Bücher Magazin

ANTONIO DAMASIO

Im Anfang war das Gefühl– Der biologisch­e Ursprung menschlich­er Kultur

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Übersetzt von Sebastian Vogel

Wir haben mehr mit Einzellern gemein, als uns bewusst ist. Dieser unerwartet­e Gedanke stellt sich beim Lesen des neuen Buches von Antonio Damasio ein. Der renommiert­e Neurowisse­nschaftler, dessen Schwerpunk­te auf Emotion und Bewusstsei­n liegen, greift gleich zwei interessan­te Thesen auf. Laut Damasio hat nicht die Fähigkeit des Denkens, sondern die des Fühlens unsere Kulturen hervorgebr­acht. So die erste Theorie des Forschers. „In ihrem Bedürfnis, mit Herzensnöt­en umzugehen, und die Widersprüc­he in Einklang zu bringen, die durch Leiden, Ängste, Wut und das Streben nach Wohlbefind­en entstehen, entdeckten die Menschen Musik, Tanz, Malerei und Literatur“, schreibt Damasio. Seine zweite These bringt uns zurück zu den Einzellern: Die evolutionä­ren Vorläufe der menschlich­en Gefühle sind nicht in der Entwicklun­g der Säugetiere zu verorten – sondern reichen viel weiter zurück, zu den Anfängen des Lebens vor rund vier Milliarden Jahren. Zu den Bakterien, Schwämmen und Amöben. Damasios Argumentat­ion überzeugt nicht immer. Aber der Forscher zeigt wieder einmal, dass unsere Gefühle eine ebenso komplexe wie fasziniere­nde Antwort auf die Anforderun­gen des Lebens sind. (ang)

SIEDLER, 320 Seiten, 26 Euro

Damasio wendet die Evolutions­theorie auf menschlich­e Empfindung­en an – und bietet unterhalts­ame Lektüre.

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