Tabu-Krankheiten: Warum es so wichtig ist, trotzdem darüber zu sprechen
Wir reden über alles und jeden. Doch manche BESCHWERDEN sind noch ein TABU. Warum es wichtig ist, damit offen umzugehen. Promis machen es vor
Frauen sind eindeutig das klügere Geschlecht“, sagt Prof. Dr. Frank Sommer, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit. Warum? „Sie betreiben Vorsorgemedizin – und keine Reparaturmedizin, wie mein eigenes Geschlecht.“71 Prozent der Frauen gehen zum Gynäkologen, obwohl sie gar keine Beschwerden haben – sondern zum Durchchecken.
Männer hingegen überschätzen ihre Gesundheit: 86 Prozent der 40- bis 49-Jährigen finden, es gehe ihnen ausgezeichnet bis gut. Untersucht man diese Teilnehmer jedoch, dann findet man bei der Hälfte ernst zu nehmende Krankheiten.
Warum gehen Männer so ungern zum Arzt? „Sie scheuen
vor allem die langen Wartezeiten! Doch für einen Reifenwechsel am Auto warten sie gern mal eine Stunde und länger“, kritisiert Universitätsprofessor Sommer, Autor des Buches „Der beste Sex deines Lebens“(Südwest Verlag). Weitere Gründe: Die Männer haben Angst, dass sie eine schlechte Nachricht bekommen und dass die Untersuchung unangenehm sein könnte.
„Doch auch Frauen tun sich schwer, über Probleme im Anal-, Genital- und Darmbereich zu sprechen“, sagt Medizinpsychologin Prof. Dr. Beate Schultz-Zehden. Blähungen, Geschlechtskrankheiten oder Hämorrhoiden sind Themen, die man gern verschweigt. Sollte man aber nicht! „Möchte man sich nicht seiner Freundin öffnen, sollte man es auf jeden Fall beim Arzt tun.“Denn wer den Kopf in den Sand steckt, riskiert eine Verschlimmerung der Beschwerden. Und selbst hinter Krankheiten wie Fußpilz, die auf den ersten Blick harmlos erscheinen, kann ein schweres internistisches Problem stecken. Für Prof. Sommer ist zum Beispiel der Penis ein guter Seismograf für Herzerkrankungen (siehe S. 82).
Bei einigen Krankheiten hat es bereits funktioniert – die ständige Berichterstattung und Aufklärung hat sie aus der Schmuddelecke geholt: „Vor einigen Jahrzehnten konnten Frauen kaum über ihre Wechseljahrsbeschwerden reden, ohne stigmatisiert zu werden“, sagt Prof. Dr. Schultz-Zehden. „Heute tun dies viele ohne Scham.“Auch Darmkrebs ist kein Tabu mehr. Prominente sind da häufig Vorbilder – denn wenn sie eine Grenze einreißen, fällt es uns ebenfalls leichter.
DER PENIS IST EIN GUTER SEISMOGRAF