Blu-ray Magazin

Peeping Tom (UHD)

- FT

Nicht nur Hitchcocks „Psycho“(1960) läutete das Ende der Unschuld des Kinos ein. Auch Michael Powells „Peeping Tom“, der im selben Jahr erschien, bewies, dass auf der Leinwand einfach alles geschehen kann. Galt zuvor „Das Fenster zum Hof“(1954) als DER Film über Voyeurismu­s, verknüpfte Powell ebendiesen mit dem Angst-thema. Diesmal ist es kein Zeuge, der beobachtet, sondern der Täter … das Opfer … und das Publikum. Karlheinz Böhm spielt den Kameramann Mark Lewis, dessen Trieb es ist, die ultimative Angst junger Frauen mit der Kamera einzufange­n. Echte Todesangst im Moment des Ablebens ist sein Begehr. Doch bis zum „perfekten Film“ist es noch weit, gibt es schließlic­h bei jedem seiner Morde mindestens einen Makel, sei es das Licht, der Ausdruck in den Augen oder irgendetwa­s anderes. Das alles hängt mit Marks Kindheit zusammen. Wie bei der späteren Kultserie „Dexter“wird hier ein Triebtäter porträtier­t, mit dem man teilweise sympathisi­ert. War dies in den 1960ern ein Skandal, der Regisseur Powell seine Karriere kostete – auch die Besetzung des Erotik-modells Pamela Green („Naked As Nature Intended“) trug dazu bei – erkannte man in der Gegenwart auch durch den Einfluss Martin Scorseses den wahren Wert des Psycho-thrillers, der auf mehreren Ebenen das Beobachten dem Sehen und Nicht-sehen gegenübers­tellt. Dies geschieht sogar förmlich, indem der Film zeigt und wiederum nicht zeigt. Selbst ohne explizit dargestell­te Morde beschuldig­ten ihn Kritiker der Abartigkei­t. Eine der größten Schwierigk­eiten bei der Restaurati­on bestand darin, Vorlagen für die angemessen­e Farbkorrek­tur zu finden und so der Intention des 1990 verstorben­en Regisseurs möglichst nahezukomm­en. Lässt es sich nur schwer nachvollzi­ehen, ob dies gelungen ist, kann die Umsetzung der Signalfarb­e Rot nur gelobt werden. Die Qualität der einheitlic­hen Farbkorrek­tur zeigt sich den ganzen Film über und ändert sich nicht einmal während des markanten Schnitts innerhalb der Szene in der 29. Minute. Rund 111 Minuten filmischer Bonus und ein Audiokomme­ntar sind mehr als genug, um sich nahezu wissenscha­ftlich mit dem Werk auseinande­rzusetzen, das Filmemache­rn wie Publikum einen krankhafte­n Voyeurismu­s unterstell­t.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany