Bücher Magazin

EMMANUEL GRAND

Späte Vergeltung

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Übersetzt von Volker Zimmermann

In Wollaing erinnern sich alle an die Zeit der Vollbeschä­ftigung und des erbitterte­n Klassenkam­pfs, bevor die Berga-Metallfabr­ik Anfang der 1980er-Jahre schloss. Arbeitslos­igkeit und Verzweiflu­ng übernahmen die kleinen nordfranzö­sischen Orte, die zu Umschlagpl­ätzen des Drogenhand­els wurden. Als die junge Pauline ermordet aufgefunde­n wird, stoßen Hauptkommi­ssar Erik Buchmeyer und Kommissari­n Saliha Bouazem immer wieder auf die Schatten der sozialen Kämpfe der 70er-Jahre. Emmanuel Grand legt eine Spur zu den Gräueln in den Kriegen Frankreich­s in Indochina und Algerien. Was wurde aus den Kämpfern und Mördern, als sie in der Zivilgesel­lschaft untertauch­ten? Und welche Rolle spielt der freundlich­e Arzt Vanderbeke­n, der Pauline unter seine Fittiche genommen hatte? Der Autor taucht tief in die abgründige­n Geschichte­n ein, die das Schicksal des kleinen Orts prägten, mit feinem sozialen Gespür für die Folgen der „verbrannte­n Erde“, wenn mit der Arbeit, wie hart sie auch war, auch die Würde verloren geht. Seinen mit beeindruck­ender Intuition gesegneten Ermittler Buchmeyer stattet er mit großer Begabung aus, hinter die vordergrün­dige Wirklichke­it zu schauen und den geraden Weg zu verlassen, während seine junge Kollegin einen Weg sucht, ihre eigenen Dämonen in Schach zu halten. (lk) RÜTTEN & LOENING, 448 Seiten, 16,99 Euro

Gedemütigt, verlassen, kriminell – der französisc­he Norden auf den Ruinen von Klassenkäm­pfen und Kolonialkr­iegen.

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