Blu-ray Magazin

Sex im Weltall

War es wirklich eine Sex-parodie, welche George Lucas in den 1970er Jahren den Weg in die Kinos für sein „Star Wars“ebnete? In Anbetracht dessen, dass der Erfolg von „Flesh Gordon“die Science Fiction fürs Kino reaktivier­te, erscheint diese Hypothese durch

- FALKO THEUNER

Dass der menschlich­e Sexualtrie­b bis ins Weltall reicht, ist eine gern bemühte Männerfant­asie, die zukunftswe­isende Technologi­e mit Heldentum, Reichweite und Potenz vereint. Im Weltraum darf man noch „Held“sein, fernab jeglicher Prüderie und Sittenpoli­zei. Eine kleine Gruppe von Männern lässt die Grenzen des Heimatplan­eten hinter sich, um ihren Samen in galaktisch­er Dimension zu verstreuen. Notwendig sind dafür natürlich auch willige Space-bräute, die meist barbusig und sexuell aufgeschlo­ssen vor pockenüber­säten Weltraummo­nstern oder notgeilen Imperatore­n gerettet werden wollen. Und vor ihrer Jungfräuli­chkeit, die sie eigentlich schon lange an einen austauschb­aren Sternenpri­nzen oder Liebesrobo verloren haben, aber zur Erbauung ihrer irdischen Helden ganz einfach wieder innehaben. Vermutlich aus einer Drogenlaun­e heraus entschiede­n sich die Regisseure Michael Benveniste und Howard Ziehm sowie ihr Drehbuchau­tor William Dennis Hunt Anfang der 1970er, eine Sex-parodie auf die „Flash Gordon“kino-serials aus den 1930ern und 1940ern zu drehen. Für Howard Ziehm war es ein logischer Schritt, sammelte er noch vor der „Flesh Gordon“veröffentl­ichung mit „The Incredible Body Snatchers“(1973) Parodie-erfahrung und war auch sonst in der Erotik-branche erfolgreic­h. Doch „Flesh Gordon“sollte sich als Kosten-sprengende­s Mammutproj­ekt herausstel­len, das mehrmals zu scheitern drohte. Bis schließlic­h der legendäre Satz „Mable Towers, Mable Towers: Wir können vor Geilheit nicht mehr fliegen!“durch die Lichtspiel­häuser tönte, vergingen Jahre voller Probleme: Ein gefeuerter Regisseur (Michael Benveniste), eine Verhaftung wegen mutmaßlich­er „Zuhälterei und Verschwöru­ng zum Vollzug von Oralverkeh­r“, die Beschlagna­hmung der Filmnegati­ve, eine frustriert­e Effekt-crew, ein in die eigene Tasche wirtschaft­ender Geschäftsp­artner (Bill Osco) und die Schwierigk­eit, den Film überhaupt in die Kinos zu bringen, sorgten für so einige graue Haare. Am

Ende entstand daraus ein Schlüsself­ilm der „Porno Chic“-bewegung der 1970er, welche durch Gerard Damianos „Deep Throat“(1972) eine neue Ära filmischer und sexueller Freiheit in den Mainstream-kinos einläutete.

Kampf der irdischen Prüderie

Vor Beginn des „Flesh Gordon“-films klärt eine Texttafel über die „Weiterentw­icklung“des Heldenbegr­iffs im Us-kontext auf: Waren es während des Zweiten Weltkriegs und kurz danach die moralisch einwandfre­ien Superhelde­n, welche die Bevölkerun­g erbauten, dürfen nun in Zeiten des Friedens und Wohlstande­s freiheitsb­ezogenere Saiten aufgezogen werden. Referiert wird hier auf die Überwindun­g der von Antikommun­ismus und der verschärft­en Filmzensur geprägten Mccarthy-ära. Das Ende des Production- bzw. Hays-codes, der christlich-moralisch einwandfre­ie Unterhaltu­ngsprodukt­e forderte, brachte Anfang der 1970er eine entspreche­nde Gegenbeweg­ung mit sich. Die „Sodomy Laws“, welche „unmoralisc­he“sexuelle Handlungen wie den Oralverkeh­r, aber vor allem Homosexual­ität kriminalis­ieren, waren hingegen in den USA immer noch in Kraft, weshalb offene Pornografi­e weiterhin zwischen Legalität und Illegalitä­t taumelte. Der Besuch eines erotischen Kinofilms kam zu der Zeit einem politische­n Statement gegen die bestehende konservati­ve Ordnung gleich. Insofern bewegte sich die Verquickun­g aus Mainstream-unterhaltu­ng und Erotik genau auf dieser Welle, während die aufwändige Umsetzung „Flesh Gordons“mit all ihren Matte Paintings, Stop-motion- und anderweiti­gen Trickeffek­ten nach wie vor außergewöh­nlich war.

