Besuch von Tieren ERWÜNSCHT
schen mit Autismus, Behinderungen oder Demenz, aber auch denjenigen, die über ein Trauma nicht sprechen können“, sagt Dr. Rainer Wohlfarth, Präsident der Europäischen Gesellschaft für tiergestützte Therapie. „Tiere sind präsent, sie brauchen dazu keine Worte und können den Klienten da abholen, wo er steht.“
Eines der bekanntesten tiergestützten Heilverfahren ist die Hippotherapie. Beim Reiten auf geschulten Pferden werden Gleichgewicht, Koordination, Atmung und die gesamte Sensorik eines Menschen angesprochen. An der HumboldtUniversität Berlin läuft gerade eine Studie zur Wirksamkeit pferdegestützter Interventionen bei Kindern mit ADHS. Die Beziehung zum Pferd scheint die Hyperaktivität zu verringern.
Moderatorin Monica Lierhaus ist unendlich froh, die Hippotherapie für sich entdeckt zu haben. Nach einer missglückten Gehirnoperation musste die Journalistin alles neu lernen: schlucken, essen, sich bewegen. Bis heute leidet sie unter starken Schmerzen. Nur wenn sie auf dem Pferd sitzt, fühlt sie sich fast beschwerdefrei. „Das Pferd überträgt seine Bewegungen dreidimensional auf das Becken des Reiters. Der wird damit an seine eigenen dreidimensionalen Bewegungen erinnert. Wenn jemand nicht gut oder gar nicht gehen kann, hat er auf dem Pferd das Gefühl, es doch irgendwie zu können. Außerdem lösen das Hin- und Herschaukeln und die Wärme des Pferdes blockierte Muskeln. Der Haltungsund Gleichgewichtssinn wird angeregt, die Muskelspannung normalisiert. Bei jedem Impuls, den das Pferd aussendet, muss man reagieren, sich neu einpendeln. Schlaffe Muskeln spannen sich an, zu stark gespannte, wie bei mir, geben nach“, schreibt sie in ihrem Buch „Immer noch ich“(Ullstein Verlag, 9,99 Euro). Sogar an schlechten Tagen fühlt sich Lierhaus auf dem Rücken des Pferdes spürbar besser.
Auch was fast banal klingt: Blau schimmernde Fische im Aquarium oder das Gezwitscher eines munteren Wellensittichs haben einen positiven Einfluss auf Seele und Gesundheit. In immer mehr Seniorenheimen ist es Bewohnern und Mitarbeitern erlaubt, ihr Haustier mitzubringen. 79 Prozent aller befragten Heimleiter begrüßen laut einer Umfrage des Instituts für soziale Infrastruktur das Halten von Tieren.
Wissenschaftlich bestätigt ist sogar die positive Wirkung von Vögeln in Pflegeheimen. Einer der vielen Gründe, warum Vierbeiner, Fische und Vögel so guttun: Kümmern sich Menschen um andere Lebewesen, haben sie das Gefühl, nicht nur selbst Hilfe zu brauchen, sondern auch für andere da sein zu können. Auch das Robert KochInstitut befürwortet mittlerweile Tiere in Pflegeeinrichtungen und ihre regelmäßigen Besuchsdienste in Krankenhäusern.