OLIVER BOTTINI
Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens
Deutsche Originalausgabe
DUMONT, 512 Seiten, 22 Euro
Die Geschichte beginnt auf einer Autobahn in Mecklenburg, ein Sandsturm zieht auf, Massenkarambolage. Maik verliert seine Familie. Einige Jahre später ist er in Rumänien auf dem Gut seines Freundes Jörg, der hier manisch Land kauft, als sich eine neue Tragödie ereignet: Jörgs Tochter Lisa wird ermordet. Trotz dieser weit auseinanderliegenden Schauplätze schafft Bottini eine Verbindung zwischen den Schicksalen der Menschen hier und dort. Spekulanten und Konzerne aus aller Welt kaufen Ackerland im Osten, die Kleinbauern wurden nach der Wende ausgebootet. Ceause cus Diktatur endete in Rumänien 1989, im selben Jahr, in dem auch die Umstrukturierung der LPGs begann. Das seelische Erbe der Diktatur sitzt in den Figuren. Da ist Ioan Cozma, der in Lisas Tod ermitteln soll, er ist erpressbar, weil er für die Securitate folterte. Da ist Annett, die gegen Monokulturen und Ausbeutung kämpft, da ist Ana, die immer noch nach dem Grab ihrer Eltern sucht. Schon der Prolog trifft den Leser mit einer Wucht, wie man sie selten liest. Die seelisch zersplitterten Charaktere sind gedankenvoll, doch in und um ihren
Schmerz herum entwickelt sich die Handlung rasant. (md)
Wie Landraub, Autounfälle, Diktatur und Mord zusammengehören, liest sich tief berührend und geschichtsträchtig.