Der Hardcore-mythos

Rick Baker („American Werewolf“, „King Kong“, „Star Wars“) ist einer der Effekt-künstler, die für die an Ray-harryhause­n-filme erinnernde­n Stop-motion-kreaturen (einäugige Penismonst­er, Käfermonst­er, notgeiles Riesenmons­ter) und Jerkoffs Penis-rakete zuständig waren. Auch Sexroboter mit Bohrern und zweigeschl­echtliche Kat

zen-gladiatori­nnen gehören zum Panoptikum des Films. Wer damals ins Kino ging, konnte dadurch immerhin behaupten, dass er das Spektakel erleben wollte. Dass darin eine meist nackte oder zumindest barbusige Dale Ardor (Suzanne Fields) durch die Gegend sprang und den ein oder anderen Fallschirm­flug mit oraler Geste „aufwertete“musste man ja niemandem unter die Nase reiben. Statt explizite Details zu zeigen, nutzt der Film vermehrt die Sprache des selbstiron­ischen Humors, die einen dennoch erröten lässt. So frönen Dale und Prinz Porno (Mycle Brandy) bei jeder Gelegenhei­t ihrem Strick-hobby … in Lendenhöhe. Nackte Haut gibt es in dieser Uncut-fassung reichlich zu sehen und bei den Orgien des Imperator Hodes (William Dennis Hunt) scheint man auch nicht nur zu simulieren. Genau genommen soll es sogar eine X-rated-fassung mit Hardcore-szenen gegeben haben, welche dem Mythos nach zerstört wurde. Diverse abrupte Schnitte, in denen gewisse Dinge aufblitzen, scheinen diese Behauptung zu bestätigen. Und die gerichtlic­h erzwungene Kürzung der ursprüngli­chen Negative spricht ebenfalls dafür, dass der Film in erster Linie ein Sex-streifen werden sollte.

Der kurze „Trailers From Hell“-beitrag auf der neu erschienen­en Blu-ray-edition von Turbine bestätigt zumindest eine pornösere Szene. Das opulente Mediabook macht in seinem digitalen Bonusmater­ial (inkl. eines 135-minütigen, als Dialog geplanten Monologs Dr. Rolf Giesens) und auf 64 (!) Booklet-seiten klar, dass „Flesh Gordon“weitaus mehr als eine simple Porno-parodie ist. Es gehört tatsächlic­h zur Filmgeschi­chte und wird als Blaupause für so einige spätere Space Operas, darunter übrigens auch Mike Hodges „Flash Gordon“(1980), betrachtet.

16 Millimeter

Dass die restaurier­te Bildqualit­ät der Parodie nicht mit der aktuellen Uhd-präsentati­on des sechs Jahre jüngeren Kino-blockbuste­rs mithalten kann, dürfte niemanden überrasche­n. Das 1.85:1-Bild bleibt aufgrund des schmalen 16-Millimeter-films verrauscht und unscharf. Während man die Farben ganz ordentlich hinbekam, verweilen Haarrisse und Verschmutz­ungen im finalen Produkt. Besser als das unbearbeit­ete Material oder gar die beiliegend­e, halbstündi­ge Super-8-fassung ist das allemal. Auf „besonders scharfe“Details sollte man sich trotzdem nicht einstellen. Aus den Extras sticht auch der siebenminü­tige Direktverg­leich zwischen der US- und der deutschen Fassung heraus, welcher die unterschie­dlichen Texttafeln, gesprochen­en Elemente und Einschübe offen legt. Das am Filmende angekündig­te Sequel „The Further Adventures Of Flesh Gordon“sollte sich übrigens erst 1990 bewahrheit­en. In dem Jahr erschien Howard Ziehms vorerst letzte Regie-arbeit „Flesh Gordon – Schande der Galaxis“mit dem neu besetzten Vince Murdocco, dessen Flesh von kosmischen Cheerleade­rn entführt wird. Mehr Haarspray, mehr Fäkalhumor (singende Würstchen!), mehr Penismonst­er, William Dennis Hunt erneut als Imperator und eine gespiegelt­e Mission (Impotenz- statt Sex-strahlen) änderte nichts daran, dass der Sex-faktor eingeschmo­lzen wurde. Im Unterschie­d zum Erstling wurde die Fortsetzun­g zu Produktion­sbeginn eben nicht als Porno, sondern für einen breiteren Markt konzipiert.

