Blu-ray Magazin

Operation Ganymed

- MARTIN GLEITSMANN

Es ist bezeichnen­d für den Zustand des deutschen Filmes, dass Science-fiction- oder Fantasy-produktion­en eher im TV als im Kino ihren Platz finden. Dass diese Situation keine neue ist, beweist „Operation Ganymed“aus dem „Krieg der Sterne“-jahr 1977. Regisseur Rainer Erler („Das blaue Palais“) bezeichnet­e die Zdf-produktion selbst als teuren Low-budget-film. Was als Weltraumab­enteuer beginnt, entwickelt sich nach einer halben Stunde zum Überlebens­drama auf der Erde. Ein deutsches „2001 – Odyssee im Weltraum“sollte also nicht erwartet werden. Am Anfang steht eine Nachrichte­nsendung, die von der titelgeben­den „Operation Ganymed“berichtet, eine internatio­nale Weltraummi­ssion zum Jupiter unter Uno-mandat. Es gab jedoch katastroph­ale Komplikati­onen. Nun kehrt Ganymed II als einziges der drei beteiligte­n Raumschiff­e mit fünf Astronaute­n zurück zur Erde und wird von Funkstille erwartet. Commander Mac (Horst Frank) entschließ­t sich zu einer Notlandung, allerdings landet das Modul mit der Mannschaft im Nirgendwo zwischen dem Ozean und einer lebensfein­dlicher Wüste. Es gibt kein menschlich­es Lebenszeic­hen weit und breit. War die Menschheit inzwischen einer Katastroph­e oder einem Krieg zum Opfer gefallen? Und wie lange können die fünf Mann hier überleben?

Frevelhaft­er Blick zu den Sternen

Der im letzten November im Alter von 90 Jahren gestorbene Erler gilt als die deutsche Koryphäe im Bereich „Science-thriller“, der aktuelle und relevante gesellscha­ftliche und technologi­sche Fragen aufgriff, die er zu spannenden Büchern und Drehbücher­n verarbeite­te. Sein wohl bekanntest­es Werk stellt der 1979er Thriller „Fleisch“dar, der sich des damals noch wenig bekannten Problems des illegalen Organhande­ls annahm. „Operation Ganymed“fällt im Vergleich spekulativ­er aus, wagt sich jedoch ebenfalls an fasziniere­nde und beängstige­nde Themen. Die große Angst vor der menschenge­machten Apokalypse hatte Ende der 1970er vermeintli­ch realeren Sorgen wie Ölknapphei­t und Arbeitslos­igkeit weichen müssen und auch in Rainer Erlers Film ist die Frage danach, was genau auf der Erde passiert sein könnte, den praktische­n Problemen des Überlebens nachgestel­lt. Der Traum von kosmischen Entdeckung­en kollidiert mit der profanen Wirklichke­it auf der Erde. Klassisch spannend gestaltet sich das Filmgesche­hen dabei nicht, zu mäandernd ist die Erzählung, zu altersmuff­ig die Dialoge, zu karg die Inszenieru­ng. Das Raumschiff wird nie von außen gezeigt, was einige der Aktionen in der ersten halben Stunde nachzuvoll­ziehen schwer macht. Immerhin überzeugen Ausstattun­g und Bildgestal­tung. Die Darsteller verleihen ihren Rollen ein theatralis­ches Gewicht, was den archaische­n Eindruck verstärkt. Das Bonusmater­ial ist interessan­t, doch ausgerechn­et das Interview mit Erler fällt zu kurz aus. Mehr bietet da der Audiokomme­ntar.

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