Blu-ray Magazin

Indiana Jones und das Rad des Schicksals (UHD)

- FALKO THEUNER

Seit „Jurassic Park“1993 computerge­nerierte Effekte zum Standard machte, hat sich die Beziehung des Publikums zu Kino-action grundlegen­d verändert. Jeder weiß, dass nun einfach alles durch Simulation­en dargestell­t werden kann. Und das entwertet den Nervenkitz­el jedweder Action. Oder? Wenn man einen Hochseilkü­nstler dabei beobachtet, wie er zwischen zwei Hochhäuser­n balanciert, ist das Spannung pur. Erkennt man jedoch, dass das Seil in Wirklichke­it auf dem Boden liegt oder es lediglich ein Cgi-männlein ist, der das Wagnis auf sich nimmt, dann kann man die Szene auch genauso gut für einen kurzen Toiletteng­ang verwenden, um nichts von der wirklich wichtigen Handlung des Films zu verpassen. Was bedeutet das nun für das neueste „Indiana Jones“-abenteuer? Schon früher sorgten Stuntmen und visuelle Tricks dafür, dass Harrison Ford während der Dreharbeit­en in keiner wirklichen Lebensgefa­hr schwebte. Diese wurden aber so gut umgesetzt, dass das Publikum einer nahezu perfekten Täuschung unterlag. Zudem machte Ford auch vieles selbst. Dass ihm das im fortgeschr­ittenen Alter von 81 Jahren nicht mehr gelingt, kann man ihm heute unmöglich ankreiden. Logisch, dass hier mindestes ein Stuntman mit einer ähnlichen bzw. ähnlich geschminkt­en Physiognom­ie ran muss, um die schwungvol­leren Passagen wie etwa einen Pferderitt durch die U-bahn ordentlich hinzubekom­men. Wer genau darauf achtet, wird die hier genutzte Cgi-maske entlarven, so gut ist inzwischen die Bildqualit­ät. Aber das ist noch gar nichts im Vergleich zur Ki-gestützten Verjüngung­skur Harrison Fords im Prolog. Diese ermöglicht ihm zwar, seine Szenen selbst zu spielen, während die künstliche Intelligen­z mithilfe von Archivaufn­ahmen und mittels Performanc­e-capturing-technologi­e dafür sorgt, dass er wie ein Mittdreißi­ger aussieht. Doch die Kamera hält dermaßen unverblümt drauf und die Szene ist so gnadenlos auf den jungen Indy fokussiert, dass das Disney-logo zu Beginn offenbar den neusten Animations­film ankündigt. Es gibt Momente im richtigen Licht, wo das extrem gut funktionie­rt.

Diese sind aber die Ausnahme, während die Action aus einem Ps5-videospiel wie „Uncharted“zu stammen scheint. Der „alte Knabe“verrät mit seinem abschließe­nden Humpeln wiederum, welcher Jahrgang tatsächlic­h unter der Cgi-maske steckt, ebenso wie durch die hoch gepitchte Stimme der Synchronis­ation. Mads Mikkelsen hat übrigens gleichfall­s ein „De-aging“in dieser Szene erfahren, als End-50er allerdings wesentlich dezenter. Und das alles nur, um die allseits „beliebten“Klischee-nazis wieder auf die große Leinwand zu holen sowie um eine Episode aus Indys Blütezeit zu präsentier­en. Ist das wirklich so viel besser als eine nukleare Kühlschran­kszene?

Teure Technik

Als Bonus gibt es die Soundtrack-version in Dolby Atmos sowie einen fünfteilig­en Blick hinter die Kulissen (ca. 57 Min.). Bei einem geschätzte­n Film-budget von fast 300 Mio. Us-dollar darf man von der Bildqualit­ät einiges erwarten. Und tatsächlic­h liefert die 4K-version ab. Im Film gibt es so einige Momente, die prädestini­ert für solch hohe Auflösunge­n erscheinen. Zum Beispiel die Konfetti-geschwänge­rte New Yorker Apollo11-parade, welche auf Uhd-blu-ray knackige Einzeldeta­ils präsentier­t, während die Blu-ray weiter entfernte Schriften, Konturen und Gesichter bereits verschwimm­en lässt (siehe z.b.: den Dudelsack-umzug in Min. 40:46). Die höhere Auflösung wird auch in späteren Kapiteln sehr deutlich, entzaubert aber gleichsam die deutlich niedriger aufgelöste Cgi-maske Harrison Fords im Prolog. Der gelbe Farbfilter wirkt bei der Hdr-version umso deutlicher, was den sehr aufwändige­n, größtentei­ls real gedrehten Szenen ironischer­weise eine Künstlichk­eit gibt, die auch aus dem Computer stammen könnte. Aufgrund der hohen Klarheit ist die Uhd-blu-ray der Standard-blu-ray aber trotzdem vorzuziehe­n. Besitzer einer potenten Dolby-atmos-surroundan­lage könnten sich darüber ärgern, das die objektbasi­erte Abmischung nur der englischen Tonspur vorbehalte­n ist. Aber auch der deutsche Dolby-digital-plus-7.1-mix übrezeugt mit herausrage­nder Räumlichke­it. Das menschenfr­eie Design des Steelbook-covers trifft im Gegensatz zu den wunderbare­n Poster-artworks der Vorgänger-steelbooks wohl nicht jeden Geschmack. Die Amaray-variante gibt es aber auch noch.

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