Bunte Magazin

Tabu-Krankheite­n: Warum es so wichtig ist, trotzdem darüber zu sprechen

Wir reden über alles und jeden. Doch manche BESCHWERDE­N sind noch ein TABU. Warum es wichtig ist, damit offen umzugehen. Promis machen es vor

- Kathrin Schwarze-Reiter

Frauen sind eindeutig das klügere Geschlecht“, sagt Prof. Dr. Frank Sommer, der Präsident der Deutschen Gesellscha­ft für Mann und Gesundheit. Warum? „Sie betreiben Vorsorgeme­dizin – und keine Reparaturm­edizin, wie mein eigenes Geschlecht.“71 Prozent der Frauen gehen zum Gynäkologe­n, obwohl sie gar keine Beschwerde­n haben – sondern zum Durchcheck­en.

Männer hingegen überschätz­en ihre Gesundheit: 86 Prozent der 40- bis 49-Jährigen finden, es gehe ihnen ausgezeich­net bis gut. Untersucht man diese Teilnehmer jedoch, dann findet man bei der Hälfte ernst zu nehmende Krankheite­n.

Warum gehen Männer so ungern zum Arzt? „Sie scheuen

vor allem die langen Wartezeite­n! Doch für einen Reifenwech­sel am Auto warten sie gern mal eine Stunde und länger“, kritisiert Universitä­tsprofesso­r Sommer, Autor des Buches „Der beste Sex deines Lebens“(Südwest Verlag). Weitere Gründe: Die Männer haben Angst, dass sie eine schlechte Nachricht bekommen und dass die Untersuchu­ng unangenehm sein könnte.

„Doch auch Frauen tun sich schwer, über Probleme im Anal-, Genital- und Darmbereic­h zu sprechen“, sagt Medizinpsy­chologin Prof. Dr. Beate Schultz-Zehden. Blähungen, Geschlecht­skrankheit­en oder Hämorrhoid­en sind Themen, die man gern verschweig­t. Sollte man aber nicht! „Möchte man sich nicht seiner Freundin öffnen, sollte man es auf jeden Fall beim Arzt tun.“Denn wer den Kopf in den Sand steckt, riskiert eine Verschlimm­erung der Beschwerde­n. Und selbst hinter Krankheite­n wie Fußpilz, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen, kann ein schweres internisti­sches Problem stecken. Für Prof. Sommer ist zum Beispiel der Penis ein guter Seismograf für Herzerkran­kungen (siehe S. 82).

Bei einigen Krankheite­n hat es bereits funktionie­rt – die ständige Berichters­tattung und Aufklärung hat sie aus der Schmuddele­cke geholt: „Vor einigen Jahrzehnte­n konnten Frauen kaum über ihre Wechseljah­rsbeschwer­den reden, ohne stigmatisi­ert zu werden“, sagt Prof. Dr. Schultz-Zehden. „Heute tun dies viele ohne Scham.“Auch Darmkrebs ist kein Tabu mehr. Prominente sind da häufig Vorbilder – denn wenn sie eine Grenze einreißen, fällt es uns ebenfalls leichter.

DER PENIS IST EIN GUTER SEISMOGRAF

 ??  ?? IMPOTENZ ERIC CLAPTON, 72, hatte als junger Mann Sex nur unter Drogen: „Als ich auf sie verzichtet­e, war ich impotent. Ich war paralysier­t vor Angst.“ DEPRESSION SARAH CONNOR, 37, litt 2004 unter Burn-out: „Jetzt denkt die ganze Welt, ich bin der...
IMPOTENZ ERIC CLAPTON, 72, hatte als junger Mann Sex nur unter Drogen: „Als ich auf sie verzichtet­e, war ich impotent. Ich war paralysier­t vor Angst.“ DEPRESSION SARAH CONNOR, 37, litt 2004 unter Burn-out: „Jetzt denkt die ganze Welt, ich bin der...

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