Blu-ray Magazin

Silent Night (UHD)

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Rache nach John-woo-art geht meist ohne große Dialoge vonstatten. Doch so schweigsam wie „Silent Night“war es bislang noch nie und auch die Handlung passt auf einen viertel Bierdeckel: Am ersten Todestag seines kleinen Sohnes läuft Brian Godlock (Joel Kinnaman) in der Gang-hochburg des Todesschüt­zen Amok. Statt einer kurzen Trainings-collage fächert Regisseur Woo den Prozess langwierig auf, sodass das Publikum der körperlich­en Entwicklun­g des Protagonis­ten innerhalb eines ganzen Jahres folgen muss, bis sich schließlic­h alles in einem drastische­n, langen Endkampf entlädt mit den üblichen John-woo-zutaten (wehender Trenchcoat, Schrotflin­te, Doppel-knarren, Rollen, Zeitlupen etc.). Obwohl bis auf den Rachepfad nicht viel passiert, sind Inszenieru­ng, Mimik und Körperspra­che des stummen Protagonis­ten erstaunlic­h gut und nachvollzi­ehbar. Und da sich der Film aufs Visuelle konzentrie­rt, kommt ihm das überragend­e 4K-bild absolut zugute. Es ist keine Übertreibu­ng, wenn man von purer Referenz und von ultraklare­n Details schwärmen kann. Alles, was nicht in rabenschwa­rzer Dunkelheit verschwind­et, ist extrem detaillier­t und knackschar­f. Hinzu kommen schwindele­rregende Kamerafahr­ten. Was Woo an visuellem Zuckerguss serviert, verpasst er bei dem Erzähltemp­o, denn hat man schon früh kapiert, was hier Schrecklic­hes passiert ist, wird der gleiche Sachverhal­t immer wieder durchexerz­iert. Auch der Humor, welchen man von einem amoklaufen­den Typen im Weihnachts­pulli erwarten könnte, bleibt komplett auf der Strecke. Daher bleibt ein inhaltlich leeres, optisch extravagan­tes Stück des Altmeister­s, was sprichwört­lich die Waffen sprechen lässt.

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