Sex im Weltall
War es wirklich eine Sex-parodie, welche George Lucas in den 1970er Jahren den Weg in die Kinos für sein „Star Wars“ebnete? In Anbetracht dessen, dass der Erfolg von „Flesh Gordon“die Science Fiction fürs Kino reaktivierte, erscheint diese Hypothese durch
Dass der menschliche Sexualtrieb bis ins Weltall reicht, ist eine gern bemühte Männerfantasie, die zukunftsweisende Technologie mit Heldentum, Reichweite und Potenz vereint. Im Weltraum darf man noch „Held“sein, fernab jeglicher Prüderie und Sittenpolizei. Eine kleine Gruppe von Männern lässt die Grenzen des Heimatplaneten hinter sich, um ihren Samen in galaktischer Dimension zu verstreuen. Notwendig sind dafür natürlich auch willige Space-bräute, die meist barbusig und sexuell aufgeschlossen vor pockenübersäten Weltraummonstern oder notgeilen Imperatoren gerettet werden wollen. Und vor ihrer Jungfräulichkeit, die sie eigentlich schon lange an einen austauschbaren Sternenprinzen oder Liebesrobo verloren haben, aber zur Erbauung ihrer irdischen Helden ganz einfach wieder innehaben. Vermutlich aus einer Drogenlaune heraus entschieden sich die Regisseure Michael Benveniste und Howard Ziehm sowie ihr Drehbuchautor William Dennis Hunt Anfang der 1970er, eine Sex-parodie auf die „Flash Gordon“kino-serials aus den 1930ern und 1940ern zu drehen. Für Howard Ziehm war es ein logischer Schritt, sammelte er noch vor der „Flesh Gordon“veröffentlichung mit „The Incredible Body Snatchers“(1973) Parodie-erfahrung und war auch sonst in der Erotik-branche erfolgreich. Doch „Flesh Gordon“sollte sich als Kosten-sprengendes Mammutprojekt herausstellen, das mehrmals zu scheitern drohte. Bis schließlich der legendäre Satz „Mable Towers, Mable Towers: Wir können vor Geilheit nicht mehr fliegen!“durch die Lichtspielhäuser tönte, vergingen Jahre voller Probleme: Ein gefeuerter Regisseur (Michael Benveniste), eine Verhaftung wegen mutmaßlicher „Zuhälterei und Verschwörung zum Vollzug von Oralverkehr“, die Beschlagnahmung der Filmnegative, eine frustrierte Effekt-crew, ein in die eigene Tasche wirtschaftender Geschäftspartner (Bill Osco) und die Schwierigkeit, den Film überhaupt in die Kinos zu bringen, sorgten für so einige graue Haare. Am
Ende entstand daraus ein Schlüsselfilm der „Porno Chic“-bewegung der 1970er, welche durch Gerard Damianos „Deep Throat“(1972) eine neue Ära filmischer und sexueller Freiheit in den Mainstream-kinos einläutete.
Kampf der irdischen Prüderie
Vor Beginn des „Flesh Gordon“-films klärt eine Texttafel über die „Weiterentwicklung“des Heldenbegriffs im Us-kontext auf: Waren es während des Zweiten Weltkriegs und kurz danach die moralisch einwandfreien Superhelden, welche die Bevölkerung erbauten, dürfen nun in Zeiten des Friedens und Wohlstandes freiheitsbezogenere Saiten aufgezogen werden. Referiert wird hier auf die Überwindung der von Antikommunismus und der verschärften Filmzensur geprägten Mccarthy-ära. Das Ende des Production- bzw. Hays-codes, der christlich-moralisch einwandfreie Unterhaltungsprodukte forderte, brachte Anfang der 1970er eine entsprechende Gegenbewegung mit sich. Die „Sodomy Laws“, welche „unmoralische“sexuelle Handlungen wie den Oralverkehr, aber vor allem Homosexualität kriminalisieren, waren hingegen in den USA immer noch in Kraft, weshalb offene Pornografie weiterhin zwischen Legalität und Illegalität taumelte. Der Besuch eines erotischen Kinofilms kam zu der Zeit einem politischen Statement gegen die bestehende konservative Ordnung gleich. Insofern bewegte sich die Verquickung aus Mainstream-unterhaltung und Erotik genau auf dieser Welle, während die aufwändige Umsetzung „Flesh Gordons“mit all ihren Matte Paintings, Stop-motion- und anderweitigen Trickeffekten nach wie vor außergewöhnlich war.