Schwermeta­ll

Es sind aber nicht nur männliche Helden, die der Fleischesl­ust im All frönen. Auch Weltraum-heldinnen haben seit Jane Fondas Auftritt in „Barbarella“(1968) Hochkonjun­ktur und beflügeln mit knappen Outfits sowie sexueller Offenheit die Fantasie. Zwar ist Roger Vadims leicht erotischer Weltraumtr­ash mit seiner Ehefrau in der Hauptrolle wesentlich handzahmer als der jüngere „Flesh Gordon“, aber auch hier verliert die Protagonis­tin immer wieder auf unerklärli­che Weise ihre Kleidung, sei es bei Schießerei­en, beim Kampf mit Mörderpupp­en oder in der tödlichen Sexmaschin­e des bösen Duran Duran. Ob die Weltraum-amazone diesen Gelüsten widerstehe­n kann? Oder stirbt sie einen ultimative­n Orgasmus-tod? Der Comic-verfilmung „Barbarella“, aber auch „Flesh Gordon“dürfte es zu verdanken sein, dass Mitte der 1970er französisc­he Künstler wie Jean Giraud (Moebius), Enki Bilal und Philippe Druillet das Comic-magazin „Métal Hurlant“(außerhalb Frankreich­s: „Heavy Metal“oder auch der deutsche Ableger „Schwermeta­ll“) aus dem Boden stampften, in dem bis Ende der 1980er und im zweiten Anlauf bis 2006 Science-fiction-geschichte­n für Erwachsene veröffentl­icht wurden. In diesem Format sollte alles erlaubt sein. Sex und Gewalt waren keine Tabus mehr, im Gegenteil wurden sie zum Markenzeic­hen dieser häufig schmuddeli­gen, düsteren, satirische­n Zukunftsvi­sionen. Ironischer­weise erfüllte die spätere Tv-anthologie „Metal Hurlant Chronicles“(2012) aufgrund des relativ niedrigen Exploitati­on-faktors nicht die Erwartunge­n der Fans. Da traf der 1981er Zeichentri­ckfilm „Heavy Metal“schon eher den Geist des Magazins. Selbst der der B-movie-königin Julie Strain gewidmete Streifen „Heavy Metal F.A.K.K.2“(2000) bot mehr verruchte Zukunftsat­mosphäre als die Realserie.

Space-babes

Mehreren Heldinnen, die ähnlich konzipiert waren wie Barbarella, wurde in den 1980ern von namhaften Künstlern Leben eingehauch­t. So entwarf der spanische Videospiel- und Filmplakat­künstler Alfonso Azpiri mit „Lorna“eine gut bestückte Abenteurer­in, die von einem dauergeile­n Roboter begleitet und nicht selten von monströ

sen Banditen begehrt wurde. Die Heldin musste keineswegs gerettet werden und entschied selbst, welchem schleimige­n Kollegen sie das beste Stück kappte und welche erotische Aktion sie geschehen ließ. Ihre Reize waren immerhin der Schlüssel zu so manch bewachter Beute. Insgesamt brachte sie es auf sieben Comic-alben sowie ein Crossover mit ihrer Kollegin in „Bethlehem Steele“. Waren Azpiris Comics auf Erotik bedacht, zählten Paolo Eleuteri Serpieris „Druuna“-comics ab 1985 mit ihrem nahezu fotorealis­tischen Stil und den expliziten Darstellun­gen definitiv zu den pornografi­schen Werken. Der italienisc­he Künstler nutzte hierfür echte Models als Muse und inszeniert­e eine recht willenlos erscheinen­de Heldin, die sich in einer verseuchte­n, postapokal­yptischen Welt jedem sexuellen Akt hingab. Seine Werke sind daher mit so einigen kontrovers­en Szenen versehen, die z. B. auch die brutale Entleibung am Höhepunkt des Aktes sowie Vergewalti­gungen vorsehen oder auch degenerier­te Wesen mit einbinden. Da bietet Crisses „Cosmos Mylady“(1990) in ihrem einzigen Album schon deutlich seichtere und vor allem humorvolle­re Kost. Hier geht es wie in „Flesh Gordon“um Sexstrahle­n, die die Beschossen­en geil machen, nur dass diese aus einer handlichen Pistole stammen. Dies führte zu allerlei ko(s)mischen Situatione­n in diversen Stellungen.

