Die Ritter der Apocalypse
(Digital Only)
Viele Filme der 1990er Jahre standen aufgrund des bevorstehenden Millenniumswechsels ganz im Zeichen der biblischen Apokalypse. Egal ob „God‘s Army“(1995), „End Of Days“(1999), „Die Neun Pforten“(1999) oder „Im Auftrag des Teufels“(1997) – in dem Jahrzehnt nutzte Hollywood die allgemeine Endzeitpanik, um mehr oder minder spannende Filme über den überirdischen Kampf – Engel gegen Dämonen bzw. Christen gegen den (ungeborenen) Antichristen – gewinnbringend zu verkaufen. Auch das spanische, schwarzhumorige „El Dia De La Bestia“(1995) entstand in diesem Zeitgeist. Ein Film kann aber als absoluter 90er-archetyp dieses Untergenres bezeichnet werden. Und der ist alles andere als biblisch: James Camerons „Terminator 2: Tag der Abrechnung“(1991) war stilprägend für die meisten Endzeitfilme dieses Jahrzehnts. Stellvertretend für die Mächte des Himmels und der Hölle bekriegen sich hier zwei Killerrobos aus der Zukunft. Ihr Kampf gilt dem (Un-)wohl eines Jungen, von dessen Schicksal der Widerstand gegen die Maschinen abhängt. Man könnte sagen, John Connor ist in diesem Szenario der Anti-antichrist, während die durch Skynet hervorgerufene nukleare Apokalypse von einem Chip-entwickler abhängt.
Autofahrten
Lange Rede, kurzer Sinn: Auch der vorliegende Film „The Minion – Knight Of The Apocalypse“(1998) scheint stark von der Handlung und dem Stil des Cameron-klassikers geprägt zu sein. Statt Arnold Schwarzenegger konnte man Dolph Lundgren für die Hauptrolle des modernen Tempelritters gewinnen. Statt aus der Zukunft wandelt der Hauptantagonist, der Lakai des Teufels, von Körper zu Körper und überlebt so die Jahrhunderte. Der Film beginnt daher im Jahr 999 nach Christus und zeigt zwei Tempelritter, die verletzt durch eine Wüste irren, um einen mystischen Schlüssel vor den gierigen Griffeln des Lakaien (Minion) zu bewahren. Mit diesem könnte nämlich der Antichrist aus seinem Gefängnis befreit werden. Daher ist es existenziell, ihn gut zu verbergen. Auf Kosten eines Lebens gelingt es den Templern gerade so, das Schicksal abzuwenden. Genau tausend Jahre später bahnt sich das gleiche Spiel an. Der Minion (diesmal in einem anderen Körper) geht über Leichen, um an das
Relikt zu gelangen. Derweil ahnt die Archäologin Karen Goodleaf (Françoise Robertson) noch nichts von der Bedrohung, als sie im Inneren eines Anhängers, der bei dem Skelett eines mittelalterlichen Tempelritters unter einem U-bahnschacht gefunden wurde, besagten Schlüssel entdeckt. Von seinem Orden entsandt rettet der moderne Templer Lukas Sadorov (Dolph Lundgren) die Frau, welche ihn für den Rest des Abenteuers begleiten wird. Nach und nach erklärt er ihr die übernatürlichen Spielregeln dieses Falls und es entsteht eine enges Band zwischen der „Normalsterblichen“und dem frommen Krieger, dessen bevorzugte Waffe nicht etwa ein Schwert ist. Nein, es ist ein Kampfhandschuh mit Spikes, der den dämonisch befallenen Menschen fachmännisch ins Gesicht gedrückt wird, bis das Lebenslicht erlischt.
In einem Nebenstrang lässt sich Kriminologe David Schulman (Roc Lafortune) beobachten, der seinen völlig überflüssigen Kollegen in langen Ausführungen erklärt, was die Zuschauerschaft längst weiß: Hier findet ein biblischer Kampf, Gut gegen Böse statt. Und dieser wird teilweise mit einem Soundtrack untermalt, der sich verdächtig nahe an Brad Fiedels „Terminator 2“-Score orientiert.
Kameraeinstellungen und Szenenaufbau wurden offenbar auch vom Klassiker inspiriert. Allerdings gibt es mehr Dialoge in fahrenden Autos und statt eines Jungen wird ein Schlüssel gejagt, der in eine radioaktive Mine geworfen werden soll. Wird es den Guten gelingen, den Ring der Macht in die Feuer des Schicksalsberges … äh … in die Tiefen der nuklearen Mülldeponie zu werfen? Trauen können sie jedenfalls keinem, da einfach jeder der Minion sein kann. Und der ist weder gelb noch klein, blauhosig oder Gelatogeil, sondern einfach nur fies. Der 1990er-jahrestreifen wird ab 10. Mai digital erhältlich sein.