Der Hardcore-mythos
Rick Baker („American Werewolf“, „King Kong“, „Star Wars“) ist einer der Effekt-künstler, die für die an Ray-harryhausen-filme erinnernden Stop-motion-kreaturen (einäugige Penismonster, Käfermonster, notgeiles Riesenmonster) und Jerkoffs Penis-rakete zuständig waren. Auch Sexroboter mit Bohrern und zweigeschlechtliche Kat
zen-gladiatorinnen gehören zum Panoptikum des Films. Wer damals ins Kino ging, konnte dadurch immerhin behaupten, dass er das Spektakel erleben wollte. Dass darin eine meist nackte oder zumindest barbusige Dale Ardor (Suzanne Fields) durch die Gegend sprang und den ein oder anderen Fallschirmflug mit oraler Geste „aufwertete“musste man ja niemandem unter die Nase reiben. Statt explizite Details zu zeigen, nutzt der Film vermehrt die Sprache des selbstironischen Humors, die einen dennoch erröten lässt. So frönen Dale und Prinz Porno (Mycle Brandy) bei jeder Gelegenheit ihrem Strick-hobby … in Lendenhöhe. Nackte Haut gibt es in dieser Uncut-fassung reichlich zu sehen und bei den Orgien des Imperator Hodes (William Dennis Hunt) scheint man auch nicht nur zu simulieren. Genau genommen soll es sogar eine X-rated-fassung mit Hardcore-szenen gegeben haben, welche dem Mythos nach zerstört wurde. Diverse abrupte Schnitte, in denen gewisse Dinge aufblitzen, scheinen diese Behauptung zu bestätigen. Und die gerichtlich erzwungene Kürzung der ursprünglichen Negative spricht ebenfalls dafür, dass der Film in erster Linie ein Sex-streifen werden sollte.
Der kurze „Trailers From Hell“-beitrag auf der neu erschienenen Blu-ray-edition von Turbine bestätigt zumindest eine pornösere Szene. Das opulente Mediabook macht in seinem digitalen Bonusmaterial (inkl. eines 135-minütigen, als Dialog geplanten Monologs Dr. Rolf Giesens) und auf 64 (!) Booklet-seiten klar, dass „Flesh Gordon“weitaus mehr als eine simple Porno-parodie ist. Es gehört tatsächlich zur Filmgeschichte und wird als Blaupause für so einige spätere Space Operas, darunter übrigens auch Mike Hodges „Flash Gordon“(1980), betrachtet.
16 Millimeter
Dass die restaurierte Bildqualität der Parodie nicht mit der aktuellen Uhd-präsentation des sechs Jahre jüngeren Kino-blockbusters mithalten kann, dürfte niemanden überraschen. Das 1.85:1-Bild bleibt aufgrund des schmalen 16-Millimeter-films verrauscht und unscharf. Während man die Farben ganz ordentlich hinbekam, verweilen Haarrisse und Verschmutzungen im finalen Produkt. Besser als das unbearbeitete Material oder gar die beiliegende, halbstündige Super-8-fassung ist das allemal. Auf „besonders scharfe“Details sollte man sich trotzdem nicht einstellen. Aus den Extras sticht auch der siebenminütige Direktvergleich zwischen der US- und der deutschen Fassung heraus, welcher die unterschiedlichen Texttafeln, gesprochenen Elemente und Einschübe offen legt. Das am Filmende angekündigte Sequel „The Further Adventures Of Flesh Gordon“sollte sich übrigens erst 1990 bewahrheiten. In dem Jahr erschien Howard Ziehms vorerst letzte Regie-arbeit „Flesh Gordon – Schande der Galaxis“mit dem neu besetzten Vince Murdocco, dessen Flesh von kosmischen Cheerleadern entführt wird. Mehr Haarspray, mehr Fäkalhumor (singende Würstchen!), mehr Penismonster, William Dennis Hunt erneut als Imperator und eine gespiegelte Mission (Impotenz- statt Sex-strahlen) änderte nichts daran, dass der Sex-faktor eingeschmolzen wurde. Im Unterschied zum Erstling wurde die Fortsetzung zu Produktionsbeginn eben nicht als Porno, sondern für einen breiteren Markt konzipiert.
