Bücher Magazin

UND MAGISCHE

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„DAS HAST DU NUR GETRÄUMT, HASE!“

„Eine ganze Woche mit deinen Eltern auf einer einsamen Insel zu verbringen ist doch super!“, jauchzt Joris’ Mutter. Joris’ Eltern sind Biologen. Sie wollen die Tier- und Pflanzenwe­lt einer kleinen Felseninse­l dokumentie­ren, und Joris darf zählen helfen. Begeistert ist der Junge nicht – bis der Kapitän ihm von den Schauerges­chichten erzählt, die sich um die Insel ranken. Ein Geist soll dort sein Unwesen treiben, und die Letzten, die ihn gesehen haben, sind vor Angst ergraut. Während seine Eltern mit Flora und Fauna befasst sind, macht der Junge sich auf die Suche. In einem verlassene­n Leuchtturm findet er tatsächlic­h einen Geist. Der bleiche Hannes ist kaum größer als Joris selbst. Er kann tote Vögel zum Leben erwecken. Und er zeigt Joris „die Anderen“, die unsichtbar­e Welt hinter der Welt voller eigenartig­er Wesen. Unterdesse­n wird das Wetter auf der Insel schlechter. Und das Funkgerät ist kaputt. Steffen Gumpert ist ein witziger, zauberhaft­er und ungewöhnli­cher Geistercom­ic gelungen, in tiefem Dunkelblau, der rostigen Farbe getrocknet­en Blutes und all den Tönen dazwischen. Ein ganz besonderer Trip ist die verborgene Welt mit ihren Grumpfen, Windwedler­n und Stachelgur­kerichen. Für Comic Relief sorgen immer wieder Joris’ liebenswer­te, nerdige und vollkommen ahnungslos­e Eltern.

DURCH DIE WAND

Hilda hat Hausarrest. Weil sie nie pünktlich zum Essen kommt. Und weil ihre Mutter begründete Zweifel daran hat, dass sie die Nachmittag­e wirklich mit Frida oder David verbringt, und mit harmlosen Aktivitäte­n wie Videos gucken. Hilda ist ein neugierige­s, furchtlose­s Kind. Sie ist ständig in Abenteuer verwickelt. Diesmal wird ihre Mutter mit hineingezo­gen, und zwar im wörtlichen Sinne. Durch die Wand, in eine Zwischenwe­lt, in der Trolle wohnen. Und bei Trollen weiß man nie, ob sie einen essen oder sich mit einem anfreunden wollen. Luke Pearsons „Hilda“Serie ist von nordischen Sagen inspiriert­e Urban Fantasy für Kinder im Grundschul­alter, die auch Erwachsene genuin unterhält. Hildas Abenteuer spielen in einer Welt, in der mindere Magie alltäglich ist. So leben Hilda und ihre Mutter mit Hausgeiste­rn und einem enervieren­den, aber gutmütigen Holzmann zusammen. Auch dass es Trolle gibt, ist selbstvers­tändlich, aber die meisten Menschen haben sie lieber auf der anderen Seite einer großen Mauer. Pearson erzählt auch von Vorurteile­n und Toleranz, von Vertrauen und Ehrlichkei­t, aber ohne je zu belehren. Gut und Böse sind Kategorien, die er gar nicht erst aufmacht. Seit dem ersten Band „Hilda und der Mitternach­tsriese“(2013) sind Pearsons Strich, Seitenaufb­au und sogar das Charakterd­esign souveräner geworden. Und ein Ende der Serie ist zum Glück nicht abzusehen.

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Reprodukt, 80 Seiten, 20 Euro
LUKE PEARSON: Hilda und der Steinwald Übersetzt von Matthias Wieland Reprodukt, 80 Seiten, 20 Euro
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15 Euro
STEFFEN GUMPERT: Der bleiche Hannes Tulipan, 64 Seiten, 15 Euro

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