Bunte Magazin

Campino:

Bio-Snacks statt Pommes-Bude

- S. Rüth

hat ihn verändert: Punk-Legende Campino, 54, hat viele ihm nahestehen­de Menschen verloren. Sein Schlagzeug­er und sein Manager starben an Krebs, sein Chauffeur an Nierenvers­agen. Alle drei liegen in einem Gemeinscha­ftsgrab der Toten Hosen. „Der Tod steht immer neben einem“, sagt Campino.

Haben Sie Angst vor dem Tod? Jetzt gerade nicht. Es kommt darauf an: Es gibt Momente, da ist dir alles egal, und dann wiederum welche, da klammerst du dich an das Leben. Es gibt Situatione­n, da kann man unglaublic­hen Mut entwickeln, und in anderen ist man enttäusche­nd schwach.

Gesundheit­lich sind Sie bisher verschont geblieben. Die Parole „live fast, die young“(lebe schnell, sterbe jung) zieht bei mir nicht mehr, dafür ist es zu spät. Manche Leute haben Glück, manche nicht. Das ist eine sehr dünne Linie. Einigen Freunden von uns ist es schlechter ergangen. Heroin, Koks, Alkohol – das ganze Programm. Die haben gar nicht so wesentlich anders gelebt als wir, aber es war eben Pech dabei. Sie haben einfach nicht mehr die Kurve gekriegt.

Und jetzt gibt es nur noch BioSnacks für die Band? Ja, irgendwie schon. Der Bioladen als letzte Station vor dem Endbahnhof sozusagen. Ich achte immer mehr auf meine Ernährung. Wenn ich daran denke, wie wir früher in Düsseldorf-Flingern immer in den „Jet Grill“gegangen sind… Ich ernährte mich vorwiegend von dieser Pommes-Bude, mindestens zweimal am Tag. Heute würde mein Körper das nicht mehr schaffen.

Wird man die Toten Hosen in 200 Jahren in einem Atemzug mit den Rolling Stones nennen? Ach nee, will man auch gar nicht und was hätte man auch davon? Mir reicht es, wenn wir in 200 Jahren eine Lokalgröße sind. Es gibt in der Düsseldorf­er Altstadt das Schneider-Wibbel-Haus. Der Schneider Wibbel hat zur Zeit Napoleons gelebt und sich dort lange vor den Franzosen versteckt. So wurde er zur Kultfigur. Es wäre fein, wenn in 200 Jahren die Düsseldorf­er Grundschül­er einen alljährlic­hen Tagesausfl­ug machten, erst zu Schneider Wibbel und dann rüber zum Südfriedho­f zu uns. Wir haben dort ein Gemeinscha­ftsgrab gekauft und werden alle einmal dort liegen.

Wie lange machen die Toten Hosen noch weiter? Verbindlic­h kann ich nur sagen: So ein bis zwei Wochen wird es noch gehen.

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FÜR IMMER VEREINT Das Gemeinscha­ftsgrab der Hosen auf dem Düsseldorf­er Südfriedho­f NEUES ALBUM „Laune der Natur“steckt voller Erinnerung­en DANKBAR Bloß kein „Jammerlapp­en“werden, findet Campino. Das Leben sei schließlic­h „ein wahnsinnig­es Geschenk“

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