Schwermetall
Es sind aber nicht nur männliche Helden, die der Fleischeslust im All frönen. Auch Weltraum-heldinnen haben seit Jane Fondas Auftritt in „Barbarella“(1968) Hochkonjunktur und beflügeln mit knappen Outfits sowie sexueller Offenheit die Fantasie. Zwar ist Roger Vadims leicht erotischer Weltraumtrash mit seiner Ehefrau in der Hauptrolle wesentlich handzahmer als der jüngere „Flesh Gordon“, aber auch hier verliert die Protagonistin immer wieder auf unerklärliche Weise ihre Kleidung, sei es bei Schießereien, beim Kampf mit Mörderpuppen oder in der tödlichen Sexmaschine des bösen Duran Duran. Ob die Weltraum-amazone diesen Gelüsten widerstehen kann? Oder stirbt sie einen ultimativen Orgasmus-tod? Der Comic-verfilmung „Barbarella“, aber auch „Flesh Gordon“dürfte es zu verdanken sein, dass Mitte der 1970er französische Künstler wie Jean Giraud (Moebius), Enki Bilal und Philippe Druillet das Comic-magazin „Métal Hurlant“(außerhalb Frankreichs: „Heavy Metal“oder auch der deutsche Ableger „Schwermetall“) aus dem Boden stampften, in dem bis Ende der 1980er und im zweiten Anlauf bis 2006 Science-fiction-geschichten für Erwachsene veröffentlicht wurden. In diesem Format sollte alles erlaubt sein. Sex und Gewalt waren keine Tabus mehr, im Gegenteil wurden sie zum Markenzeichen dieser häufig schmuddeligen, düsteren, satirischen Zukunftsvisionen. Ironischerweise erfüllte die spätere Tv-anthologie „Metal Hurlant Chronicles“(2012) aufgrund des relativ niedrigen Exploitation-faktors nicht die Erwartungen der Fans. Da traf der 1981er Zeichentrickfilm „Heavy Metal“schon eher den Geist des Magazins. Selbst der der B-movie-königin Julie Strain gewidmete Streifen „Heavy Metal F.A.K.K.2“(2000) bot mehr verruchte Zukunftsatmosphäre als die Realserie.
Space-babes
Mehreren Heldinnen, die ähnlich konzipiert waren wie Barbarella, wurde in den 1980ern von namhaften Künstlern Leben eingehaucht. So entwarf der spanische Videospiel- und Filmplakatkünstler Alfonso Azpiri mit „Lorna“eine gut bestückte Abenteurerin, die von einem dauergeilen Roboter begleitet und nicht selten von monströ
sen Banditen begehrt wurde. Die Heldin musste keineswegs gerettet werden und entschied selbst, welchem schleimigen Kollegen sie das beste Stück kappte und welche erotische Aktion sie geschehen ließ. Ihre Reize waren immerhin der Schlüssel zu so manch bewachter Beute. Insgesamt brachte sie es auf sieben Comic-alben sowie ein Crossover mit ihrer Kollegin in „Bethlehem Steele“. Waren Azpiris Comics auf Erotik bedacht, zählten Paolo Eleuteri Serpieris „Druuna“-comics ab 1985 mit ihrem nahezu fotorealistischen Stil und den expliziten Darstellungen definitiv zu den pornografischen Werken. Der italienische Künstler nutzte hierfür echte Models als Muse und inszenierte eine recht willenlos erscheinende Heldin, die sich in einer verseuchten, postapokalyptischen Welt jedem sexuellen Akt hingab. Seine Werke sind daher mit so einigen kontroversen Szenen versehen, die z. B. auch die brutale Entleibung am Höhepunkt des Aktes sowie Vergewaltigungen vorsehen oder auch degenerierte Wesen mit einbinden. Da bietet Crisses „Cosmos Mylady“(1990) in ihrem einzigen Album schon deutlich seichtere und vor allem humorvollere Kost. Hier geht es wie in „Flesh Gordon“um Sexstrahlen, die die Beschossenen geil machen, nur dass diese aus einer handlichen Pistole stammen. Dies führte zu allerlei ko(s)mischen Situationen in diversen Stellungen.
