Die Stadt der verlorenen Kinder
Das französische Regie-duo Marc Caro und Jean-pierre Jeunet toppte mit seiner märchenhaften Art und visionären Darstellung schon mit seinem Debüt „Delicatessen“(1991) alles, was es bis dahin zu sehen gab. Selbst Terry Gilliams filmische Lsd-trips konnten mit dieser bildgewaltigen, verzerrten Intensität nur bedingt mithalten. Für ihr zweites Projekt, „Die
Stadt der verlorenen Kinder“engagierten sie den Amerikaner Ron Perlman, der aufgrund seiner Leseschwäche das Skript während ihres ersten Treffens nur bedingt erfasste. Dennoch sagte er zu und verkörperte eine Figur namens „One“, die sich in eine ganze Reihe defizitärer Filmcharaktere eingliedert. Blinde, rechtsextreme „Zyklopen“mit einem maschinellen Auge und Pistolen-artigen Hörgeräten bilden die Schattengesellschaft, welche des Nachts mit brachialen Mitteln Kinder entführen, um sie auf eine geheimnisvolle Bohrinsel jenseits der Stadtgrenzen zu verschleppen. Als Ones kleiner „Bruder“gekidnappt wird, begibt er sich mit Hilfe einer Kinder-gang auf die Spur eines Wissenschaftlers, der in den Träumen der Kinder nach einem Mittel gegen das Altern sucht. Das Märchen für Erwachsene wirkt auch lange nach dem Abspann noch nach und erinnert aufgrund der thematischen und motivlichen Erforschung kindlicher Wahrnehmung an Michael Endes Erzählung
„Momo“, in der ebenfalls seltsame graue Männer etwas Existenzielles rauben. Die Blu-ray erschien bereits 2022 in einem limitierten Mediabook. Wer dies verpasst hat, kann sich nun die Amaray-version zulegen, die aber die gleich hohe restaurierte Qualität besitzt und rund 85 Min. Bonusmaterial bietet.