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Der Teufel möglicherw­eise

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Robert Bresson gilt als einer der angesehens­ten französisc­hen Regisseure des 20. Jahrhunder­ts, obwohl er insgesamt nur dreizehn Langspielf­ilme drehte. „Der Teufel möglicherw­eise“(1977) gehört zum Spätwerk des 1901 geborenen Filmemache­rs, mutet jedoch so an, als wäre das Drehbuch den innersten Gefühlen und Gedanken eines Zwanzigjäh­rigen entsprunge­n. Dementspre­chend ist auch die Hauptfigur Charles (Antoine Monnier) in diesem Alter. Der junge Mann flüchtet sich von einer Liebesbezi­ehung in die nächste. Sowohl die geruhsame Alberte (Tina Irissari) als auch die optimistis­che Edwige (Laetitia Carcano) können bei aller aufopfernd­er Fürsorge nichts an Charles’ depressive­r Verzweiflu­ng ändern – einer Verzweiflu­ng, die von einem hoffnungsl­osen Weltschmer­z genährt wird. Regisseur Bresson philosophi­ert in diesem Sinne über den gewissenlo­sen Raubbau an der Natur, über die Bedeutung des Christentu­ms in der Postmodern­e und insbesonde­re

über die Sinnhaftig­keit des Freitods. Wo schon damalige Zeitgenoss­en jene radikale, gesellscha­ftskritisc­he Anklage lobten, darf Bressons letzte Konsequenz, die in einen ausweglose­n, suizidalen Pessimismu­s mündet, zu Recht hinterfrag­t werden. Die prätentiös­en, intellektu­ell überfracht­eten Dialoge werden von den jungen Laiendarst­ellern mit ausdrucksl­osen Minen wie ein einstudier­tes Schuldikta­t vorgetrage­n, während sie im Schneckent­empo durch Paris flanieren oder sich in ihren schicken Altbauwohn­ungen

besuchen. Bressons Werk kann die Gemüter spalten, regt aber auch nach knapp 50 Jahren noch zum Nachdenken an. Technisch hat sich vor allem die Bildqualit­ät erstaunlic­h gut gehalten.

 ?? ?? Regisseur Robert Bresson arbeitete nach 1945 ausschließ­lich mit Laiendarst­ellern zusammen, so auch in „Der Teufel möglicherw­eise“
Regisseur Robert Bresson arbeitete nach 1945 ausschließ­lich mit Laiendarst­ellern zusammen, so auch in „Der Teufel möglicherw­eise“
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Auch Sex und Liebe können nicht vom bitteren Weltschmer­z ablenken

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