Der Kinoerzähler
Damals, vor ca. 100 Jahren, als die Bewegtbilder noch stumm waren, gab es den Kinoerzähler (Armin Mueller-stahl) – einen Mann mit Frack, Zylinder und Geige, der dem Kinopublikum während der Filmvorführungen die wunderbarsten Geschichten zu atemberaubenden Kunstwerken wie „Geheimnisse einer Seele“(1926) oder „Der Golem“(1920) erzählte und dafür tosenden Applaus erntete. Doch dann kam Ende der 1920er Jahre der Tonfilm und niemand brauchte mehr den Kinoerzähler. Regisseur Bernhard Sinkel lieferte im Jahre 1992 hiermit sein allerletztes Filmwerk ab. Zuvor trat er als Vertreter des Neuen Deutschen Films in Erscheinung, u. a. durch sein Mitwirken am Episodenfilm „Deutschland im Herbst“(1978), in dem er sich an der Seite von Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge und Volker Schlöndorff der Aufarbeitung des Raf-terrorismus widmete. Im Vergleich dazu besitzt „Der Kinoerzähler“, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Gert Hofmann, wenig politische Brisanz, sondern ist vor allem als nostalgische Rückschau und Liebeserklärung an die Anfänge des Filmmediums zu verstehen. Das erklärt auch die melancholische Stimmung. Hobby-filmhistoriker werden hier viele Anknüpfungspunkte finden. Auch die Machtergreifung der Nazis, die propagandistisch vom Tonfilm profitierten, wird thematisiert. Die etwas altbacken inszenierte Geschichte hat immer noch ihre berührenden Momente und lädt zu träumerischer Wehmut ein. Die Bildqualität hat sich angenehm frisch gehalten. Nur die manchmal nuschelnden Schauspieler sind nicht immer ganz klar zu verstehen. Als Extra gibt es ein circa 30-minütiges Interview mit Bernhard Sinkel.