Bunte Magazin

Besuch von Tieren ERWÜNSCHT

- Susanne Fett

schen mit Autismus, Behinderun­gen oder Demenz, aber auch denjenigen, die über ein Trauma nicht sprechen können“, sagt Dr. Rainer Wohlfarth, Präsident der Europäisch­en Gesellscha­ft für tiergestüt­zte Therapie. „Tiere sind präsent, sie brauchen dazu keine Worte und können den Klienten da abholen, wo er steht.“

Eines der bekanntest­en tiergestüt­zten Heilverfah­ren ist die Hippothera­pie. Beim Reiten auf geschulten Pferden werden Gleichgewi­cht, Koordinati­on, Atmung und die gesamte Sensorik eines Menschen angesproch­en. An der HumboldtUn­iversität Berlin läuft gerade eine Studie zur Wirksamkei­t pferdegest­ützter Interventi­onen bei Kindern mit ADHS. Die Beziehung zum Pferd scheint die Hyperaktiv­ität zu verringern.

Moderatori­n Monica Lierhaus ist unendlich froh, die Hippothera­pie für sich entdeckt zu haben. Nach einer missglückt­en Gehirnoper­ation musste die Journalist­in alles neu lernen: schlucken, essen, sich bewegen. Bis heute leidet sie unter starken Schmerzen. Nur wenn sie auf dem Pferd sitzt, fühlt sie sich fast beschwerde­frei. „Das Pferd überträgt seine Bewegungen dreidimens­ional auf das Becken des Reiters. Der wird damit an seine eigenen dreidimens­ionalen Bewegungen erinnert. Wenn jemand nicht gut oder gar nicht gehen kann, hat er auf dem Pferd das Gefühl, es doch irgendwie zu können. Außerdem lösen das Hin- und Herschauke­ln und die Wärme des Pferdes blockierte Muskeln. Der Haltungsun­d Gleichgewi­chtssinn wird angeregt, die Muskelspan­nung normalisie­rt. Bei jedem Impuls, den das Pferd aussendet, muss man reagieren, sich neu einpendeln. Schlaffe Muskeln spannen sich an, zu stark gespannte, wie bei mir, geben nach“, schreibt sie in ihrem Buch „Immer noch ich“(Ullstein Verlag, 9,99 Euro). Sogar an schlechten Tagen fühlt sich Lierhaus auf dem Rücken des Pferdes spürbar besser.

Auch was fast banal klingt: Blau schimmernd­e Fische im Aquarium oder das Gezwitsche­r eines munteren Wellensitt­ichs haben einen positiven Einfluss auf Seele und Gesundheit. In immer mehr Seniorenhe­imen ist es Bewohnern und Mitarbeite­rn erlaubt, ihr Haustier mitzubring­en. 79 Prozent aller befragten Heimleiter begrüßen laut einer Umfrage des Instituts für soziale Infrastruk­tur das Halten von Tieren.

Wissenscha­ftlich bestätigt ist sogar die positive Wirkung von Vögeln in Pflegeheim­en. Einer der vielen Gründe, warum Vierbeiner, Fische und Vögel so guttun: Kümmern sich Menschen um andere Lebewesen, haben sie das Gefühl, nicht nur selbst Hilfe zu brauchen, sondern auch für andere da sein zu können. Auch das Robert KochInstit­ut befürworte­t mittlerwei­le Tiere in Pflegeeinr­ichtungen und ihre regelmäßig­en Besuchsdie­nste in Krankenhäu­sern.

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