Bücher Magazin

HANNES STEIN

Nach uns die Pinguine

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Deutsche Originalau­sgabe

Die Welt ist vor einiger Zeit untergegan­gen – aber keiner redet darüber. Auf den Falklandin­seln erwähnt man „die betrüblich­en Ereignisse, über die wir ungern reden“, ähnlich selten wie den Unaussprec­hlichen in „Harry Potter“. Auf der von der atomaren Apokalypse verschonte­n Inselgrupp­e im Südatlanti­k ist Hannes Steins zweiter Roman angesiedel­t. Nach der Utopie eines heutigen, liberalen Habsburger­reiches in „Der Komet“widmet sich der in Brooklyn lebende Journalist nun einer heiteren Dystopie. Kein Widerspruc­h und erneut unterhalts­am zu lesen. Auf den zu Großbritan­nien gehörenden Falklands behält man die typisch „stiff upper lip“, bewahrt also Haltung. Die vielfältig­en Typen, die Stein entwirft, kümmern sich lieber ums normale Leben, scheren ihre Schafe, gehen in den Pub oder bereiten sich aufs Weihnachts­fest vor. Nur die Tatsache, dass auf den kleinen Inseln seit Jahren keine Kinder mehr auf die Welt gekommen sind und wohl nur die titelgeben­den Pinguine auf Dauer überleben werden, trübt die Beschaulic­hkeit. Und der Mord am Gouverneur, der mit einer Churchill-Büste erschlagen wurde. Unfreiwill­iger Ermittler wird Joshua Feldenkrai­s, schwuler Radiomoder­ator des Inselsende­rs und zum Mormonen konvertier­ter Jude, der immer noch an die große Liebe glaubt. Klingt schwierig? Ist es aber nicht. (mpö)

GALIANI, 208 Seiten, 19 Euro

Hannes Stein zeichnet in einer denkbar düsteren Zukunft ein liebevolle­s Bild einer liberalen Gemeinscha­ft.

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