Im All hört dich niemand stöhnen
Trash-filme wie „Gefangene im Weltraum“(1986) alias „Star Slammer“alias „Prison Ship“sind unmittelbare Kinder dieser Comic-hochphase. Der Untertitel „The Adventures Of Taura“und der abschließende Hinweis „Taura will return in Chain Gang Planet“am Ende des Films verweisen auf den Willen der Produzenten, daraus eine ganze Reihe zu machen. Gleichzeitig zeichnet es die mit Sandy Brooke besetzte Protagonistin als Weltraumheldin aus. Aufgewertet durch einen gedrosselten „Indiana Jones“-artigen Soundtrack, hinein geschnittene Effektszenen aus u. a. „Dark Star“(1974) sowie durch eine literarisch anmutende Kapitel-struktur will „Gefangene im Weltraum“vor allem eines verbergen: Dass es sich lediglich um einen simplen Frauenknast-film handelt. Da mutet das erste Kapitel noch fast wie ein B-movie„herr der Ringe“-„mad Max“-mix an. Der Hauptteil spielt aber hinter Gittern, zeigt Frauenkämpfe zur Etablierung von Hierarchie und Respekt, „fantastische“Sm-foltermethoden durch die großbusige Nazi-gefängnisvorsteherin Warden (Marya Gant) und dem nicht minder gestörten Inquisitor (Aldo Ray), schmerzhafte Schikanen der einäugigen Wärterin Muffin (Dawn Wildsmith) sowie die Rachepläne des verstümmelten Gewalttäters Bantor (Ross Hagen). Riesenratten, ein bezahntes Vagina-monster und … eine verdammt intensive Mundharmonika-nummer sollen das Publikum zusätzlich bei Laune halten. Ganz genau, endlich konnte Nebendarstellerin Suzy Stokey mal zeigen, wozu ihr jahrelanges Mundharmonika-training gut war! Kein Wunder, dass der Streifen von Oliver Kalkofe und Peter Rütten mit einer Schlefaz-folge (Staffel 6, Episode 14) geadelt wurde. Kurioserweise hielt man es bei der aktuellen Blu-ray-veröffentlichung für angebracht, den seit 2017 als FSK 16 freigegebenen, ungekürzten Film mit einem veralteten Ab-18-logo zu versehen und auf der Verpackungsrückseite auf die 25-jährige Indizierung hinzuweisen. Das macht den Streifen gleich viel interessanter. Wartet hinter der nächsten Ecke gar jene Skandal-szene, die damals zur Indizierung führte? Leider müssen wir hier enttäuschen: Selbst für einen FSK-16-FILM ist die Handlung überraschend harmlos. Hauptdarstellerin Sandy Brooke läuft permanent leicht bekleidet durch die Gegend und zieht ein paar mal blank. Sie scheint allerdings auch die einzige zu sein, welche wirklich schauspielern kann – und das ist neben dem spaßigen Trash-faktor und dem Oscar-reifen Mundharmonika-solo ein unerwartetes Plus. Dieses Rezept der Erotisierung günstiger Filmproduktionen kam in den 1980ern auch durch die Etablierung der Videotheken häufiger zum Einsatz. Ein prominenteres Beispiel hierfür ist die erste Fortsetzung der „Gremlins“-kopie „Critters“, in der ein gestaltwandelnder, außerirdischer Kopfgeldjäger die Form eines Playmates annimmt und barbusig durch den Film stakst. Mit der Handlung hat dieser „Kunstgriff“garantiert nichts zu tun …
Das Erbe des Weltraum-trashs
In den 1990ern nahm die von „Schwermetall“und dem vorangegangenen Space-trash geprägte Sparte für erwachsene Science-fiction-unterhaltung noch kuriosere Züge an. Beispielsweise erzählte „Barb Wire“die Handlung des Filmklassikers „Casablanca“nach, steckte hierfür die „Baywatch“-schönheit Pamela Anderson in Humphrey Bogards Rolle und verpackte das Ganze in ein kurvenreiches, postapokalytisches Szenario, welches keine Chance auslässt, Andersons Reize zu präsentieren. Aber auch im Fernsehen wurde die Libido bedient. Als wäre man in einem David-cronenberg-film gelandet, präsentierte die deutsch-kanadische Science-fiction-serie „Lexx – The Dark Zone“zwischen 1996 und 2002 insektenförmige, organische Raumschiffe, einen untoten, poetischen Helden mit fragwürdiger Frisur, einen menschlichen Loser des untersten Ranges
