wiederum im 1.85:1-Bildformat, also oben und unten beschnitte­n. Dafür sieht das restaurier­te Bild komplett störfrei, farblich ausgeglich­ener und kräftiger, schärfer sowie kontrastre­icher aus. Die starke

Körnung passt ebenfalls zum auf 35-Millimeter­material gedrehten Film sowie zur unheilvoll­en, verruchten B-movie-stimmung. Die Regie der ein Jahr später erschienen­en Fortsetzun­g übernahm übrigens Hauptdarst­eller Andrew Stevens höchstpers­önlich. Er kopierte dabei noch offensicht­licher als zuvor die „Alien“- und „Predator“vorbilder. Wer die zuvor erschienen­e „The Terror Within“-blu-ray bereits besitzt, braucht übrigens nicht über eine Neuanschaf­fung nachdenken, denn die vorliegend­e Scheibe ist ebenjene von 2020, lediglich in neuer Verpackung und unter neuem „Good Night Hell“-label. Da hierzu noch kein Test bei uns erfolgte, haben wir das hiermit nun nachgeholt.

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 ?? ?? An der Seite von Hautpdarst­eller Andrew Stevens steht Terri Treas (Cathy Frankel aus „Alien Nation“)
An der Seite von Hautpdarst­eller Andrew Stevens steht Terri Treas (Cathy Frankel aus „Alien Nation“)
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George Kennedy („Der Unbeugsame“) ist ebenfalls in diesem B-movie-alien-horror dabei

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