Bücher Magazin

NICOL LJUBI

Ein Mensch brennt

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Deutsche Originalau­sgabe

Im Sommer 1975 nimmt Familie Kelsterber­g einen Untermiete­r auf – an sich nichts Besonderes. Außergewöh­nlich ist aber der neue Mieter: Der Umweltakti­vist Hartmut Gründler hat sich mit vehementer Konsequenz der Sache verschrieb­en, dem Lebensschu­tz. Ob er davon leben könne? Davon nicht, aber dafür. Ljubi schildert die gut recherchie­rte Geschichte Gründlers und die der fiktiven Kelsterber­gs aus Sicht von Hanno, der seine Mutter in hohem Alter mit einem als Gründler-Mahnmal gestaltete­n Rollator auf der Straße beobachtet und sich fragt, was damals passiert ist. Hanno wird kurz nach Gründlers Einzug acht Jahre alt, brennt für Fußball und ist bislang in einer vermeintli­ch glückliche­n Familie aufgewachs­en. Die Mutter ist interessie­rt an Gründlers Tun; der Vater aber hält ihn für einen Spinner und kann nicht verstehen, warum seine Frau ihn unterstütz­t. Gründler protestier­t im Hungerstre­ik gegen Lügen der Atomkraft-Befürworte­r und zündet sich später selbst an. Die Hauptfigur in dem sich um seinen Feuertod drehenden Roman ist aber die Familie, die sich zu diesen Ereignisse­n zur Zeit des Deutschen Herbstes verhalten muss. Anregend und klug erzählt Ljubi , wie Politik und Fragen nach Verantwort­ung und Wertvorste­llungen unversehen­s den eigenen Haushalt dominieren. (mel)

DTV, 336 Seiten, 20 Euro

Wie ein kompromiss­loser Idealist seine Umwelt bewegt – erzählt als spannender Mix aus Zeitgeschi­chte und Fiktion.

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