INTERVIEW MIT CAROLIN BENDEL, ALIAS POPPY J. ANDERSON
Frau Bendel, Sie haben Geschichte studiert und arbeiten an Ihrer Dissertation. Wie kommen Sie da ausgerechnet auf Liebesromane?
Ich schreibe Liebesromane schon, so lange ich denken kann.
Und als vor ein paar Jahren das Thema „Selfpublishing“aufkam, brauchte ich nur in die Schublade zu greifen.
Seitdem veröffentlichen Sie wie am Schnürchen, und zwar preisgekrönt: Storyteller Award, Love Letter Award, Spiegelbestsellerautorin, erste deutsche Selfpublisherin, die über eine Million E-Books verkaufte. Worin liegt Ihr Erfolg?
Meine Geschichten spielen meist in den USA, das allein macht es für die Leser schon attraktiv. Amerika ist immer noch ein Sehnsuchtsland. Ich habe Leserinnen, die wegen meiner Romane zu glühenden Football-Fans geworden sind. Und mal ehrlich: Man lässt sich doch eher von Model Adam aus Boston hinreißen als von Fliesenleger Ralf aus Oer-Erkenschwick.
Dazu kommt, dass Sie gern Reihen schreiben wie „New York Titans“oder „Taste of Love“. Bleibt der Leser an Fortsetzungen besser dran? Es sind ja keine Fortsetzungsromane im eigentlichen Sinn. Aber es stimmt: Die Leser verfolgen gern Geschichten, die zu einem Themenkomplex gehören. Und die Charaktere müssen Ecken und Kanten haben. Ich bekomme gerade dann positives Feedback, wenn die Figuren nicht perfekt sind und sich das Schema von der Prinzessinnen-Geschichte wegbewegt. Bestes Beispiel: Eine männliche Nebenfigur kommt mit Irokesenschnitt und Rückenhaar daher und die Leser fragen, wann er endlich eine eigene Geschichte bekommt. Das Geheimnis liegt wohl in der Unvollkommenheit.
Gerade erscheinen in der „Taste of Love“-Reihe zwei neue Titel. Warum gehen Liebesromane und Backen oder Kochen eigentlich so erfolgreich zusammen?
Mit Essen assoziiert man Sinnlichkeit und Verführung. Da erklärt sich der Rest von selbst. In meinen Geschichten müssen die Figuren etwas voneinander lernen. Das ist bei „Zart verführt“ja auch so. Die beiden Hauptakteure retten sich gegenseitig. Sie bringt ihm das Genießenkönnen zurück, er ihr das Selbstbewusstsein. Die Menschen identifizieren sich mit dieser fürsorglichen Komponente.
USA und Patisserie gehören auf den ersten Blick nicht zusammen. Wie viel eigene Erfahrung steckt in dem Roman?
Ich backe leidenschaftlich gern. Allerdings gehe ich mit meinen Recherchen auch immer sehr weit ins Detail. Das macht den vermeintlich trivialen Liebesroman aufwendig, weil ich mich tief in Fachjargons einlese. Im Fall meiner „Taste of Love“-Reihe war es allerdings auch eine große Bereicherung, mich mit amerikanischen Food-Bloggerinnen oder Julia Child auseinanderzusetzen, die die französische Küche und auch die Patisserie in die USA gebracht hat.