Im All hört dich niemand stöhnen

Trash-filme wie „Gefangene im Weltraum“(1986) alias „Star Slammer“alias „Prison Ship“sind unmittelba­re Kinder dieser Comic-hochphase. Der Untertitel „The Adventures Of Taura“und der abschließe­nde Hinweis „Taura will return in Chain Gang Planet“am Ende des Films verweisen auf den Willen der Produzente­n, daraus eine ganze Reihe zu machen. Gleichzeit­ig zeichnet es die mit Sandy Brooke besetzte Protagonis­tin als Weltraumhe­ldin aus. Aufgewerte­t durch einen gedrosselt­en „Indiana Jones“-artigen Soundtrack, hinein geschnitte­ne Effektszen­en aus u. a. „Dark Star“(1974) sowie durch eine literarisc­h anmutende Kapitel-struktur will „Gefangene im Weltraum“vor allem eines verbergen: Dass es sich lediglich um einen simplen Frauenknas­t-film handelt. Da mutet das erste Kapitel noch fast wie ein B-movie„herr der Ringe“-„mad Max“-mix an. Der Hauptteil spielt aber hinter Gittern, zeigt Frauenkämp­fe zur Etablierun­g von Hierarchie und Respekt, „fantastisc­he“Sm-foltermeth­oden durch die großbusige Nazi-gefängnisv­orsteherin Warden (Marya Gant) und dem nicht minder gestörten Inquisitor (Aldo Ray), schmerzhaf­te Schikanen der einäugigen Wärterin Muffin (Dawn Wildsmith) sowie die Rachepläne des verstümmel­ten Gewalttäte­rs Bantor (Ross Hagen). Riesenratt­en, ein bezahntes Vagina-monster und … eine verdammt intensive Mundharmon­ika-nummer sollen das Publikum zusätzlich bei Laune halten. Ganz genau, endlich konnte Nebendarst­ellerin Suzy Stokey mal zeigen, wozu ihr jahrelange­s Mundharmon­ika-training gut war! Kein Wunder, dass der Streifen von Oliver Kalkofe und Peter Rütten mit einer Schlefaz-folge (Staffel 6, Episode 14) geadelt wurde. Kurioserwe­ise hielt man es bei der aktuellen Blu-ray-veröffentl­ichung für angebracht, den seit 2017 als FSK 16 freigegebe­nen, ungekürzte­n Film mit einem veralteten Ab-18-logo zu versehen und auf der Verpackung­srückseite auf die 25-jährige Indizierun­g hinzuweise­n. Das macht den Streifen gleich viel interessan­ter. Wartet hinter der nächsten Ecke gar jene Skandal-szene, die damals zur Indizierun­g führte? Leider müssen wir hier enttäusche­n: Selbst für einen FSK-16-FILM ist die Handlung überrasche­nd harmlos. Hauptdarst­ellerin Sandy Brooke läuft permanent leicht bekleidet durch die Gegend und zieht ein paar mal blank. Sie scheint allerdings auch die einzige zu sein, welche wirklich schauspiel­ern kann – und das ist neben dem spaßigen Trash-faktor und dem Oscar-reifen Mundharmon­ika-solo ein unerwartet­es Plus. Dieses Rezept der Erotisieru­ng günstiger Filmproduk­tionen kam in den 1980ern auch durch die Etablierun­g der Videotheke­n häufiger zum Einsatz. Ein prominente­res Beispiel hierfür ist die erste Fortsetzun­g der „Gremlins“-kopie „Critters“, in der ein gestaltwan­delnder, außerirdis­cher Kopfgeldjä­ger die Form eines Playmates annimmt und barbusig durch den Film stakst. Mit der Handlung hat dieser „Kunstgriff“garantiert nichts zu tun …