und eine Sex-sklavin, die aus einer korpulenten Braut und dem Kopf einer Wurmkreatur geformt wurde. Bereits in den vier Filmen der ersten Staffel machen gewaltsam entwendete Gehirne, „Hell Raiser“-artige Folter- und Hinrichtungsszenen, ekliger Splatter sowie nackte Tatsachen sehr deutlich, dass man hier kein „Star Trek“vor sich hat, sondern etwas ganz anderes. Eva Habermann spielt die sexhungrige Zev, welche in der ersten Staffel so ziemlich jeden lebendigen Mann bespringen würde, außer ihren Kollegen Stanley (Brian Downey). Insgeheim schwärmt sie für den Gothic-zombie Kai (Michael Mcmanus), dessen Proto-blut leider nicht für alle Aktivitäten geeignet ist. Zev und später auch Neuzugang Bunny (Patricia Zentilli) müssen ihren Hunger daher außerhalb des lebendigen Raumschiffs stillen. Da auch Android 790 (Jeffrey Hirschfield) nur aus einem Kopf besteht, sind „Landgänge“z.b. auf die Blumen-insel, auf der Sex keine Konsequenzen hat, obligatorisch. Ab Staffel zwei übernimmt Xenia Seeberg die Rolle der Xev (nun mit X), indem das alte Modell zerstört und infolge einer verführenden Alien-pflanze neu zusammengesetzt wird. Trotz sexuell aufgeladener Atmosphäre kommt es nur selten vor der Kamera zur Kopulation. Bis auf die explizite Nacktheit und den Dirty-talk sollte man also nicht mit mehr rechnen. Aber selbst das ist schon ein angemessener Schritt, um die menschliche Triebhaftigkeit nicht gänzlich auszuklammern, was viele der großen Science-fictionserien machen. Angesichts der monatelangen Reisen durchs All wäre ein Vernachlässigen der
Libido eigentlich fatal für die Mannschaftsmoral. Bei „Lexx“wird dies sogar noch weiter potenziert, indem Stanley in fast allen Folgen von etwas anderem als seinem Hirn gesteuert wird. Es gibt aber auch Momente, wo selbst er einer übertriebenen Sexualität nichts mehr entgegenzusetzen hat und ausgelaugt vom unendlichen Liebesspiel mit fünf nackten Schönheiten ohnmächtig zusammenbricht. Auch andere Serien, die Anfang der 2000er entstanden, haben erkannt, dass Sexualität nahezu zwingend zu Weltraumabenteuern dazu gehört. Vielleicht nicht auf der Ebene eines „Flesh Gordon“oder einer „Barbarella“, aber schon mit einigem narrativen Gewicht integriert. In dem Serien-remake „Battlestar Galactica“(2004) übernimmt beispielsweise Tricia Helfer als „Nummer Sechs“die Rolle der unangenehm offensiven Femme Fatale im roten Kleid, welcher jeder Gesprächs- und Verhandlungspartner zwingend verfallen muss, wodurch Intrigen losgetreten werden und ganze politische Machtumwälzungen geschehen. In „Firefly“(2002) gehört der Beruf der Companion bzw. der Edelprostituierten zum angesehendsten Gesellschaftsstand, gleich einer politischen Botschafterin. Das Motiv der sexuell aufgeladenen Heldin wird also aufgenommen und als ernstzunehmende Komponente in das gesponnene Zukunftsmodell eingearbeitet. Im Unterschied zu den eher passiven und willenlosen Sexobjekten der 1970er und 1980er Jahre fahren diese weiblichen Charaktere ihre eigene Agenda auf. Auch in „The Expanse“(2015) wird der Sex nicht ausgeblendet und hält „Game Of Thrones“-mäßig Einzug in die vielschichtige Handlung. Wäre dies auch ohne die wilde Zeit der Sex-strahlen, Porno-planeten und Nippel-laser so gekommen? Wäre das teuer umzusetzende Science-fiction-genre ohne diese kleinen Erfolge überhaupt so interessant fürs Mainstream-kino und für die Serien-welt geworden?
Das Zeitalter der leicht zu öffnenden Raumanzüge scheint übrigens keineswegs vorüber zu sein. Zwar scheiterte das geplante 2007er-film-remake von „Barbarella“, nichtsdestotrotz veröffentlichte Comic-künstler Milo Manara seine erotischen Konzept-zeichnungen, die einen ungefähren Eindruck vom Projekt geben. Mit etwas Glück findet die nach wie vor geplante Sony-pictures-verfilmung mit Sydney Sweeney in der Hauptrolle vielleicht doch noch in nächster Zeit in die Kinos.