Baby Assassins 1 & 2
(Mediabook)
Wie wäre es, wenn wir einen Film über zwei infantile, grundverschiedene Assassininnen machen würden, die notgedrungen in einer WG leben, durch ihre Profession aber zusammenwachsen. Im zweiten Teil werden sie vorübergehend arbeitslos und können ihre Rechnungen kaum mit Gelegenheitsjobs begleichen. Und da gibt es diese zwei Typen, die wie die Mädels sind, nur männlich. Die haben es auf ihre Stellen bei der Gilde abgesehen und machen Jagd auf sie. Eigentlich sind sie ja ganz nett und könnten gute Freunde, wenn nicht sogar mehr sein. Aber sie kämpfen gegeneinander – zumindest im letzten Filmdrittel. Davor verfallen die Baby Assassins der Spielsucht, schließen mehr oder minder erfolgreich Bankgeschäfte ab und versuchen, den ganzen Papierkram als gesellschaftlich notwendiges Konzept zu verstehen … oder so. Und sie quatschen die ganze Zeit unverständlichen Nonsens, der rein gar nichts mit der Handlung
zu tun hat. So ähnlich wird Regisseur und Drehbuchautor Yugo Sagamotos Pitch geklungen haben, als er das Konzept zu „Baby Assassins“und dessen Fortsetzung vorstellte. Und es ist cool! Cool! Ganz lässig! Irgendwie süß und alltäglich. Aus dem Leben gegriffen. Wie Realitytv, nur dass manchmal eine Granate runterpurzelt, wenn sich die meist gelangweilten Mädels uneinig sind. Oder wie eine Romcom, in der sich Chisato (Akari Takaishi) und Mahiro (Saori Izawa) in jeder Lebenslage perfekt ergänzen, obwohl sie so unterschiedlich sind und so rein gar nicht in den zivilen Alltag passen. Wenn es schließlich zum Kampf kommt – Holla die Waldfee! – dann geht es richtig zur Sache. Der Grund für die Auseinandersetzung ist zwar völlig Banane, aber das juckt ohnehin keinen. In Kombination mit den coolen Charakteren, dem ganzen infantilen Humor (basierend auf Morallosigkeit) und den verzweifelten „Erwachsenen“, die den „Babys“die Regeln der zivilisierten Gesellschaft vermitteln möchten, ist die gezeigte Action vom lässigen Shootout bis zum hochakrobatischen Faustkampf ein absolutes Highlight. Elegante Drehstuhl-schwünge treffen hier auf seitwärts gerollte Flipkicks mit parallelem Pistolenfeuer, ohne dass auch nur eine Bewegung schwerfällig, stockend oder überflüssig wirkt. Würfe, Tritte, Konter, Befreiungsschläge – es ist alles aus einem Guss, wird optisch übersichtlich sowie temporeich serviert und durch den dynamischen Schnitt mit einem leichten Extra-drall versehen.
Ihr seid raus!
Die deutsche Synchro der japanischen Dialoge ist grandios gelungen. Auch wenn nicht jeder Wortwitz im Deutschen funktioniert, versprühen die Stimmen eine hohe Glaubwürdigkeit und Spontanität. Und das gilt bis in die kleinste Nebenrolle. Anstatt die Fortsetzung einzeln auf Blu-ray herauszubringen, erscheint Mitte April zunächst einmal ein hochwertiges Mediabook mit beiden Filmen sowie in zwei Cover-varianten. Wer also noch keine „Baby Assassins“zuhause stehen hat, ist mit dieser edlen Edition gut bedient. Die anderen können überlegen, ob sie die Blu-ray des ersten Films weiterverkaufen oder einfach auf die demnächst erscheinende Einzel-blu-ray
der Fortsetzung warten. Die abgedrehten Alltagsabenteuer der Assassininnen sind relativ hell und freundlich eingefangen, präsentieren aber auch eine partielle Blässe, da der Schwarzwert nicht in jeder Szene die gebotene Tiefe besitzt. Schärfe und Farbdarstellung sind gut. Das Sounddesign ist insofern seltsam, dass der Soundtrack relativ weit im Hintergrund dudelt und auch die Effekte, also z.b. die Schläge, Tritte und auch Schüsse weitaus weniger krachen, als es angemessen wäre. Mit einem größer angelegten Sounddesign wäre die toll choreografierte Action gleich noch mal um zwei Level besser. So klingt alles zu flach und undynamisch. Aber vielleicht gehört das ja ebenfalls zum Alltagskonzept des Films.