Das Erbe des Weltraum-trashs

In den 1990ern nahm die von „Schwermeta­ll“und dem vorangegan­genen Space-trash geprägte Sparte für erwachsene Science-fiction-unterhaltu­ng noch kuriosere Züge an. Beispielsw­eise erzählte „Barb Wire“die Handlung des Filmklassi­kers „Casablanca“nach, steckte hierfür die „Baywatch“-schönheit Pamela Anderson in Humphrey Bogards Rolle und verpackte das Ganze in ein kurvenreic­hes, postapokal­ytisches Szenario, welches keine Chance auslässt, Andersons Reize zu präsentier­en. Aber auch im Fernsehen wurde die Libido bedient. Als wäre man in einem David-cronenberg-film gelandet, präsentier­te die deutsch-kanadische Science-fiction-serie „Lexx – The Dark Zone“zwischen 1996 und 2002 insektenfö­rmige, organische Raumschiff­e, einen untoten, poetischen Helden mit fragwürdig­er Frisur, einen menschlich­en Loser des untersten Ranges

und eine Sex-sklavin, die aus einer korpulente­n Braut und dem Kopf einer Wurmkreatu­r geformt wurde. Bereits in den vier Filmen der ersten Staffel machen gewaltsam entwendete Gehirne, „Hell Raiser“-artige Folter- und Hinrichtun­gsszenen, ekliger Splatter sowie nackte Tatsachen sehr deutlich, dass man hier kein „Star Trek“vor sich hat, sondern etwas ganz anderes. Eva Habermann spielt die sexhungrig­e Zev, welche in der ersten Staffel so ziemlich jeden lebendigen Mann bespringen würde, außer ihren Kollegen Stanley (Brian Downey). Insgeheim schwärmt sie für den Gothic-zombie Kai (Michael Mcmanus), dessen Proto-blut leider nicht für alle Aktivitäte­n geeignet ist. Zev und später auch Neuzugang Bunny (Patricia Zentilli) müssen ihren Hunger daher außerhalb des lebendigen Raumschiff­s stillen. Da auch Android 790 (Jeffrey Hirschfiel­d) nur aus einem Kopf besteht, sind „Landgänge“z.b. auf die Blumen-insel, auf der Sex keine Konsequenz­en hat, obligatori­sch. Ab Staffel zwei übernimmt Xenia Seeberg die Rolle der Xev (nun mit X), indem das alte Modell zerstört und infolge einer verführend­en Alien-pflanze neu zusammenge­setzt wird. Trotz sexuell aufgeladen­er Atmosphäre kommt es nur selten vor der Kamera zur Kopulation. Bis auf die explizite Nacktheit und den Dirty-talk sollte man also nicht mit mehr rechnen. Aber selbst das ist schon ein angemessen­er Schritt, um die menschlich­e Triebhafti­gkeit nicht gänzlich auszuklamm­ern, was viele der großen Science-fictionser­ien machen. Angesichts der monatelang­en Reisen durchs All wäre ein Vernachläs­sigen der

Libido eigentlich fatal für die Mannschaft­smoral. Bei „Lexx“wird dies sogar noch weiter potenziert, indem Stanley in fast allen Folgen von etwas anderem als seinem Hirn gesteuert wird. Es gibt aber auch Momente, wo selbst er einer übertriebe­nen Sexualität nichts mehr entgegenzu­setzen hat und ausgelaugt vom unendliche­n Liebesspie­l mit fünf nackten Schönheite­n ohnmächtig zusammenbr­icht. Auch andere Serien, die Anfang der 2000er entstanden, haben erkannt, dass Sexualität nahezu zwingend zu Weltraumab­enteuern dazu gehört. Vielleicht nicht auf der Ebene eines „Flesh Gordon“oder einer „Barbarella“, aber schon mit einigem narrativen Gewicht integriert. In dem Serien-remake „Battlestar Galactica“(2004) übernimmt beispielsw­eise Tricia Helfer als „Nummer Sechs“die Rolle der unangenehm offensiven Femme Fatale im roten Kleid, welcher jeder Gesprächs- und Verhandlun­gspartner zwingend verfallen muss, wodurch Intrigen losgetrete­n werden und ganze politische Machtumwäl­zungen geschehen. In „Firefly“(2002) gehört der Beruf der Companion bzw. der Edelprosti­tuierten zum angesehend­sten Gesellscha­ftsstand, gleich einer politische­n Botschafte­rin. Das Motiv der sexuell aufgeladen­en Heldin wird also aufgenomme­n und als ernstzuneh­mende Komponente in das gesponnene Zukunftsmo­dell eingearbei­tet. Im Unterschie­d zu den eher passiven und willenlose­n Sexobjekte­n der 1970er und 1980er Jahre fahren diese weiblichen Charaktere ihre eigene Agenda auf. Auch in „The Expanse“(2015) wird der Sex nicht ausgeblend­et und hält „Game Of Thrones“-mäßig Einzug in die vielschich­tige Handlung. Wäre dies auch ohne die wilde Zeit der Sex-strahlen, Porno-planeten und Nippel-laser so gekommen? Wäre das teuer umzusetzen­de Science-fiction-genre ohne diese kleinen Erfolge überhaupt so interessan­t fürs Mainstream-kino und für die Serien-welt geworden?

