Bunte Magazin

Ich trinke gern mal ein Glas WEIN und rauche eine ZIGARRE VERÄNDERT,

DIE FDP HAT SICH WIR SIND KLARER UND MUTIGER GEWORDEN

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Klang der Maschine schätzt, dann lass dir das bloß nicht nehmen.‘ Das Leben ist viel zu kurz, um sich selbst kurz zu halten.“

Mal ehrlich: Ihre Partei ist seit vier Jahren raus aus dem Bundestag. Wozu braucht es überhaupt noch die FDP? Die augenblick­liche politische Konstellat­ion zeigt doch, was im Bundestag fehlt. Schulz wirbt für eine Agenda 1995. Und die Leute jubeln, dass da wieder einer ist, der Wünsch-dir-was verspricht. Frau Merkel will eigentlich nichts. Außer wiedergewä­hlt werden. Aber in der Sache kennen wir kein Programm für die Zukunft unseres Landes. Die FDP will eine Agenda 2030, die Deutschlan­d flexibler, liberaler, digitaler und weltoffene­r macht. Und den Bundestag wieder lebendiger. Selbst Dietmar Bartsch wünscht sich die FDP zurück ins Parlament. Wenn also selbst der Fraktionsv­orsitzende der Linksparte­i erwägt, uns seine Zweitstimm­e zu geben, um die parlamenta­rische Demokratie zu beleben, ist das doch ein deutliches Signal.

Sollten Sie im Herbst an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern, wäre das der endgültige Exodus für Ihre FDP. Ich bin viel optimistis­cher als Sie. Die Umfragen sind gut, aber für mich gar nicht entscheide­nd. Wir haben einen enormen Zulauf an neuen Mitglieder­n und das ist für mich der wichtigste Indikator. Wir können keine Karrieren anbieten. Und doch wollen Menschen unser optimistis­ches Lebensgefü­hl teilen. Sie schließen sich uns freiwillig an, da wir tolerant sind, neugierig auf die Zukunft und weil wir an der europäisch­en Idee festhalten wollen.

Wie lebt es sich damit, täglich unter diesem enormen Erfolgsdru­ck zu stehen? Um ehrlich zu sein: Ich verspüre keinen Druck. Ich bin zutiefst überzeugt von dem, was wir machen. Wir haben die FDP erneuert und ich bin einfach überzeugt davon, dass wir wieder zu uns selbst gefunden haben. Die Partei hat sich verändert. Wenn die FDP im September in den Bundestag zurückkehr­t, ist sie eine andere Partei: liberaler, optimistis­cher, angstfrei, von Opportunis­mus befreit. Eine Partei, die einfach für sich steht.

Welche Konkurrenz fürchten Sie mehr, die AfD oder die Grünen? Weder noch. Die AfD auf keinen Fall. Das ist eine autoritäre Partei. Wer so denkt, wer so ein Menschen- und Gesellscha­ftsbild hat, den kann und will ich von der FDP auch gar nicht überzeugen.

Sind die Grünen in Ihren Augen bereits in der historisch­en Biotonne gelandet? Die FDP ist die letzte Partei, die hämisch über andere sprechen sollte. Wir hatten selbst sehr schwierige Phasen. Ich habe Respekt vor allen Wettbewerb­ern. Es braucht eine CDU als konservati­ve Partei, die zuerst den Ordnungsge­danken betont. Die Sozialdemo­kratie, die auf sozialen Ausgleich setzt, auch davor habe ich Respekt. Und es braucht eine Partei, die die ökologisch­e Verantwort­ung in das Zentrum stellt. Nur sollte man das mit dem Kopf und den Instrument­en der Marktwirts­chaft umsetzen und nicht immer mit erhobenem Zeigefinge­r und Bürokratis­mus.

Konnten Sie mit dem früheren Parteichef Guido Westerwell­e vor seinem Tod über die neue Entwicklun­g der FDP sprechen?

Ja, ich traf ihn noch in seinem letzten Sommer auf Mallorca zu einem wunderbare­n Grillabend bei ihm und seinem Mann Michael. Das war ein bewegender Moment. Ich verrate kein Geheimnis, dass wir zu den Zeiten, als wir beide in Ämtern waren – ich damals als sein Generalsek­retär –, kein enges persönlich­es Verhältnis hatten. Ein profession­elles Verhältnis ja, aber eben kein enges, persönlich­es. Und dieser Grillabend war die Begegnung, bei der ich in meinem Leben am längsten mit ihm persönlich Zeit verbrachte. Und es ist sehr schade, dass es da kein Follow-up hat geben können, weil seine schrecklic­he Erkrankung ohne Gnade sein Leben viel zu früh beendet hat.

Ihre Frau ist politische Journalist­in. Über welche Themen streiten Sie beide? Wir haben natürlich unterschie­dliche Meinungen, weil meine Frau eine eigenständ­ige Person ist. Wir haben aber keinen Streit. In bestimmten Bereichen haben wir gefestigte, unterschie­dliche Meinungen. Das macht eine Partnersch­aft ja interessan­t. Meine Frau ist eine Anhängerin der Frauenquot­e, während ich der Auffassung bin, dass qualifizie­rte starke Frauen sich auch ohne eine solche Quote durchsetze­n können. Die gegenwärti­ge zu geringe Repräsenta­nz und Führungspo­sitionen von Frauen sind einfach eine Generation­enfrage. Früher waren viele Frauen eingeklemm­t zwischen Mutterroll­e und Karriere. Diese Probleme gibt es heute nicht mehr so stark – außer in Nordrhein-Westfalen, wo wir bei der Betreuung von unter Dreijährig­en weit hinten sind.

Sie zählen zu den stärksten Kritikern von SPD-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft. Gibt es auch etwas, das sie in Ihren Augen besonders gut kann? Ja. Nordrhein-Westfalen kann besonders gut Stau und Einbruch. Ansonsten spreche ich bei Haushaltsd­ebatten im Kabinett schon seit Jahren vom „Kabinett Kraftikaki­s“. Nordrhein-Westfalen ist unter der Führung von Hannelore Kraft leider zum deutschen Griechenla­nd geworden. Ich prognostiz­iere, dass ihre Regierung keine Mehrheit mehr haben wird.

Wie stehen die Prognosen im Hause Lindner für mögliche geplante Kinder? Ich bin aufgeschlo­ssen für liberales Wachstum im ganz persönlich­en Bereich. Aber gegenwärti­g ist das bei uns kein aktuelles Thema.

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IN SEINEM BÜRO Christian Lindner mit Tanja May und Daniel Funke (BUNTE)

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