Die Schlacht um Schelde
Während des Zweiten Weltkriegs ziehen sich im September 1944 die deutschen Truppen in der Region Holland auf die Insel Schelde zurück, die nur von einigen Brücken aus erreichbar ist. Der Vorstoß der Alliierten steht kurz bevor. Operation „Market Garden“wird in die Wege geleitet.
Der Film teilt seinen narrativen Aufbau in drei Handlungsstränge auf. Auf der holländischen Seite wird die Sekretärin Teuntje Visser (Susan Radder) Zeugin, wie ihr Bruder Dirk (Ronald Kalter) einen kopflosen Anschlag auf die Besatzer verübt und versucht in der Folge, ihn zu verstecken. Als Dirk abgeholt wird, stellt Teuntje bei der Suche nach ihm fest, dass ihr Bruder für den holländischen Widerstand tätig war und einige wichtige Beweisfotos versteckt hat, welche die Position der deutschen Stellungen verraten. An der britischen Front führt der Offizier Tony Turner (der aus dem „Harry Potter“-universum bekannte Draco-malfoy-darsteller Tom Felton) seinen Trupp per Lufttransport in das Kampfgebiet. Ihr Lastensegler wird abgeschossen und muss in dem Wattenmeer des Flachlandes Notwassern. Nun wagen die britischen Soldaten den Versuch, sich quer durch das wasserreiche Gebiet zu schlagen, um die Kanadier zu erreichen und die Mission zu retten. In einer dritten Geschichte begleitet das Publikum den jungen, niederländischen Soldaten Marinus van Staveren (Gijs Blom), der auf der Gegenseite im deutschen Kader kämpft.
Aufwendiges Spektakel
„Die Schlacht um Schelde“stellt mit 14 Millionen Euro die bis dato zweitteuerste holländische Filmproduktion dar. Nur „Black Book“von Paul Verhoeven aus dem Jahr 2006 hält den bisherigen Rekord dafür. Auch jener Film griff das Thema des Zweiten Weltkriegs auf und kostete rund 16 Millionen Euro. Verhoeven konnte das Filmprojekt damals durch seinen internationalen Ruf finanzieren. Bei „Die Schlacht um Schelde“sprang Netflix als Co-produzent ein, um die enormen Kosten zu stemmen. Allein das im Wasser liegende Set mit dem abgestürzten Lastensegler erforderte ein Budget von knapp 1,2 Millionen Euro. Für so eine Großproduktion wird nun auch ein Regisseur benötigt, der sich in ebenjenem Umfang auskennt. Für Matthijs van Heijningen Jr. ist dies die zweite Big-budget-produktion. Er hatte schon 2011 das 38-Millionen-dollar-prequel „The Thing“geleitet. Und noch eine andere internationale Größe konnte in dieser Preisklasse gewonnen werden. Das Tondesign stammt vom zweifachem Emmy-gewinner Charles Maynes, der schon für die Soundeffekte von „Starship Troopers“(1997) und „Letters from Iwo Jima“(2006) verantwortlich war.
Kompromisslos, aber konservativ
Kriegsfilme sind häufig altbacken gehalten, was vor allem dem erwähnten hohen Budget geschuldet ist. Auch bei „Die Schlacht um Schelde“gibt es keine großen Neuerungen im Genre. Moderne Kriegsfilme wie „Guy Ritchie’s Der Pakt“(2023) oder auch der Oscar-gekrönte „American Sniper“(2014) von Clint Eastwood besitzen einen größeren Handlungsspielraum – auch bei der inhaltlichen Aussage. Über die obligatorischen Predigten wie „Nazis sind böse“oder „Krieg ist schlecht“kann sich „Die Schlacht um Schelde“nicht erheben. Der Inhalt und die Kampfhandlungen sind hingegen authentisch inszeniert und kompromisslos gehalten. Das Schicksal der Soldaten wird ebenso behandelt wie das der Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten. Ähnlich wie bei den Kriegsfilm-klassikern „Der längste Tag“(1962) und „Tora Tora Tora“(1970) sprechen in der Originalversion alle Nationalitäten ihre eigene Landessprache, was den detailverliebten, authentischen Ansatz noch unterstreicht. Auch sucht man hier falschen Pathos vergebens. Viele Neben- und Hauptfiguren sterben im Verlauf der Handlung und das nicht selten auf undramatische Weise, ganz nebenbei – wie im echten Krieg.