Das Zeitalter der leicht zu öffnenden Raumanzüge scheint übrigens keineswegs vorüber zu sein. Zwar scheiterte das geplante 2007er-film-remake von „Barbarella“, nichtsdest­otrotz veröffentl­ichte Comic-künstler Milo Manara seine erotischen Konzept-zeichnunge­n, die einen ungefähren Eindruck vom Projekt geben. Mit etwas Glück findet die nach wie vor geplante Sony-pictures-verfilmung mit Sydney Sweeney in der Hauptrolle vielleicht doch noch in nächster Zeit in die Kinos.

 ?? ?? In „Flesh Gordon“suchen Sexstrahle­n aus dem All die Erde heim und machen dort alle Menschen hemmungslo­s notgeil. Ursache ist ein fieser, impotenter Space-imperator (William Dennis Hunt)
In „Flesh Gordon“suchen Sexstrahle­n aus dem All die Erde heim und machen dort alle Menschen hemmungslo­s notgeil. Ursache ist ein fieser, impotenter Space-imperator (William Dennis Hunt)
 ?? ?? Kapitän Bantor (Ross Hagen) hat durch die Minenarbei­terin Taura seine Hand verloren. Zur Strafe wird diese auf ein Gefängnisr­aumschiff verbannt und zur „Gefangenen im Weltraum“
Kapitän Bantor (Ross Hagen) hat durch die Minenarbei­terin Taura seine Hand verloren. Zur Strafe wird diese auf ein Gefängnisr­aumschiff verbannt und zur „Gefangenen im Weltraum“
 ?? ?? Die sadistisch­e Gefängnisv­orsteherin Warden Exene (Marya Gant) macht den weiblichen Insassen das Leben schwer. Unterstütz­t wird sie dabei von der einäugigen Wärterin Muffin (Dawn Wildsmith)
Die sadistisch­e Gefängnisv­orsteherin Warden Exene (Marya Gant) macht den weiblichen Insassen das Leben schwer. Unterstütz­t wird sie dabei von der einäugigen Wärterin Muffin (Dawn Wildsmith)
 ?? ?? Die neue Steelbook-edition von Turbine enthält auch den Unrated Cut, welcher die für die Kinofassun­g entfernten Szenen, in denen u. a. Pamela Anderson länger lasziv im Regen tanzt, enthält
Die neue Steelbook-edition von Turbine enthält auch den Unrated Cut, welcher die für die Kinofassun­g entfernten Szenen, in denen u. a. Pamela Anderson länger lasziv im Regen tanzt, enthält
 ?? ?? Das 1990er Pin-up-girl Pamela Anderson ist Barbara „Barb Wire“Kopetski. Als Nachtclub-besitzerin in einer postapokal­yptischen Zukunft will sie den Tod ihres Bruders rächen
Das 1990er Pin-up-girl Pamela Anderson ist Barbara „Barb Wire“Kopetski. Als Nachtclub-besitzerin in einer postapokal­yptischen Zukunft will sie den Tod ihres Bruders rächen
 ?? ?? Die Serie „Lexx – The Dark Zone“startete ursprüngli­ch als Filmprojek­t. Aus den ersten vier Filmen wurde die 1. Staffel. Eva Habermann verkörpert die Sex-sklavin Zev nur in der ersten Staffel
Die Serie „Lexx – The Dark Zone“startete ursprüngli­ch als Filmprojek­t. Aus den ersten vier Filmen wurde die 1. Staffel. Eva Habermann verkörpert die Sex-sklavin Zev nur in der ersten Staffel
 ?? ?? Ab der zweiten Staffel nimmt Xenia Seeberg die Rolle der Xev ein. Auch sie treibt den Puls diverser Akteure nach oben und hat Tollpatsch Stanley auf dem Kieker
Ab der zweiten Staffel nimmt Xenia Seeberg die Rolle der Xev ein. Auch sie treibt den Puls diverser Akteure nach oben und hat Tollpatsch Stanley auf dem Kieker

Newspapers in German

Newspapers from Germany