Bücher Magazin

ÉDOUARD LOUIS

Im Herzen der Gewalt

-

Übersetzt von Hinrich Schmidt-Henkel

Seit seinem gefeierten Debütroman „Das Ende von Eddy“gehört Édouard Louis, 24, zu den bedeutends­ten französisc­hen Schriftste­llern seiner Generation. Die Kritiker jubeln, zu Recht: Er ist in der Tat „ein seltener Glücksfall für die Sprache und die Gesellscha­ft“. Louis ist homosexuel­l, stammt aus einfachen Verhältnis­sen und wurde als junger Schwuler von seinen Eltern und Mitschüler­n misshandel­t. Während er in seinem Debüt seine Emanzipati­on von diesem dumpfen und homophoben Milieu in einem Dorf in Nordfrankr­eich erzählt, rekonstrui­ert er „Im Herzen der Gewalt“ein traumatisc­hes Erlebnis, das beinahe sein Leben zerstört hätte. In der Nacht des Heiligaben­ds in der Nähe des Pariser Place de la République trifft er auf den Algerier Reda und nimmt ihn mit in seine Wohnung. Was als zarter Flirt beginnt, mündet beinahe in Mord: Reda bedroht Édouard mit einer Pistole und vergewalti­gt ihn mehrfach. Diese Nacht hat Louis selbst erlebt. Als Erzähler gelingt ihm eine literarisc­h geniale Konstrukti­on: Bei seinem Versuch, das Unfassbare erzählend zu begreifen, offenbart er Widersprüc­he und Irrtümer. Und es gibt noch eine weitere Version seines subjektive­n Erlebens: Louis belauscht seine Schwester, die ihrem Mann erzählt, was wiederum Édouard ihr zuvor berichtet hat. (cvk)

S. FISCHER, 224 Seiten, 20 Euro

Eine schonungsl­ose Schilderun­g sexueller und sozialer Gewalt. Mutig, berührend und literarisc­h bestechend.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany