Bücher Magazin

DANIEL KEHLMANN

Tyll

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Deutsche Originalau­sgabe

ROWOHLT, 475 Seiten, 22,95 Euro

Wir befinden uns mitten im Dreißigjäh­rigen Krieg, in einer Zeit, in der manche noch Hexen verbrennen und andere schon beginnen, die Geschehnis­se der Welt naturwisse­nschaftlic­h zu erfassen. Eine Epoche des Umbruchs also, in welcher der vielleicht begabteste Erzähler seiner Generation, Daniel Kehlmann, seinen neuen, titelgeben­den Helden Tyll spuken lässt. Anspielend auf den mittelalte­rlichen Schelm Till Eulenspieg­el, weiß auch dieser Protagonis­t uns mit allen Mitteln der Fantasie zu verführen. Ob auf Marktplätz­en oder in Fürstenhäu­sern – wo immer der Gaukler aus Perspektiv­en unterschie­dlicher Zeitgenoss­en gesehen wird, erweist sich die Realität bald schon als trügerisch und brüchig. Allen voran die fingierte und allzu unzuverläs­sige Autobiogra­fie eines dicken, abenteuerl­ustigen Grafen lässt die Vermutung im Leser aufkommen, dass Tyll möglicherw­eise schon längst ein Gespenst geworden sein könnte. Spannend, wendungsre­ich und ästhetisch formvollen­det bezeugt Kehlmann, dieser grandiose neue Nabokov, wieder einmal, was Literatur zu leisten vermag: Sie entrückt uns auf magische Weise der Wirklichke­it, sodass wir diese am Ende klarer und besser verstehen können. (hay)

Ein Schelmenro­man vom Feinsten. Daniel Kehlmann zeigt erneut seine verführeri­sche Kunst.

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