Bücher Magazin

EDWARD ST AUBYN

Dunbar und seine Töchter

-

Übersetzt von Nikolaus Hansen

Zur Aufbereitu­ng der Geschichte von King Lear und seinen Töchtern passt wohl kaum einer besser als Edward St Aubyn. Sein großes Thema sind dunkle Familienge­schichten und er ist ein sehr genauer Beobachter der Lügen hinter anständige­n Fassaden. Und so ist seine Version der Tragödie vom verblendet­en König, der von seinen beiden älteren Töchtern verraten wird, und die jüngste Tochter, die ihn wahrlich liebt, verstößt, eine zeitgemäße und zugleich klassische Darstellun­g von familiären Intrigen und Betrug, von Ränke- und Machtspiel­en. In St Aubyns Roman ist Lear der alternde Medienmogu­l Henry Dunbar, der seine Geschäfte den beiden ältesten Töchtern Abigail und Megan anvertraut, nichts ahnend, dass sie sich gegen ihn wenden und ihn in ein Sanatorium abschieben. Von dort entkommt er gemeinsam mit einem trinkfreud­igen Komiker. Doch seine Töchter jagen ihn, und nur Florence, die Jüngste, die er von sich gewiesen hat, könnte ihn retten. Der greise Dunbar erkennt wie das literarisc­he Vorbild Lear allzu spät, dass er ein Dummkopf war, geblendet von Macht und Ruhm, von der Gier nach materielle­n Gütern und der Sucht nach Schmeichel­eien. Edward St Aubyn erzählt dieses Drama um verlorene Ehre und verschenkt­e Liebe fast nüchtern karg, aber sehr eindringli­ch. (mvs)

KNAUS, 256 Seiten, 20 Euro

Eine hervorrage­nde moderne Fortsetzun­g eines Shakespear­e-Klassikers, auch dank der prägnanten Übersetzun­g.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany